... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
Labors, außer den gefährlichsten, aufzuräumen. Ehrlich gesagt hatten wir auch keine Ahnung, was alles ausgeronnen war und zu welchen chemischen Reaktionen es kommen würde, aber wir wussten, dass es ziemlich schlimm werden konnte.
Ich rannte hinauf, um mein Labor zu sichern, und in einer Stunde hatte ich es wieder so ziemlich gesäubert, aber das war relativ leicht, da es in meinem Labor kaum gefährliche Chemikalien gab. Den größten Schaden hatte die elektronische Ausstattung erlitten, und viele meiner Geräte lagen zerbrochen am Boden.
Als ich fertig war, ging ich hinüber, um Bob zu helfen, bei dem es schon schlimmer aussah. Sein Säurebad war auf den Boden gekippt, und die Glasbehälter mit den Chemikalien hatten sich aus der Sicherheitsverankerung gelöst und waren zerbrochen.
Er kam aus dem Raum, nahm seine Maske ab und sagte: „Wir brauchen eine Gefahrenguteinheit, ich meine eine richtige.“
„Bis wir eine kriegen, sind das wir“, sagte ich ihm. „Das Gebäude darf nicht Feuer fangen oder eine toxische Schlammgrube werden, wir müssen was unternehmen, zumindest so viel, dass es nicht schlimmer wird.“ Also schöpften wir diesen chemischen Brei, so gut es ging, in Abfallbehälter. Dann trugen wir, so viel wir konnten, hinunter zu dem Bereich, der für Gefahrenstoffe reserviert worden war. Bob fand die Arbeit des Sicherheitsbeauftragten, der die Putzarbeiten überwachte, nicht besonders gut, doch nach ein paar Wochen waren die Labors wieder in Ordnung und in Betrieb.
Keiner von uns war besonders angetan von den Sicherheitsbeauftragten, am allerwenigsten Bob. Schließlich hatte Bob all die Warnschilder an seiner Tür verfasst, auch das über die Pizza auf dem Labortisch. Ein paar Monate nach dem Erdbeben hörte ich eines Tages Bob lauter als normal sprechen. Das war eigenartig, denn er sprach üblicherweise eher sanft und leise. Ich ging auf den Gang und fand Bob im Streit mit jemandem, der ein Clipboard in der einen Hand hielt. In der anderen hatte er einen knallroten Plastikkübel, auf dem in Großbuchstaben „ SICHERHEIT “ geschrieben war. Bob stand zwischen ihm und der Notdusche des Labors.
„Jetzt hören Sie mir mal zu!“, brüllte Bob. „Nach dem Erdbeben und der ganzen Putzerei brauch ich nicht noch so einen Scheiß. Ich sage Ihnen noch einmal: Ziehen Sie niemals wieder diesen Hebel!“
„Aber er wurde repariert!“, antwortete der junge Mann.
„Das hat der letzte Typ auch gesagt, bevor er den Hebel das letzte Mal gezogen hat. Er ist eben nicht repariert“, sagte Bob sehr streng.
Der Stein des Anstoßes war das Notdusch- und Augenspülungssystem der Labors. Theoretisch konnte jeder, der je mit Chemikalien angestaubt wurde oder Feuer fing oder Säure in die Augen bekam, auf den Gang laufen und sich mit einem Wasserschwall abwaschen, indem er den Hebel der Notwaschstation zog. Allerdings hatte man beim Einbau die Kleinigkeit eines Abflusses übersehen. Der 5000-Gallonen-Wassertank auf dem Dach des Gebäudes hatte ein Ventil, das sich erst wieder zurückstellte, wenn alle 5000 Gallonen durch die Dusche abgeflossen waren. Dabei wurde natürlich alles überschwemmt, und die elektrischen Leitungen wurden durchtränkt.
Bob setzte sich schließlich durch, und der Sicherheitsbeamte trollte sich. Ich folgte Bob in sein Labor.
„Es ist nicht zu fassen“, regte sich Bob auf. „Vor ein paar Jahren haben sie diesen Hebel gezogen und die Burschen unten fast mit einem Stromschlag umgebracht, und ...“
Vom Gang kam ein lautes Zischen.
Wir schauten hinaus, und da stand dieser Sicherheitstyp unter der Dusche mit seinem Kübel. Das Wasser strömte nur so aus der Dusche.
„Oh, du verdammte Scheiße“, brüllte Bob. Er sprang die Stiege hinunter, um den Strom abzuschalten, bevor etwas passieren konnte.
Da ich nur herumstand, beobachtete ich den Sicherheitsbeamten. Als der Kübel voll war, versuchte er das Ventil zu schließen, aber das Wasser strömte weiter. Dann rannte er verzweifelt ins WC , leerte den vollen Kübel aus, und rannte wieder zurück. Das Wasser stand schon überall.
Bob war zurück und schrie: „Hol einen Mopp, und was du sonst noch finden kannst! Wir müssen das Wasser zur Stiege leiten und es vom Liftschacht fernhalten. Schnapp dir auch eine Taschenlampe.“
Also nahm ich meine Taschenlampe und einen Mopp und fing an, das Wasser zur Stiege hinunterzuschieben.
Zu diesem Zeitpunkt war der Sicherheitsbeamte schon fast in Tränen aufgelöst. In seinem Gesicht kämpften
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