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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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was zur Nekrose führen könnte“, behauptete er.
    Das war ein Reizthema für mich und ich hielt seine Behauptung für falsch, also stand ich im vollen Vorlesungssaal auf und unterbrach ihn mit der Frage: „Woher wissen Sie das?“
    Jon starrte mich ungläubig an. Fragen hatten bis zum Ende zu warten. Nach einer Schrecksekunde antwortete er: „Was? Woher soll ich was wissen?“
    „Was Sie gerade behauptet haben“, antwortete ich.
    „Was?“
    „Dass die Gehörknöchelchen Nekrose bekommen, wenn ein Wandler mit ihnen in Kontakt kommt“, erinnerte ich ihn.
    „Na ja, das sagen die Ärzte so“, erwiderte Jon, schon leicht enerviert.
    „Welche Ärzte?“, bohrte ich weiter.
    „Puh, was weiß ich, Ärzte eben ...“ Jon hielt inne.
    „Also, wenn Sie nicht sicher sind, dann sollten Sie so was auch nicht behaupten.“
    „Aber das hat man mir gesagt. Und überhaupt, darum geht es jetzt nicht“, rief Jon.
    Ich setzte mich und Dr. Spindel fuhr mit seinem Vortrag fort. Nach dem Vortrag war Jon offenbar recht verärgert, und ich hielt ihn für einen ziemlichen Idioten, weil er meine Frage nicht beantworten konnte. Wir starrten uns böse an. Kein sehr vielversprechender Beginn einer unwahrscheinlichen Freundschaft, aber mit der Zeit wurde er ein großer Fan meiner Arbeit und ich der seinen.
    1990 lief unsere Forschungsfinanzierung aus, und bis zur Bewilligung einer weiteren standen wir ohne Mittel da. Das beunruhigte mich aber nicht: Wir hatten ein neues Gesuch eingereicht, und ich war ziemlich sicher, dass unsere Arbeit aufgrund der ausgezeichneten Reputation von Dr. Goode weiter finanziert werden würde. Ich hatte gerade meinen Master abgeschlossen und konnte ohnehin eine Pause brauchen.
    So kam ich zu vier Monaten unbezahltem Urlaub. Ich beschloss, mit Mickey Weems, einem Surffreund aus Hawaii, eine Weltreise zu machen. Ich hatte Mickey bei einem meiner zahlreichen Trips zu den Inseln kennengelernt, die durch die günstigen Ticketangebote von American Express und United Airlines möglich gewesen waren. Die Universität von Hawaii ist eine Schwesteruniversität der Universität von Oregon, also hatte ich ein paar der Anthropologiekurse besucht, die Mickey am Manoa Campus in Honolulu gegeben hatte. Ich glaube, ich mochte Mickey deshalb so, weil er mir total unähnlich war. Ich war voll ausgerichtet auf Wissenschaft, Technik und Problemlösung mittels Technologie. Mickey war dagegen ein Experte in Religionswissenschaften, Anthropologie und Kulturwissenschaften und darin, welchen Einfluss sie auf den Einzelnen und die Gesellschaft hatten. Stundenlang konnte er über Themen sprechen, von denen ich noch nie gehört hatte, wie zum Beispiel über die Rolle des Gemeinschaftstanzes bei irgendeinem abgelegenen afrikanischen Stamm, über die spezifische Form religiöser Monumente oder die Rolle der Frau im frühen Christentum. Mickey schien das alles zu wissen, während ich keine Ahnung hatte.
    Ich begann meine Weltreise mit einer Fahrt im Greyhound quer durchs Land, weil ich die wirklichen USA kennenlernen wollte. Das tat ich mehr als mir lieb war, und ich kann es nicht empfehlen. Ich erlebte einen kleineren Straßenaufstand beim Busbahnhof in Süd-Los Angeles und musste über Leute steigen, die entweder bewusstlos waren oder auf der Straße schliefen. In Denver wurde ich ausgeraubt und in Nebraska wäre ich fast gestrandet, weil ich den Fahrer missverstanden hatte, als er ankündigte, wie lange er dort halten würde. In New York bog ein Fahrer falsch ab und schaffte es, den Bus in der Bronx so unglücklich vom Kurs abzubringen, dass wir die Polizei rufen mussten, damit sie die Straße sperrte, bis er wieder herauskam. Ein Typ aus dem Bus versuchte mir Kalifornium anzudrehen, das er als eines der seltensten Elemente anpries, aber das in Wirklichkeit wie eine Münze aussah, die auf Eisenbahnschienen gelegen hatte. Natürlich gab es auch viele tolle Zeiten während der Reise, wenn ich Freunde und Familie besuchen konnte. Ich traf Mickey in New Hampshire, von wo wir nach London flogen. Dann ging’s als Backpacker durch Europa. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Rucksackreisende schließlich trennen, aber bei Mickey und mir passierte das früher, als wir dachten. Mickey wollte sofort nach unserer Ankunft in Großbritannien nach Frankreich weiter, während ich zuerst noch Schottland und Irland sehen wollte. Schließlich verbrachte ich die meiste Zeit der drei Monate mit Mark, einem Surfer aus Australien. Wir besuchten

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