Und hinter dir die Finsternis
Althorp, und ich hoffe, dass Sie nach dem heutigen Tag ein gewisses Maß an Seelenfrieden finden werden.«
»Das hoffe ich auch.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, sichtlich ermattet. Zwanzig Minuten später hielt der Wagen vor dem Gerichtsgebäude.
26
OBWOHL ER EINEN MANTEL trug, fror Conner Banks, als er mit großen Schritten vom Parkplatz zum Gerichtsgebäude von Bergen County in Hackensack, New Jersey, eilte. Der Parkplatz war überfüllt, und die Lücke, die er schließlich gefunden hatte, lag ausgerechnet in dem Winkel des Geländes, der vom Gerichtsgebäude am weitesten entfernt war.
Er beschleunigte noch einmal seine Schritte, sodass Walter Markinson, dessen Gesicht bereits nass vom Schneeregen war, ihn zurechtwies. »Langsam, langsam. Schließlich renne ich nicht jeden Morgen zwei Meilen wie Sie.«
»Entschuldigung.«
»Außerdem wäre es nicht verkehrt gewesen, wenn Sie einen Regenschirm mitgenommen hätten.«
»Entschuldigung.«
Auf der Fahrt von Manhattan hatten sie über den genauen Wortlaut der Presseerklärung debattiert, die sie heute abgeben wollten. »Mr. Carrington ist unschuldig, und wir werden seine Unschuld vor Gericht beweisen.« Oder: »Unser Mandant hat immer daran festgehalten, dass er unschuldig ist. Die Anklage gegen ihn ist auf bloße Vermutungen und Unterstellungen gegründet und auf eine Frau, die nach zweiundzwanzig Jahren ihre unter Eid abgegebene Aussage revidiert hat.«
So, wie sich dieser Fall entwickelt, könnten wir genauso gut Jack the Ripper verteidigen, dachte Conner grimmig. Er
hatte in seiner bisherigen Karriere noch nie einen solchen Medienrummel erlebt.
Es sind schon einige aufsehenerregende Fälle an diesem Gericht verhandelt worden, ging ihm durch den Kopf, als sie schließlich den Schutz des Gebäudes erreichten. Da war dieser sogenannte »Schuster«, dieser Kerl aus Philadelphia, der durch Bergen County gegeistert ist und Frauen überfallen hat, mit seinem zwölfjährigen Sohn im Schlepp. Sein letztes Opfer – dasjenige, das er auch getötet hat – war eine zwanzig Jahre alte Krankenpflegerin, die eine körperbehinderte Frau besuchen wollte, deren Haus er gerade ausraubte. Dann waren da noch die Morde von Robert Reldon. Dieser Kerl, gut aussehend und aus angesehener Familie, erinnerte ein bisschen an Peter Carrington. Er entführte und tötete zwei junge Frauen. Bei seinem Prozess schlug er einen Wachbeamten nieder, der ihm gerade die Handschellen abgenommen hatte, sprang aus dem Fenster, stahl einen Wagen und genoss etwa eine halbe Stunde Freiheit. Jetzt, zwanzig oder dreißig Jahre später, ist der »Schuster« tot, und Reldon sitzt immer noch.
Und es sieht ganz danach aus, dass Peter Carrington den Rest seines Lebens ebenfalls hinter Gittern verbringen wird, dachte Banks.
Die Anklageerhebung sollte im Gerichtssaal des ehrenwerten Harvey Smith stattfinden, jenes Richters, der den Haftbefehl für Peter Carrington unterzeichnet hatte. Wie Banks erwartet hatte, war der Saal bereits mit Zuschauern und Medienvertretern angefüllt, als Markinson und er eintraten. Die Kameraleute richteten ihre Aufmerksamkeit besonders auf eine Frau, die im mittleren Abschnitt der Zuschauerreihen saß. Zu seiner Bestürzung erkannte er, dass es sich um Gladys Althorp handelte.
Markinson und er drängten sich nach vorn zu ihren Plätzen.
Es war erst zwanzig vor drei, doch Kay Carrington war
bereits da. Sie saß in der ersten Reihe, an ihrer Seite Vincent Slater. Etwas erstaunt bemerkte Banks, dass sie einen Jogginganzug trug. Doch dann fiel ihm der mögliche Grund dafür wieder ein. Slater hatte ihm gegenüber erwähnt, dass Carrington gerade joggen gehen wollte, als er verhaftet wurde. Das heißt, er wird auch so einen Anzug tragen, wenn die Kaution überwiesen ist und er nach Hause gehen darf, dachte Banks. Sie möchte, dass sie auch äußerlich als Einheit wahrgenommen werden.
Markinson hatte seine mürrische Miene durch einen väterlich besorgten Ausdruck ersetzt. Mit gerunzelter Stirn und verständnisvollem Blick tätschelte er Kays Schulter und sagte mit aufmunternder Stimme: »Keine Sorge. Wir werden diese Valdez Cruz schon auseinandernehmen, wenn sie erst mal im Zeugenstand steht.«
Kay weiß, wie schlimm es steht, dachte Banks. Walter sollte sie nicht für dumm verkaufen. Er sah, dass Kays Augen kurz zornig aufblitzten, als sie zu Markinson aufsah.
Mit leiser, angespannter Stimme sagte sie: »Walter, ich brauche Ihre Aufmunterung nicht. Ich weiß,
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