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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Natürlich war diese Hoffnung reichlich naiv gewesen. Sie waren noch da, und zwar in voller Stärke. Ich fragte mich, ob das immer noch dieselben Leute waren, die Peter heute Morgen auf dem Weg ins Gefängnis gefilmt hatten, oder ob diese mittlerweile von einem neuen Trupp von Reportern und Fotografen abgelöst worden waren.
    Ein Durcheinander an Fragen prasselte über uns herein: »Mr. Carrington, können Sie uns etwas sagen über …?« »Kay, haben Sie gewusst, dass …?«
    Vince stand mit dem Wagen bereit und hielt die Tür auf. Wir ignorierten die Fragen, hasteten zu ihm und kletterten auf den Rücksitz. Als wir schließlich außer Sichtweite der Reporter waren, umarmten wir uns schweigend. Auf der ganzen Rückfahrt sprachen wir kaum ein Wort.
    Peter ging sofort nach oben. Er brauchte mir nicht erst zu sagen, dass er sich duschen und umziehen wollte. Nach dem Aufenthalt in der Haftzelle hatte er sicherlich das Bedürfnis, sich minutenlang unter einen heißen Wasserstrahl zu stellen.
    Vincent blieb zum Abendessen. Er sagte, er müsse noch ein paar geschäftliche Anrufe erledigen, und verschwand in sein Arbeitszimmer im hinteren Teil des Hauses.
    Ich begab mich in die Küche. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass nichts meine Stimmung mehr heben könnte, doch der verführerische Duft von Schmorbraten, der auf dem Herd köchelte, war dann eine echte Aufmunterung, und sei es auch nur, weil Peter mir erzählt hatte, dass das sein Lieblingsgericht sei. Ich war Jane Barr dankbar, dass sie so aufmerksam gewesen war und es für heute Abend zubereitet hatte.
    Gary Barr saß in der Küche und schaute fern. Er schaltete ab, sobald er mein Kommen bemerkte, doch nicht schnell genug. Auf dem Bildschirm konnte ich Philip Meredith erkennen, der gerade interviewt wurde. Nur einen Moment lang verspürte ich den Wunsch, zu erfahren, was er gesagt
hatte, dann besann ich mich eines Besseren. Was es auch gewesen sein mochte, ich hatte für heute genug von ihm gehört.
    »Wo soll ich heute die Cocktails servieren, Mrs. Carrington?« , fragte Gary.
    Ich hatte beinahe vergessen, dass ich Elaine und Richard zum Abendessen eingeladen hatte. »Ich denke, im vorderen Salon.«
    Elaine und ich hatten nicht über die Uhrzeit gesprochen aus dem einfachen Grund, weil wir nicht gewusst hatten, wann Peter zu Hause sein würde, doch als ich in der Zeit vor unserer Heirat zum Abendessen im Haus war, wurden die Cocktails immer gegen sieben Uhr serviert.
    Ich ging eilig nach oben, um zu duschen und mich umzuziehen. Ich wunderte mich kurz darüber, weshalb Peter die Tür von unserem Wohnzimmer zu seinem Schlafzimmer geschlossen hatte, dann überlegte ich, dass er sich vielleicht für ein paar Minuten hingelegt hatte. Es war schon spät, doch ich nahm mir die Zeit, mir die Haare zu waschen. Im Spiegel sah ich blass und abgespannt aus, daher verwendete ich besondere Sorgfalt auf mein Make-up, trug Lidschatten, Wimperntusche, einen Hauch Rouge und Lippenstift auf. Ich wusste, dass Peter es mochte, wenn meine Haare offen auf die Schultern fielen, daher beschloss ich, sie an diesem Abend so zu tragen. Vielleicht würden die schwarzen Samthosen zusammen mit der bedruckten Seidenbluse etwas fröhlicher wirken, dachte ich kurz, obwohl es in Wirklichkeit nichts gab, worüber man besonders fröhlich sein konnte.
    Als ich fertig war, hatte ich immer noch nichts aus Peters Zimmer gehört. Ich fragte mich, ob er vielleicht eingeschlafen war, durchquerte den Salon und öffnete leise die Tür zu seinem Schlafzimmer. Ich schrak zusammen. Peter stand neben dem Bett und blickte mit aufgerissenen Augen in einen offen stehenden Koffer.
    »Peter, was ist los?« Ich rannte zu ihm.

    Er schloss mich in seine Arme. »Kay, ich bin hinaufgegangen und habe mich hingelegt. Ich wollte mich nur ein paar Minuten ausruhen. Dann bin ich wohl eingeschlafen. Ich weiß noch, dass ich geträumt habe, ich müsste irgendwohin verreisen, und dann bin ich aufgewacht. Und sieh nur.«
    Er deutete auf den Inhalt des Koffers. Unterwäsche und Socken lagen ordentlich gestapelt darin.
    In den vierzig Minuten, die wir zu Hause waren, hatte er wieder geschlafwandelt.

28
    UM SIEBEN UHR SASS Nicholas Greco zufrieden mit seiner Frau Frances beim Abendessen in ihrem Haus in Syosset, Long Island. Normalerweise hätte sie ihn nicht nach dem Fall gefragt, an dem er gerade arbeitete, aber sie hatte die Sechs-Uhr-Nachrichten mit dem Bericht über die Anklageerhebung gegen Peter Carrington gesehen, und nun war

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