Und hinter dir die Finsternis
passiert …«
22
BARBARA KRAUSE, TOM MORAN und Nicholas Greco kamen erst am späten Nachmittag aus Lancaster zurück. Krause und Moran fuhren direkt zu ihrem Büro im Gerichtsgebäude von Bergen County und verbrachten die nächsten Stunden damit, eine Erklärung aufzusetzen, in welcher die bisher bei den Ermittlungen gesammelten Beweise zusammengefasst wurden. Die Erklärung sollte dann ihr Gesuch um Anklageerhebung und den Erlass eines Durchsuchungsbefehls begründen. Die Anklage wegen Mordes an Susan Althorp richtete sich gegen Peter Carrington, und der Durchsuchungsbefehl bezog sich auf Gebäude und Grundstück des Carrington-Anwesens.
»Ich will, dass das gesamte Grundstück mit Leichenhunden abgesucht wird«, sagte Krause zu Moran. »Wie ist es möglich, dass die Tote vor zweiundzwanzig Jahren nicht gefunden wurde, als der Geruch noch wesentlich stärker gewesen sein muss? Könnte es sein, dass er sie zunächst irgendwo anders vergraben und sie erst später auf das Grundstück geschafft hat, als er sich sicher war, dass man dort nicht mehr nach ihr suchen würde?«
»Könnte sein«, sagte Moran. »Ich war damals dabei, als die Hunde über genau diesen Teil des Grundstücks gelaufen sind, wo die Leiche jetzt entdeckt wurde. Kaum vorstellbar, dass sie den Geruch nicht in die Nase bekommen hätten und
dass unsere Leute und ich selbst es nicht bemerkt hätten, wenn der Boden dort frisch umgegraben gewesen wäre.«
»Ich werde Richter Smith sofort Bescheid geben«, sagte Krause, »und ihn bitten, dass wir ihn morgen früh um fünf zu Hause aufsuchen dürfen, damit er den Durchsuchungsbefehl unterschreibt.«
»Da wird der Richter bestimmt begeistert sein«, meinte Moran, »doch das würde uns genügend Zeit verschaffen, um noch heute Nacht unser Team zusammenzustellen und morgen früh gegen halb sieben mit dem Durchsuchungsbefehl dort aufzukreuzen, wenn wir einigermaßen sicher sein können, dass Carrington gerade mit seiner neuen Braut gemütlich im Bett liegt. Es wird mir eine Freude sein, das Wecken zu übernehmen.«
Es war nach zwei Uhr morgens, als sie die Papiere fertig hatten. Moran stand auf und streckte sich. »Ich kann mich nicht erinnern, dass heute von einem Abendessen die Rede gewesen wäre«, sagte er.
»Wir haben beide ungefähr acht Tassen Kaffee getrunken«, erwiderte Krause. »Ich lad Sie morgen zum Essen ein, wenn wir diesen Kerl hinter Schloss und Riegel haben.«
23
ICH GLAUBE, ICH HABE die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Peter war so müde, dass er sofort einschlief, doch ich lag neben ihm, einen Arm um ihn geschlungen, und grübelte über den Satz nach, den ich gehört zu haben glaubte. Wollte er damit sagen, dass seine vermeintlichen Albträume in Wirklichkeit Erlebnisse gewesen sein könnten, die sich ereignet hatten, während er schlafwandelte?
Peter wachte um sechs Uhr auf. Ich schlug einen gemeinsamen frühmorgendlichen Lauf vor. Ich habe fast nie Kopfschmerzen, doch jetzt kündigten sich welche an. Er war einverstanden, und wir zogen uns rasch an. Wir gingen in die Küche, wo er frischen Orangensaft presste, während ich Kaffee aufsetzte und eine Scheibe Brot für Peter in den Toaster steckte. Wir ließen uns gar nicht erst am Tisch nieder, sondern tranken Saft und Kaffee im Stehen.
Das waren die letzten halbwegs normalen Minuten, die wir zusammen verbringen durften.
Das anhaltende Schrillen der Klingel riss uns aus unserer Ruhe. Wir blickten einander an. Beide wussten wir, was das bedeutete. Die Polizei war gekommen, um ihn zu verhaften.
Es ist verrückt, was man für Dinge tut, wenn sich etwas Katastrophales ereignet. Ich ging zum Toaster und nahm die
Brotscheibe, die gerade herausgesprungen war. Ich wollte, dass Peter noch etwas aß, bevor sie ihn mitnahmen.
Peter schüttelte den Kopf, als ich sie ihm reichte. »Peter, es kann vielleicht lange dauern, bevor du wieder etwas zu essen bekommst«, sagte ich. »Und gestern hast du fast nichts zu dir genommen.«
Die Klingel schrillte immer wieder durch das Haus, und wir redeten über Essen. Doch er nahm dann doch das Stück Brot und biss davon ab. Mit der anderen Hand schenkte er sich Kaffee nach und schluckte ihn, heiß wie er war, hinunter.
Ich eilte zur Haustür und öffnete. Draußen standen mindestens sechs Männer und eine Frau, aus einem der zahlreichen Wagen, die in der Auffahrt geparkt waren, drang Hundegebell.
»Mrs. Carrington?«
»Ja.«
»Ich bin Assistenzstaatsanwalt Tom Moran. Ist Mr. Carrington zu
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