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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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Straße hatte einen besonders glatten Asphalt, der perfekt fürs Skaten war. Ich erzeugte alle Arten von Boards, lange, kurze, mit Schwalbenschwanz und eines mit einer besonders langen Nase, das sich bestens zum Slalomfahren eignete. Da mir jegliche Marketingkenntnisse fehlten, verkaufte ich jedoch kein einziges Board. Nur meine Mutter kaufte das beste, das ich hatte, für fünf Dollar, um es meinem Bruder zu schenken. Das ärgerte mich, denn er erlaubte mir nicht, es weiter zu benützen. Sonst verkaufte ich leider nichts, aber um ehrlich zu sein, andere Jungen machten viel bessere Boards. Sogar mein Bruder Chris fing mit der Erzeugung an, die Konkurrenz war überall.
    Da es diese Überproduktion an Skateboards gab, beschloss ich, mich anderen Gebieten zuzuwenden. Zu dieser Zeit hörte ich einmal in den Nachrichten, wie Gerald Ford den Terminus „ WIN “ (Whip Inflation Now) als Mittel zur Inflationsbekämpfung prägte. Damals wirkte sich die Inflation verheerend auf die Wirtschaft aus. Dem sollte man Gewinn entgegensetzen. Ich verstand zwar nicht, wie ein Durchschnittsbürger im Valley einen makroökonomischen Indikator wie die Inflationsrate beeinflussen sollte, aber ich sah eine Geschäftsmöglichkeit. Ich lief in die Garage, warf die Sägen an und begann handgemachte Kreise auszusägen, wobei die Buchstaben „ WIN “ ausgeschnitten waren. Ich besprayte sie mit Silber- und Goldfarbe und zog ein Band durch, sodass man sie um den Hals tragen konnte. In zwei Stunden hatte ich ein Dutzend in drei Größen erzeugt. Noch bevor die Farbe trocken war, begann ich sie von Tür zu Tür den armen Bewohnern von Kingsgate zu verkaufen. Weil ich der Erste war, so hatte ich mir überlegt, würde ich der Konkurrenz davonlaufen. Ich möchte nicht wissen, was sich meine potentiellen Kunden dachten, als sie mich auf ihrer Türschwelle sahen mit diesem geschmacklosen silber- und goldfarbenen Zeug, wie ich einen fragwürdigen politischen Slogan und den fragwürdigen nationalen Aufruf „Gewinn gegen Inflation“ einer fragwürdigen Politik zu verhökern versuchte. Ich verkaufte keine einzige „Gewinn“-Kette. Diesmal kaufte mir nicht einmal meine Mutter etwas ab.
    Stundenlang bastelte ich in der Garage an diesem oder jenem herum, reparierte und untersuchte Dinge. Einmal zerlegte ich den heißgeliebten HP -35-Rechner meines Vaters, der damals in der Elektronikabteilung von Payless Drugs 600 Dollar kostete. Eigenartigerweise hatte Payless Drugs eine sehr umfangreiche Elektronikabteilung. Eines Tages schraubte ich also, während mein Vater in der Arbeit war, das Gehäuse auf und staunte.
    Bevor 1972 der erste Taschenrechner auf den Markt kam, hatte jeder gute Ingenieur einen Rechenschieber, meist in einer Lederhülle. Oft beobachtete ich meinen Vater, wie er am Abend mit seinem Rechenschieber neue Schaltungen kalkulierte. Der HP -35 änderte das alles. Ich war bei der Präsentation des HP -35 im Payless Drugstore dabei. Gut hundert Ingenieure drängten sich in der Elektronikabteilung und erwarteten die erste Lieferung. Es war, als ob die Beatles auftreten würden. Als die ersten Schachteln kamen und in die Regale eingeordnet wurden, herrschte gespannte Stille. Dann wurden die ersten Rechner herausgenommen, die Menge drängte vorwärts, alle auf Zehenspitzen, um das tollste Geräte aller Zeiten zu sehen. „Ohs“ und „Ahs“ waren zu hören. Und das für einen Taschenrechner mit einem Listenpreis von 600 Dollar. Natürlich war das mehr, als die meisten Ingenieure damals ausgeben konnten, trotzdem war das erste Gerät im Handumdrehen verkauft, dann noch eins, und noch eins. Manche Ingenieure wurden von ihren CEO s oder CFO s begleitet. Die Geräte wurden den Verkäufern aus den Händen gerissen, und nach zwei Stunden waren alle weg. Mein Vater wartete mit mir in der Schlange, um das Gerät ausprobieren zu können. Er war offensichtlich schwer beeindruckt, denn eine Woche darauf hatten wir so einen Rechner.
    Ich war daher etwas nervös, als ich den Schraubenzieher zur Hand nahm, um die Hülle aufzuschrauben. Viele Teile im Inneren waren mir völlig neu. Der Rechner hatte ein komplettes PC -Mainboard mit diskreten elektronischen Komponenten, die Tastaturmatte durch irgendeinen Prozess geformt, den ich mir kaum vorstellen konnte, beeindruckend war auch die Anzahl der Chips in diesem Ding. Wie schafft man es, alle diese Chips in diesem kleinen Gehäuse unterzubringen? Wie kann ein Bildschirmdriver in so einem kleinen Gerät

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