... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
überzeugt, dass es eine großartige Forschungsidee war, aber ich bezweifelte, ob es jemals ein kommerzieller Erfolg werden könnte, da es zu viel Strom brauchte und mit einem Gewicht von 2.5lp inklusive der außen getragenen Halsschlinge viel zu schwer war. Außerdem konnte ich einfach nicht mehr mit Reuben arbeiten, und da diese Gefühle offensichtlich gegenseitig waren, beendete ich meine Konsulententätigkeit bei ReSound. Reuben wollte mich ohnehin loswerden. Eigenartigerweise blieb er länger bei ReSound, als ich dachte. Er hatte durch den Streit mit Dr. Goode seine eigene Karriereentscheidung getroffen, doch er fand sogar einen besseren Job, also löste sich alles bestens.
Ungefähr zwei Jahre nach meinem Abgang führte ReSound, jetzt unter neuer Leitung, an Dr. Perkins’ Patienten am Kalifornischen Ohreninstitut Experimente mit einer neuen und verbesserten Version der Ohrlinse durch. Freundlicherweise behielt mich Dr. Perkins als Patienten für die klinischen Versuche mit der ReSound-Ohrlinse. Obwohl sich das Gerät nicht wesentlich verändert hatte (es war zwar etwas kleiner, aber noch immer zu groß), stimmte ich dem Versuch zu. In seiner Praxis platzierte Dr. Perkins die kleine Silikonlinse mit dem goldumhüllten (nicht aufgedampften) Magnet auf mein Trommelfell.
Der große Vorteil des Modells der Ohrlinse war immer, dass sie keinen chirurgischen Eingriff brauchte, sondern einfach in einer Praxis eingesetzt werden konnte. Dann passte man mir die Betreibereinheit an, die die Umgebungsgeräusche mit einem Mikrofon aufnahm und sie in elektromagnetische Wellen verwandelte. Die Wellen bewegten den Magnet vor und zurück und übertrugen auf diese Weise Mikrovibrationen in mein Innenohr, das sie als Laute erkannte. Als mir die Halsschlinge umgelegt wurde, konnte ich zunächst überhaupt nichts hören, aber als sie höher oben um mein Ohr lag, konnte ich zum ersten Mal kristallklar „direkt angetriebene“ Laute hören. Es war sofort klar, dass diese unmittelbar übertragenen Laute um Klassen besser waren als alles, was die gängigen Hörgeräte erzeugten. Es war sogar den ReSound-Hörgeräten bei weitem überlegen. Das war wirklich einzigartig: ein klarer, frischer Ton ohne Verzerrungen. Ich hörte das wirklich zum ersten Mal. Fantastisch! Das stärkte meine Überzeugung, dass das Konzept des „Direct Drive“ richtig gewesen war. Die Tonqualität war erstaunlich und völlig ohne Verzerrung. Leider war das System stark unterversorgt. Ich konnte es nicht tragen, denn ohne die Halsschlinge um meinen Kopf zu wickeln, konnte ich keine ausreichende Verstärkung erhalten. Aber Perkins und Goode hatten recht: Direkt betriebener Schall war den akustischen Hörgeräten bei weitem überlegen. Die Ohrlinse war nie ein kommerzieller Erfolg, aber die Erfahrung überzeugte mich davon, wie wichtig und zukunftsweisend die Behandlung von Hörverlust mit der Direktübertragungstechnologie ist. Zum ersten Mal schien ein Traum wahr zu werden.
Dr. Goode schickte mich oft in die Bibliothek, um die neuesten Forschungspublikationen zu kopieren. Auch brauchten wir oft Kopien von Patenten. Patente sind wie ein heimlicher Blick um die Ecke: Sie sind gute Indikatoren dafür, welche Durchbrüche bald erzielt werden und in welche Richtung sich ein Gebiet entwickelt. Um Patente zu recherchieren, gab es nur die Sunnyvale Bibliothek, die in einem leerstehenden Schulgebäude untergebracht war und in der alle in den USA verliehenen Patente auflagen. In den 1980ern und 1990ern waren Patentschriften noch nicht in elektronischer Form verfügbar, daher musste man sie kopieren oder Kopien bestellen. Ein Erfinder konnte Patente nur nach ihrer Klassifizierung suchen, oder indem er eine spezifische Arbeit oder einen spezifischen Erfinder suchte und dann mit Querverweisen die Patente. Für eine typische Such- und Kopier-Mission für Dr. Goode brauchte ich leicht zwei Tage und Unmengen von 25-Cent-Stücken, um die wackelige Kopiermaschine zu füttern. Immer wenn ich für Dr. Goode Patente kopieren und suchen musste, las ich sie auch. Ich las alles.
Die Bibliotheksmitarbeiter waren immer freundlich, hilfsbereit und professionell. Mir schien das eine langweilige Arbeit zu sein, aber sie fanden sie offenbar wirklich wichtig. Eine kleine Ausstellung zeigte jeweils das Patent, das zur „Erfindung des Monats“ erkoren wurde, und den „Erfinder des Jahres“. Da wusste ich noch nicht, dass ich bald der Empfänger dieser kleinen, aber für mich
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