... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
meinem Erstaunen konnte Jonts FFT -Software die gewünschten 20 Dezibel bei weitem überschreiten und verbesserte das System um unglaubliche 80 Dezibel. Das ermöglichte es uns, die Felsenbeine in ein paar Minuten statt in ein paar Stunden zu messen, und zwar so kleine Bewegungen, dass wir uns bereits dem Molekularbereich näherten. Eigenartigerweise glaubte mir niemand, wenn ich erklärte, wie weit unser System gehen konnte.
Als wir an diesem Sonntagabend mit unserer Arbeit fertig waren, lud uns Dr. Goode zum Essen ein. Ich war selig und konnte es gar nicht erwarten, diesen Laser auszuprobieren. Ich wusste, dass ich jetzt nicht nur die Vibrationsmuster des menschlichen Ohres messen konnte; dieses neue Verfahren würde es mir erlauben, endlich Wandler zu messen und herzustellen, die zur Reparatur des menschlichen Ohres verwendet werden konnten. Dank dieses neuen Durchbruchs konnte ich nun in der Garage meines Vaters Wandler bauen und schnell testen. Nur ich hatte eine Maschine, die schnell Mikrowandler untersuchen konnte, und in ein paar Monaten würde ich mehr über Mikrogehörwandler wissen als sonst irgendwer.
Ich will nicht den Eindruck erwecken, als sei ich nur irgend so ein blöder Wissenschaftsheini ohne soziales Leben gewesen. Auch wenn ich mit meiner Forschungsarbeit quasi verheiratet war, war meine Philosophie immer, viel zu arbeiten, aber auch viel Spaß zu haben. Als junger Wissenschaftler war ich berühmt-berüchtigt dafür, bei gutem Wind draußen am Coyote Point oder Waddell Creek beim Surfen zu sein. Während ich in Stanford war, schoben die Ärzte und ich oft eine oder zwei Runden Golf ein. Wenn ich am Stanford Golf Driving Range vorbeifuhr, blieb ich meist stehen und schlug ein paar Bälle. Es klingt vielleicht lächerlich, aber kübelweise Golfbälle zu schlagen gehört noch immer zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Auch für Sporttauchen fand ich immer Zeit, oder für Ausflüge nach Hawaii, wenn es billige Flüge gab. Im Winter ging ich oft in die Sierras oder nach Colorado zum Skifahren. Ich besuchte Partys von Turnusärzten, Forschern, Stanford-Studenten und natürlich von Dr. Goode. Manchmal gingen Dr. Goode und ich nach der Arbeit essen oder auf ein paar Drinks; wir begannen dann im California Café und endeten im Zentrum von Los Altos oder im The Echo.
Auch hatte ich Glück mit den Frauen in meinem Leben, von meiner ersten Freundin Kristi bis zu meiner wunderbaren Frau Sabina. Dazwischen gab es natürlich auch einige Beziehungen. Eine war eine Lehrerin, die ich in Colorado bei den Olympics getroffen hatte, aber diese Beziehung endete, als klar wurde, dass sie niemals nach Kalifornien ziehen wollte und ich niemals in Colorado einen ordentlichen Job finden würde. Eine andere war die Tochter eines Dekans von Stanford, aber sie ging an die Universität von Virginia, um ihr Doktorat zu machen. Außerdem hatten ihre Eltern verständlicherweise Einwände gegen diese Beziehung.
Ich ging auch oft mit Frauen aus, die ich durch meine Arbeit kennengelernt hatte. Darunter waren auch ein paar Turnusärztinnen oder Studentinnen der medizinischen Fakultät von Stanford. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, war es eine Beziehung zu einem Mädchen, das ich immer wieder traf, die diese Zeit am besten beschreibt. Eigenartigerweise kann ich mich nicht mehr an ihren Namen erinnern, aber sie war eine Studentin an der San Jose State Uni und arbeitete in Chilis Restaurant in Milpitas auf der anderen Seite des Valleys. Sie war das typische kalifornische Mädchen: blonde Haare, strahlendes Lächeln und dauernde Bräune – und sie war intelligent. Wir hatten viel gemeinsam: Wir mochten beide The Cure, und sie verdiente sich als Rettungsschwimmerin zusätzliches Geld. Wir waren begeisterte Tänzer, also besuchten wir oft Klubs wie den Edge in Palo Alto, den One Step Beyond in Sunnyvale, DB Coopers in San Jose, den DV 8 in San Francisco und manchmal den Catalyst in Santa Cruz oder Mountain Charlie’s in Los Gatos. Wir tauchten völlig in die Musik ein und tanzten stundenlang, während die Welt mit ihren Sorgen dahinschmolz. Wir tanzten, bis man uns hinauswarf. Es war ein tolles Gefühl und eine tolle Zeit. Warum die Beziehung nicht ernster wurde, weiß ich eigentlich nicht. Vielleicht wollten wir den Moment nicht zerstören, das Gefühl jung und unbeschwert in Kalifornien zu leben, oder vielleicht hab ich auch die Uhr im Lab nicht im Auge behalten und zu viele Abende dort verbracht. Wie auch immer, wir lebten uns
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