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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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meine Wohnung, und es gibt schon eine Reihe von Angeboten dafür.«
    Für eine Weile vermieden wir es, über Peter zu sprechen, doch während des Essens ließ sich die Tatsache nicht länger ignorieren, dass wir alle hier in seinem Haus zu Abend aßen, während er in einer Gefängniszelle hockte. »Immerhin konnte ich ihm eine gute Nachricht überbringen«, sagte ich. »Ich habe ihm gesagt, dass wir ein Kind bekommen.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht!«, rief Elaine triumphierend. »Erst vorhin habe ich Richard gesagt, dass ich heute Abend fragen würde. Ich hatte so meine Ahnungen.«
    Sowohl Elaine als auch Richard umarmten mich mit anscheinend nicht gespielter Herzlichkeit.
    Blieb noch Vincent Slater. Unsere Blicke trafen sich, und
ich sah einen Ausdruck in seinen Augen, der mich beängstigte. Ich konnte ihn nicht deuten, doch für einen kurzen Moment tauchte vor meinem inneren Auge das Bild von Peters früherer schwangerer Frau auf, leblos im Schwimmbecken treibend.
    Gegen neun Uhr saßen wir dann in der Bibliothek und tranken Kaffee. Mittlerweile wussten wir einander nicht mehr viel zu sagen, und eine Atmosphäre von gezwungener Höflichkeit hatte sich breitgemacht. Ich spürte so viel Feindseligkeit in der Luft, dass ich für mich beschloss, diese Menschen nie wieder in Peters Allerheiligstem zusammenzubringen. Ich bemerkte, dass sie alle für Gary Barr nur Verachtung übrig hatten. Ich wusste, dass Elaine ihn verdächtigte, Peters Hemd gestohlen zu haben. Greco hatte mir bestätigt, dass Barr den Diebstahl zugegeben hatte, und wir wussten, dass Vincent es bei ihm gefunden und an sich genommen hatte.
    Ich konnte mir nicht klar darüber werden, ob einem von ihnen, Barr eingeschlossen, der Zeitungsartikel aufgefallen war. Ich hatte ihn so auf Peters Schreibtisch gelegt, dass er kaum zu übersehen war. Ich verstand immer noch nicht, warum er eine solche Bedeutung haben sollte, aber falls er bei einem meiner Gäste eine Reaktion hervorlocken sollte, würde mir das vielleicht einen Hinweis geben.
    Um halb zehn standen alle auf, um sich zu verabschieden. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich bereits erschöpft von der Anspannung, unter der der ganze Abend stand. Wenn einer dieser Männer derjenige gewesen sein sollte, der von Susan Althorp damals in der Kapelle erpresst worden war, dann würde ich das jedenfalls heute Abend nicht mehr herausfinden.
    Wir standen noch eine Weile an der Haustür zusammen, und Vincent und ich wünschten Richard alles Gute für London. Er sagte mir, dass er falls irgend möglich zu Peters Prozess kommen werde, um moralische Unterstützung zu bieten.
»Ich hab diesen Kerl sehr gern, Kay«, sagte Richard. »Das war schon immer so. Und ich weiß, dass er dich liebt.«
    Vor langer Zeit hatte mir Maggie einmal erklärt, dass man einen Menschen lieben könne, ohne alles an ihm zu lieben. »Monsignore Fulton Sheen war ein großartiger Redner, der vor ungefähr fünfzig Jahren in einer eigenen Fernsehsendung auftrat«, hatte sie erzählt. »Eines Tages hat er etwas gesagt, was mich wirklich beeindruckt hat. Er sagte: ›Ich hasse den Kommunismus, aber ich liebe den Kommunisten.‹«
    Ich glaube, das wäre ein guter Vergleich mit der Art der Zuneigung, die Peter für Richard empfand. Er liebte den Menschen und verachtete seine Schwächen.
    Als ich die Haustür hinter Elaine, Richard und Vincent geschlossen hatte, ging ich nach hinten in die Küche. Die Barrs schickten sich gerade an zu gehen. »Die Tassen sind alle abgewaschen und aufgeräumt, Mrs. Carrington«, sagte Jane ängstlich.
    »Mrs. Carrington, wenn Sie irgendetwas in der Nacht benötigen – Sie wissen ja, wir sind sofort für Sie da, wenn es etwas gibt«, sagte Gary Barr.
    Ich ignorierte seine Bemerkung, sagte aber, dass nach meinem Eindruck alle das Abendessen sehr genossen hätten. Ich wünschte ihnen eine gute Nacht, und sie verließen das Haus durch die Küchentür. Ich schloss zweimal hinter ihnen ab.
    Es war mir zur Gewohnheit geworden, am Ende des Tages noch eine Weile in Peters Bibliothek zu sitzen. Es gab mir das Gefühl, ihm nahe zu sein. Ich sah wieder vor mir, wie ich das erste Mal dieses Zimmer betreten und ihn in seinem Sessel erblickt hatte. Und ich musste lächeln, wenn ich mich erinnerte, wie ihm die Lesebrille von der Nase gerutscht war, als er sich erhoben hatte, um mich zu begrüßen.
    Doch an diesem Abend blieb ich nicht lange dort. Ich fühlte mich körperlich und seelisch erschöpft. Allmählich stieg in mir die

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