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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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besonderer Bereich der Mikrophysik auf subzellularem Niveau war. Ich probierte neue Ideen aus, verwarf alles, was ich früher über den Bau von Mittelohrgeräten gelesen hatte. Um wirklich neu anfangen zu können, musste ich versuchen, alle früheren Fehlkonzepte und alles darüber Gelesene irgendwo in meinem Hirn unter „fragwürdige Information“ abzuspeichern. Dann begann ich völlig veränderte Entwürfe in anderen Bahnen mit neuen Möglichkeiten für eine neue Transducerbauart auszuprobieren.
    Kurz darauf baute ich den ersten FMT oder Floating-Mass-Wandler. Bei den ersten Prototypen dieser neuen Klasse von Geräten konnte ich mir zunächst nicht erklären, wieso sie funktionierten. Auf dem Papier zeigte die konventionelle Theorie immer wieder, dass viele oder die meisten Erstgeräte nicht funktionieren würden, aber diese taten es. Wie war das möglich? Ich verstand es nicht. Also handelte ich völlig unlogisch: Ich versuchte FMT s zu bauen, die nicht funktionierten. Und sie wurden besser. Wie bitte? Als ich mich dann sehr anstrengte, Geräte zu bauen, die absolut nicht funktionieren konnten, wurden die hohen Frequenzen so laut, dass sogar ich sie klar vernehmen konnte. Ich war sicher, eine Anomalie zu beobachten. Diese ersten Geräte hatten ein Schlüsselelement, das bei meinen anderen Ideen gefehlt hatte: Man konnte sie sehr klein und körperverträglich herstellen.
    Ich besprach mich mit meinen Kollegen in Stanford, erklärte ihnen das neue Gerätekonzept, und sie führten noch mehr Gründe an, weshalb die Geräte nicht funktionieren konnten: Sie würden sich gegenseitig aufheben, die Felder seien nicht optimiert, die Masse falsch, wenn die Geräte kleiner würden, würde auch die Anomalie verschwinden, es sei Zeitverschwendung usw. Alles, was sie sagten, war richtig. Also ging ich eines Abends, nachdem ich wieder Geräte in der Garage meines Vaters hergestellt hatte, ins Haus, um mit ihm zu besprechen, was ich beobachtet hatte und warum ich es nicht verstehen konnte. Ich erklärte ihm, dass die Geräte, egal, wie ich sie machte, immer funktionierten, obwohl wir alle wussten, dass sie das nicht dürften.
    Dann sagte ich: „Dad, weißt du, es ist echt komisch. Diese Geräte sind wie – wie kleine Floating-Mass-Wandler oder so.“
    Kaum hatte ich das gesagt, war es uns beiden klar: „Es ist ein FMT “, rief Dad.
    Wir gingen sofort wieder in die Garage, und bis in die frühen Morgenstunden stellten wir Gerät über Gerät her. Alle funktionierten, und da ich jetzt wusste, wieso und was ich da eigentlich machte, wurden die Geräte nicht nur besser, sondern auch kleiner.
    Am nächsten Tag zeigte ich Dr. Goode einige der optimierten FMT -Entwürfe, und er war bereit, mir die Rechte an dieser Bauform zuzugestehen. Am nächsten Tag wurde der Entwurf eingereicht. Der FMT ist ein Wandler, der in einem Gehäuse untergebracht ist, das an einer Vibrationsstruktur im Ohr (nämlich der Gehörknöchelchenkette) angebracht ist. Eine Masse, die mechanisch mit dem Gehäuse verbunden ist, gibt Vibrationen weiter, die ein externes elektrisches Signal generiert. Die Schwingungen dieser Masse wiederum stimulieren über die Trägheit des Gehäuses die Vibrationsstruktur des Ohres. Der FMT verwendet körperverträgliche Materialien, die präzise gemacht und zusammengefügt werden müssen, und ist kleiner als ein Reiskorn.
    Es brauchte ungefähr ein Jahr, bevor mir das Büro für Technologietransfer die Rechte auf diese Technologie zusprach. 3 Da meine Stelle damals vom Staat finanziert wurde, musste die Freigabe durch die Regierung der Vereinigten Staaten erfolgen. Das VA gestand mir die vollen Rechte auf die neue Technologie zu. An dem Tag, als die FMT -Bewilligung des Büros für Technologietransfer durchkam, erlebte ich einen anderen denkwürdigen Moment.
    Dr. Tim Wild, der mit mir im Lab arbeitete, sagte zu mir: „Geoff! Und was ist jetzt mit dem Mittelohr?“
    „Tim“, antwortete ich, „das ist für das Mittelohr!“
    „Weiß ich ohnehin. Ich wollte nur der sein, der das zu dir sagt, damit du es einmal in deinem Buch erzählen kannst.“
    Was ich hiermit tue.
    Eigenartigerweise verstand ich erst in jenem Augenblick, wie bahnbrechend der FMT war. In Silicon Valley gibt es keine größere Ehre, als durch Kollegen wegen einer Idee oder eines Projektes aufgezogen zu werden. Da wusste ich, dass das Gerät durchstarten würde.
    Die Versuche, ein hochklassiges elektronisches Hörsystem für Hörgeschädigte zu entwickeln,

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