... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
verändern konnte und uns erlaubte, dessen Auswirkungen auf die biomechanischen Funktionen des Ohres nachzuspüren. Ich konnte es nicht zum Laufen bringen und nicht die Mikrochips herstellen, die ich für das Gerät brauchte, aber Charlie brachte mich auf den richtigen Weg. Seit damals war Charlie immer der erste Ansprechpartner, wenn ich mit meiner Forschung nicht weiterkam.
Eines Tages musste Dr. Long Stanford verlassen. Ich habe nie den ganzen Hintergrund der Geschichte erfahren, und Charlie war zu verärgert, um mir alle Details zu erzählen. Wenn ich ihn fragte, murmelte er nur „Politik, Prioritäten und Politik“. Es war klar, dass er nicht gehen wollte. Ich vermute, dass es mit der Balance zwischen seiner Liebe zur Wissenschaft und Technik und seinen klinischen und chirurgischen Verpflichtungen sowie seinen Lehrverpflichtungen zu tun hatte. Er hielt mich immer für sehr privilegiert, weil ich in Vollzeit forschen konnte, und fühlte sich offensichtlich zwischen seinen vielen Interessen hin- und hergerissen.
Charlies wichtigster Einfluss auf mich bestand darin, dass er mich lehrte, an die glückliche Chance zu glauben. Immer wieder behauptete er, dass die Rolle von Unfällen und glücklichen Fehlern bei wissenschaftlichen Durchbrüchen unterschätzt würde. Er hatte Recht. Damals schätzte ich das nicht richtig ein, aber ich hatte wirklich Glück, dass ich in Vollzeit an Mittelohrimplantaten forschen konnte, und mittlerweile verstehe ich, dass glückliche Zufälle, wie Charlie meinte, unterschätzt werden.
Damals waren fast alle anderen Forscher auf diesem Gebiet Ärzte, die üblicherweise nur ein oder zwei Nachmittage für Laborarbeit aufwenden konnten. Ich scherzte immer, dass das gerade ausreichen würde, das Licht aufzudrehen, die Geräte abzustauben und vielleicht sogar einzuschalten. Für mich war echte Forschung eine endlose Schinderei, die viele Stunden ununterbrochener Arbeit erforderte.
Eine Quelle ständiger Sorge bei der Forschungsarbeit ist das Akquirieren von Forschungsgeldern. Für Mittelohrimplantatsforschung und klinische Testprogramme war das seit eh un je schwierig. Die Verwendung von Forschungsgeldern und die Finanzierung von Gehörforschung in den USA erschien mir immer schon befremdlich, da sich die meiste Forschung auf das Studium von Tieren (z. B. „Wie die schnurrbärtige Fruchtfledermaus Töne lokalisiert“), Molekularbiologie, Versuche, die Haarzellen im Gehör (meist bei Küken) wachsen zu lassen oder andere sehr, sehr einfache Untersuchungen beschränkte. Als Forscher war es frustrierend zu sehen, wie die Labors, Ingenieure und Wissenschaftler, die klinische Entwicklungen und angewandte Forschung betrieben, im Vergleich zur Grundlagenforschung weit unterdotiert waren. Der Löwenanteil der finanziellen Hilfe ging immer an dieselben Gruppen, von denen viele an Projekten arbeiteten, die wahrscheinlich nie für Patienten mit Hörverlust irgendeine Relevanz haben werden. Einige oder vielleicht sogar die meisten dieser Projekte werden zu meinen Lebzeiten nie das Stadium der Anwendbarkeit erreichen. Es ist natürlich schwer vorherzusagen, aus welcher Richtung ein Durchbruch kommen wird, aber ich bin sicher, dass die Studien über die schnurrbärtige Fruchtfledermaus und ähnliche nie meine Hörfähigkeit verbessern werden. Bei den jährlichen Treffen der Amerikanischen Research in Otolaryngologie ( ARO ) gewann ich den Eindruck, dass viele Wissenschaftler die Gehörforschung fast als Hobby betrachteten. Sie dachten kaum oder gar nicht daran, etwas zu entwickeln, das zu einer wirklichen Behandlungsmöglichkeit führen könnte.
Aber es gibt auch Ausnahmen. Ich traf Dr. Jonathan Spindel und Dr. Roger Ruth bei der ARO und fand ihren Ansatz, das Hörvermögen des Innenohrs durch die Membran des Runden Fensters ( RW ) zu stimulieren, hochinteressant. Ich mochte Dr. Spindel zunächst eigentlich überhaupt nicht. Obwohl er noch nie einen Prototyp seines Geräts bei einem Menschen implantiert hatte, wirkte er äußerst selbstsicher. Das lag vielleicht daran, dass er sein Konzept schon so lange verteidigt hatte und wahrscheinlich viel zu viel Zeit damit verbrachte, Skeptiker zu überzeugen. Ich lernte Jon bei einem Vortrag über die Vorteile des RW -Antriebs im Vergleich zu anderen direkten Antriebskonzepten kennen.
„Der Vorteil des RW besteht darin, dass es im Gegensatz zu anderen direkten Antriebskonzepten nicht nötig ist, einen Wandler auf der Gehörknöchelchenkette zu befestigen,
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