Und hinter dir die Finsternis
Carrington ausgesagt hatte, dass er es in den Wäschekorb getan hat, und ich wollte ihm nicht widersprechen. Ich war noch nicht lange im Land und hatte Angst, meinen Job zu verlieren. Ich habe die Hemden aus dem Wäschekorb in die Reinigung gegeben und ich war mir fast sicher, dass sein Smokinghemd nicht dabei war. Damals hat die Polizei mich verhört, und ich dachte, ich könnte mich vielleicht irren, aber im tiefsten Inneren wusste ich, dass dem nicht so war. Sein Smokinghemd war nicht in dem Wäschekorb. Aber ich habe der Polizei gesagt, dass ich es gesehen hätte und es wohl bei der Reinigung verloren gegangen sei.«
»Der Inhaber der Reinigungsfirma hat geschworen, dass sie das Hemd nie erhalten haben«, sagte Barbara Krause. »Hoffen wir, dass es ihn noch gibt.«
»Wenn ich als Zeugin auftrete, wird man dann nicht glauben, dass meine jetzige Aussage eine Lüge ist?«, fragte Maria zaghaft. »Ich kann nämlich beweisen, dass es nicht so ist.« »Beweisen? Was meinen Sie mit beweisen?«, fragte Moran.
»Ich habe ungefähr einen Monat, nachdem die Polizei mich verhört hat, meinen Job gekündigt. Ich bin zurück nach Manila gegangen, weil meine Mutter sehr krank war. Mr. Carrington wusste das und hat mir fünftausend Dollar gegeben, als ›Bonus‹, wie er das nannte. Er war sehr dankbar, dass ich die Aussage seines Sohnes bestätigt hatte. Fairerweise muss ich sagen, dass er wirklich geglaubt hat, ich würde die Wahrheit sagen.«
»Ich glaube, da waren Sie wohl etwas zu gutgläubig«, sagte Krause. »Das war natürlich als Schweigegeld gedacht.«
»Ich habe den Scheck kassiert, aber ich habe befürchtet, dass die Leute, wenn ich mit so viel Geld nach Hause komme, munkeln würden, ich hätte es gestohlen, deshalb habe ich eine Kopie davon gemacht, Vorder- und Rückseite, bevor ich
damit zur Bank gegangen bin.« Maria fasste in die Tasche ihrer Jacke. »Hier ist sie«, sagte sie.
Barbara Krause nahm die Fotokopie des Schecks entgegen, betrachtete sie eingehend und reichte sie an Moran weiter. Greco erkannte an ihrer Mimik, dass sie es beide für ein bombensicheres Beweisstück hielten. »Jetzt wissen wir also mit Sicherheit, dass dieses Hemd nie in dem Wäschekorb gelegen hat«, sagte Krause. »Es ist an der Zeit, ihn zu verhaften und Anklage zu erheben.«
21
ZUM ERSTEN MAL SEIT Tagen waren vor dem Tor weit und breit keine Medienvertreter zu sehen, als ich hinausfuhr. Wenn überhaupt noch Journalisten dort gewartet hatten, dann hatten sie sicherlich Peter und Vincent beim Verlassen des Anwesens gesehen, womöglich waren sie ihnen sogar gefolgt. Ich hatte Maggie angerufen, um ihr zu sagen, dass ich bei ihr vorbeikommen wollte. Sie klang etwas kleinlaut, vielleicht hatte sie eingesehen, dass ihr Kommentar gegenüber dem Reporter ein ziemlicher Tiefschlag gewesen war und ich wütend auf sie sein musste.
Doch ich hatte sie jetzt schon über drei Wochen nicht gesehen, und als ich das Haus betrat, merkte ich plötzlich, wie sehr ich sie vermisst hatte. Im Wohnzimmer herrschte noch mehr Chaos als gewöhnlich, doch Maggie sah prächtig aus. Sie saß in ihrem Lieblingssessel und schaute die Gerichtsshow mit Judge Judy an, nickte zustimmend zu dem gerade ergangenen Urteil, während ein Lächeln auf ihrem Gesicht lag. Sie liebte die temperamentvollen Wutausbrüche der Richterin gegenüber den Angeklagten. Der Fernseher war sehr laut eingestellt, weil Maggie sich standhaft weigert, ihre Hörhilfe zu benutzen, doch sie hörte, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel und sprang auf, um mich zu umarmen.
Natürlich war sie es, die als Erste das Wort ergriff: »Wie geht es ihm?«, fragte sie.
»Ich nehme an, dass du meinen Mann Peter meinst. Er steht unter großem Druck, aber er hält sich sehr tapfer.«
»Kay, ich mache mir Sorgen um dich. Er ist ein …«
Ich schnitt ihr das Wort ab. »Maggie, wenn du jemals in Bezug auf Peter das Wort in den Mund nimmst, das du vermutlich gerade sagen wolltest, dann gehe ich sofort, und zwar für immer.«
Ihr war klar, dass ich es ernst meinte. »Komm, lass uns Tee trinken«, sagte sie.
Kurz darauf saß ich entspannt auf der Couch, und sie hatte sich wieder in ihren Sessel gesetzt. Wir hielten beide unsere Tassen in der Hand, und alles fühlte sich gemütlich, vertraut und gut an. Ich fragte sie nach ihren Freundinnen und erzählte ihr von Santo Domingo.
Wir sprachen nicht über Gladys Althorps Beschuldigung oder darüber, dass Maria Valdez Cruz ihre Aussage widerrufen hatte.
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