Und hinter dir die Finsternis
Ich war mir sicher, dass Maggie diesbezüglich auf dem Laufenden war. Es gelang mir aber, das Gespräch in die von mir beabsichtigte Richtung zu lenken. »Maggie, so schrecklich es für die Althorps auch sein mag, ich bin doch froh, dass Susans Leiche gefunden wurde. Wenigstens wird das ihrer Mutter einen gewissen Seelenfrieden zurückgeben.«
»Sie wurde auf dem Grund und Boden der Carringtons gefunden.« Diesen Satz konnte sich Maggie nicht verkneifen.
»Formal gesehen gehört es zu ihrem Besitz, aber sie wurde außerhalb der Umzäunung gefunden. Jeder hätte sie dort vergraben können.« Ich gab Maggie keine Gelegenheit, etwas zu erwidern, und fuhr gleich fort: »Wusstest du, dass es Daddys Idee war, den Zaun zurückzusetzen, damit die Anpflanzungen nicht betroffen sein würden, wenn in diesem Bereich bei öffentlichen Arbeiten der Boden aufgegraben werden müsste?«
»Ja. Ich erinnere mich, dass dein Vater damals davon gesprochen hat. Er hatte noch irgendwas mit diesem vor dem
Zaun liegenden Teil vor, aber dazu ist es dann nicht mehr gekommen.«
»Maggie, in einer Sache hattest du unrecht. Daddy wurde nicht entlassen, weil er getrunken hat. Er wurde entlassen, weil Elaine Carrington angefangen hatte, mit ihm zu flirten, und als er ihr eine Abfuhr erteilt hat, wollte sie ihn loswerden. Peter hat mir das erzählt. Wie bist du eigentlich auf den Gedanken gekommen, dass es wegen seiner Trinkerei war?«
»Es ist mir egal, was dein Mann dir erzählt hat. Dein Vater hatte ein Problem mit dem Trinken, Kay, glaub mir.«
»Nun, jedenfalls hat mir Peter versichert, dass er ganz bestimmt nicht getrunken hat, wenn er bei der Arbeit war.«
»Kay, als dein Vater mir gesagt hat, dass er entlassen worden ist, war er völlig am Boden zerstört. Er war am Ende.«
»Das war nur wenige Wochen, nachdem Susan Althorp verschwunden ist, nicht wahr?«
»Ja, nach meiner Erinnerung war es genau fünfzehn Tage später.«
»Dann muss die Polizei Daddy ebenfalls vernommen haben. Er arbeitete immer noch dort.«
»Sie haben alle verhört, die auf dem Anwesen gearbeitet haben oder auch nur dort zu Besuch waren. In der Nacht, in der Susan verschwunden ist, hast du hier bei mir übernachtet. Dein Vater hatte einige seiner Freunde zu einer Pokerpartie in euer Haus eingeladen. Sie haben bis Mitternacht gespielt, und ich vermute, dass sie alle recht fröhlich waren, als sie die Sitzung beendet haben. Dieser Greco lag vollkommen daneben, als er angedeutet hat, dass der Selbstmord deines Vaters irgendetwas mit Susan Althorp zu tun haben könnte.«
»Der Ansicht bin ich ebenfalls, aber er hat auch etwas Wahres gesagt. Daddys Leiche ist nie gefunden worden. Wieso bist du dir so sicher, dass er Selbstmord begangen hat?«
»Kay, ich war mit ihm auf dem Friedhof am sechsten Todestag deiner Mutter. Das war nur einen Monat vor dem
Selbstmord. Sechs Jahre, und doch ist er immer noch zusammengebrochen und hat geweint wie ein kleines Kind. Er sagte mir, dass er sie jeden Tag vermisse, dass er einfach nicht darüber hinwegkomme. Und noch etwas. Er war sehr froh, für die Carringtons zu arbeiten. Natürlich gab es in der Gegend noch andere Auftraggeber, aber die Carringtons waren die Einzigen, die ihn schalten und walten ließen, wie er wollte. Es war ein furchtbarer Schlag für ihn, diesen Job zu verlieren.«
Maggie erhob sich aus ihrem Sessel, kam zu mir und umarmte mich. »Kay, er hat dich wahnsinnig geliebt, aber er hatte eine schwere Depression, und wenn man trinkt und depressiv ist, dann können furchtbare Dinge geschehen.«
Wir ließen beide unseren Tränen freien Lauf. »Maggie, ich hab solche Angst«, flüsterte ich. »Ich hab Angst davor, was alles mit Peter geschehen könnte.«
Sie gab keine Antwort, aber mir war nur allzu klar, was sie sich dachte: Kay, ich hab Angst, was dir zustoßen könnte.
Ich rief Peter auf seinem Handy an. Er war immer noch in der Stadt und würde nicht vor zehn Uhr zu Hause sein. »Geh doch mit Maggie irgendwo etwas essen«, schlug er vor. Dann lachte er sogar und fügte hinzu: »Sag ihr, es geht auf meine Rechnung.«
Also gingen Maggie und ich essen, auf »einen Teller Nudeln«, wie sie es nennt. Im Verlauf unseres Gesprächs wurden bei ihr wieder Erinnerungen an meine Mutter wach, und wieder einmal erzählte sie mir die Geschichte, wie die Vorstellung unterbrochen wurde, als sie dieses Lied sang. »Es war unglaublich ergreifend, als sie die letzte Zeile sang, ›Es ist immer das alte Lied‹«, sagte Maggie,
Weitere Kostenlose Bücher