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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und ihre Augen glitzerten, als sie die Melodie mit etwas schrägen Tönen vor sich hin summte. Es lag mir auf der Zunge, ihr von meinem heimlichen Besuch in der Kapelle zu erzählen, doch dann hielt ich mich zurück. Ich hatte keine Lust, mir eine Belehrung anzuhören, wie töricht das von mir gewesen war.

    Nach dem Essen setzte ich sie vor ihrer Haustür ab, wartete, bis sie nach drinnen gegangen war, und fuhr dann nach Hause. Im Pförtnerhaus brannte Licht, daher nahm ich an, dass die Barrs zu Hause waren. Ob Elaine auch anwesend war, konnte man dagegen nicht erkennen. Ihr Haus liegt zu weit entfernt, sowohl vom Eingangstor wie auch vom Herrenhaus, als dass man irgendwelche Lichter sehen könnte.
    Es war erst neun Uhr. Es war unheimlich, das verlassene Herrenhaus allein zu betreten. Fast hatte ich das Gefühl, dass jemand in der Ritterrüstung steckte, die in der Eingangshalle stand. Das Licht der Außenbeleuchtung warf einen schwachen Schein durch die Bleiglasfenster. Für einen Moment dachte ich, dass es dieselben Lampen sein könnten, die mein Vater installiert hatte, diejenigen, die er an jenem Nachmittag überprüfen wollte, als er mich mitgenommen hatte.
    Ich zog mir bequeme Sachen an, hüllte mich in einen Morgenmantel und wartete auf Peter. Ich scheute mich, den Fernseher einzuschalten, weil ich Angst hatte, nur wieder auf neue Berichte über den Fall Althorp zu stoßen, auf die neueste Entwicklung mit dem Dienstmädchen, das seine Aussage widerrufen hatte. Ich hatte auf dem Rückflug von unserer Reise ein Buch angefangen und nahm es zur Hand, doch es war zwecklos. Die Sätze wollten sich nicht zu einem Sinn zusammenfügen.
    Ich musste an meinen Vater denken, an die vielen guten Erinnerungen an ihn. Er fehlte mir immer noch sehr.
    Peter kam kurz< nach elf nach Hause. Er sah erschöpft aus. »Ich bin mit sofortiger Wirkung zurückgetreten«, berichtete er. »Aber ich werde ein Büro bei der Firma behalten.«
    Er sagte, Vincent habe Abendessen ins Büro bestellt, doch habe er nichts davon angerührt. Wir gingen hinunter in die Küche, und ich holte etwas von Jane Barrs hausgemachter Hühnersuppe aus dem Kühlschrank und wärmte sie für ihn auf. Seine Stimmung schien sich etwas zu heben, denn er stand auf und holte eine Flasche Rotwein und zwei Gläser
aus der Bar. Er schenkte uns ein und hob sein Glas in die Höhe. »Lass uns jeden Abend auf uns trinken«, schlug er vor. »Wir werden diese Geschichte überstehen. Am Ende wird die Wahrheit herauskommen.«
    »Amen«, sagte ich mit Leidenschaft.
    Dann blickte mir Peter direkt in die Augen, und seine Miene war nachdenklich und traurig. »Hier sind wir allein, Kay«, sagte er. »Wenn dir heute Nacht etwas zustieße, würde man es garantiert mir in die Schuhe schieben, nicht wahr?«
    »Was soll mir denn zustoßen?«, entgegnete ich. »Warum sagst du so etwas?«
    »Kay, weißt du, ob ich schlafgewandelt habe, seit wir von der Reise zurückgekehrt sind?«
    Seine Frage überraschte mich. »Ja, in der ersten Nacht. Peter, du hast mir nie erzählt, dass du ein Schlafwandler bist.«
    »Schon als Kind hab ich das getan. Es fing irgendwann nach dem Tod meiner Mutter an. Unser Arzt hat mir irgendwelche Medikamente verschrieben, und dann hat es für eine Weile aufgehört. Aber ich hatte einen Albtraum, in dem ich mit einem Arm in das Schwimmbecken tauchte und versuchte, irgendetwas zu erreichen, und der geht mir nicht aus dem Kopf. Du weißt nicht etwa zufällig, ob das wirklich passiert ist, oder?«
    »Doch, es ist tatsächlich so gewesen, Peter. Ich bin um fünf Uhr aufgewacht, und du warst verschwunden. Ich habe im anderen Schlafzimmer nachgesehen und dabei zufällig aus dem Fenster geschaut. Da habe ich dich am Schwimmbecken gesehen. Du hast am Rand gekniet und deinen Arm ins Wasser getaucht. Danach bist du wieder nach oben gegangen und hast dich ins Bett gelegt. Da ich wusste, was los war, habe ich dich nicht geweckt.«
    »Kay«, begann er zögernd. Dann murmelte er etwas, doch ich konnte ihn nicht deutlich verstehen. Er brach ab und biss sich auf die Lippe. Ich sah, dass er den Tränen nahe war.
    Ich stand auf, lief um den Tisch und nahm ihn in die Arme.
»Was hast du, Peter? Was willst du mir sagen?«
    »Nein … es ist nichts.«
    Doch ich wusste genau, dass es da etwas gab und dass es äußerst wichtig war. Ich hätte schwören können, dass Peter gewispert hatte: »Ich habe noch andere Albträume gehabt, und vielleicht sind die auch wirklich

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