Und hinter dir die Finsternis
vor Gericht gestellt zu werden.
Conner Banks gab mir eine Videoaufnahme einer Fernsehsendung,
auf der Lokaltermine mit Tatrekonstruktionen von Verbrechen zu sehen waren, die in den Vereinigten Staaten begangen wurden. Die Täter waren zwei Männer, die sich zur Tatzeit im Zustand des Schlafwandelns befunden hatten. Beide wurden zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt. In derselben Sendung wurden Tatrekonstruktionen eines Totschlags und einer schweren Körperverletzung gezeigt, die von zwei Männern in demselben Zustand in Kanada begangen wurden. Sie wurden beide freigesprochen. Die Aufnahmen versetzten mich in ziemliche Verzweiflung. Zwei der Männer waren völlig verwirrt gewesen, als sie von der Polizei geweckt worden waren, und hatten keinerlei Erinnerung an das, was geschehen war. Ein anderer wachte in seinem Wagen auf und fuhr selbst zur Polizeistation, weil er mit Blut bedeckt war.
Zum Glück gab es in diesen Tagen noch eine Sache, mit der ich mich beschäftigen konnte – und die mir sogar Spaß machte: Ich nahm verschiedene Veränderungen im Herrenhaus vor. Peter hatte mir erzählt, dass Grace fast gar nichts am Herrenhaus verändert hatte, dass sie dafür jedoch die Wohnung in der Fifth Avenue komplett neu hatte einrichten lassen. Ich war bisher nur ein paarmal in den Wochen zwischen der Benefizveranstaltung und unserer Hochzeit in der Wohnung gewesen. Im Augenblick hegte ich keinerlei Wunsch, mich ohne Peter dort aufzuhalten. Es mag zwar lächerlich klingen, aber ich hätte mich wie ein Eindringling gefühlt. Sollte Peter am Ende ins Gefängnis gehen müssen, dann stünden noch größere Entscheidungen an, was mit dem gesamten Besitz geschehen sollte.
In der Zwischenzeit widmete ich mich jedoch den kleineren Veränderungen im Herrenhaus – in meinem Haus, wie ich mir manchmal noch selbst einreden musste. Ich bat Gary, die Kisten mit dem Limoges-Porzellan hinunterzutragen. Jane wusch die Teller, Tassen und Untertassen und all die wundervollen Einzelstücke ab, die im späten neunzehnten
Jahrhundert bei so mancher üppig gedeckten Dinnerparty benutzt worden waren. »So etwas sieht man heutzutage kaum noch, Mrs. Carrington«, strahlte Jane.
Im großen Esszimmer stand ein wunderschöner Vitrinenschrank aus dem achtzehnten Jahrhundert. Dort stellten wir das Limoges auf und packten dafür das Porzellan ein, das Elaine ausgesucht hatte. Ein Glück, dass wir das los sind, dachte ich.
In einem der Zimmer im zweiten Stock fand ich eine schwere Kiste, gefüllt mit altem, schwarz angelaufenem Tafelsilber. Als Jane und Gary es poliert hatten, entdeckten wir, dass alle Stücke ein Monogramm trugen. »ASC, wessen Initialen sind das?«, fragte ich Peter bei einem meiner nächsten Besuche.
»ASC? Das müsste meine Urur- – wie viele ›Ur‹, weiß ich nicht genau – -großmutter sein. Ihr Name war Adelaide Stuart, bevor sie 1820 meinen Urur- und so weiter -großvater heiratete. Meine Mutter hat mir erzählt, dass Adelaide sich rühmte, eine entfernte Nachfahrin von König Karl zu sein, und meinen väterlichen Urahn nie hat vergessen lassen, dass sie gesellschaftlich gesehen eine Stufe über ihm stand. Sie war auch diejenige, die den Umzug des Herrenhauses von Wales nach New Jersey betrieben hat.«
Ich machte die Erfahrung, dass ich mit Gesprächen wie diesem am ehesten ein Lächeln bei Peter hervorlocken konnte. Ihm gefiel der Gedanke, dass ich dem Haus meinen eigenen Stempel aufdrückte. »Tu alles ganz nach deinem Willen, Kay. Einige Zimmer wirken sowieso für meinen Geschmack viel zu steif und formell. Nur meine Bibliothek lass bitte ganz so, wie sie ist, und auf gar keinen Fall darfst du meinen Sessel neu beziehen lassen.«
Ich sagte ihm auch, dass ich vorhätte, einige der Gemälde in den unteren Räumen durch andere auszutauschen, die ich im zweiten Stock entdeckt hätte und die mir besser gefielen.
Maggie kam jetzt ein paarmal in der Woche zum Abendessen zu mir, oder wir gingen in unser Pasta-Restaurant. Mir war bewusst, dass die anderen Gäste uns mit Blicken verfolgten, wenn wir das Lokal betraten. Aber ich hatte eingesehen, dass ich mich nicht ewig verstecken konnte und dass sich am Ende oder zumindest bis zum Beginn des Prozesses die Neugier ein bisschen legen würde.
Ich hatte Elaine seit fast drei Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit dem Tag, an dem sie sich geweigert hatte, das Hemd herauszugeben. Nur manchmal sah ich ihren Wagen, wenn sie die Auffahrt entlangfuhr. Ich hatte
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