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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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materialisieren sich Erfindungen nicht plötzlich aus der Luft, sondern brauchen viel Zeit, Arbeit und Überlegung. Wenn es so einen Moment gibt, in dem es zur Erleuchtung kommt, das Hirn glüht, sich die zündende Idee präsentiert und der Erfinder „Ich hab’s!“ rufen kann, dann passiert das meist nach Jahren harter Arbeit. Jedes gute Gerät braucht eine gute Erfindung, und der Weg jeder guten Erfindung ist von guten Geschichten begleitet. Ich erinnere mich, wie ich eines Tages als Patient in Dr. Rodneys Praxis war, wo wir nach der Untersuchung die Testresultate besprachen.
    „Wie schaut es mit einem chirurgischen Eingriff aus?“, fragte ich ihn. „Gibt es irgendetwas, das mir helfen könnte?“
    „Leider“, antwortete er, „es gibt nichts für dein Problem.“
    Ich fragte weiter. „Wie wäre es mit einem Implantat, etwas in der Art der Cochlea-Implantate?“
    Er antwortete: „Nein, die würden dir nicht helfen, aber wir arbeiten an etwas, das vielleicht in ein paar Jahren eine Möglichkeit darstellen könnte.“
    Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass ich kurze Zeit später als Mitarbeiter seines Kollegen Dr. Richard Goode genau an diesem Projekt arbeiten würde und dass Gehörimplantate und die damit verbundenen Wissenschaften meine Lebensaufgabe werden würden. Ich hatte auch noch keine Vorstellung davon, wie weit in der Zukunft die Realisierung eines Gehörimplantats liegen würde, mit dem mein Gehörverlust behandelbar wäre.
    Mein Laser-Doppler war nicht nur ein tolles Instrument zur Vermessung und Definition der biomechanischen Strukturen des Ohres, er war auch ideal, um Geräte zu messen, die für die Reparatur und die Stimulation von Ohren verwendet werden konnten. Mit dem neuen Lasersystem, das mit Jont Allens Software betrieben wurde, war ich imstande Mikrogeräte zu bauen und zu testen, die man sich vorher nicht vorstellen konnte. Ich war damit auch in der Lage, äußerst präzise Messungen vorzunehmen und zu verstehen, wie sie in allen wesentlichen Audiobereichen arbeiteten. Jetzt brauchte ich nur noch einen guten Platz, um diese Geräte herzustellen, und dafür musste die Garage meines Vaters herhalten.
    Den Floating Mass Transducer zu entwickeln brauchte viele Jahre. Zuerst musste ich das Problem überhaupt verstehen, unzählige Sektionen vornehmen und Stunden über Stunden mit Grundlagenforschung zubringen. Dann folgten die Untersuchungen am lebenden menschlichen Ohr, um Vibrationsmuster festzustellen, und die Arbeit an Leichen, um verschiedene Ideen und Konzepte auszuprobieren. Parallel dazu musste ich unterschiedliche Testmethoden adaptieren und perfektionieren sowie Messgeräte und -möglichkeiten entwerfen. Schließlich galt es, Testprotokolle zu entwickeln, und zuletzt Fertigungstests für die unwahrscheinlich kleinen und sensiblen Geräte zu erstellen, die die Stimulation mit „Direct Drive“ im Mittelohr erforderte. Ich musste neue Transducer entwickeln und oft noch spät in der Nacht in der Werkstatt meines Vaters bauen. Ich probierte hunderte Varianten aus, die alle aus irgendeinem Grund nicht funktionierten. Alle hatten einen oder mehrere Mängel, alle – bis auf einen.
    Während des Studiums hatte ich mich auch mit linearem Programmieren befasst, also versuchte ich für das Problem der Mittelohrimplantate ein entsprechendes Modell zu programmieren. Eines der wesentlichen Ergebnisse des linearen Programmierens ist nicht das tatsächliche quantitative Resultat, sondern es sind die Erkenntnisse, die man während des Programmierens erhält. Lineares Programmieren erfordert absolute Klarheit über die zugrunde liegende Idee und ihre Beschränkungen, die gewünschten Inputs und Outputs, Eingaben und Ergebnisse, die Maximal- und Minimalerfordernisse. Das kann ein sehr mühsamer Prozess sein. Es wäre schön, könnte ich sagen, dass ich einfach alle Gleichungen in ein lineares Programmier-Softwarepaket gefüttert habe, das dann ein Bild meiner Erfindung ausgespuckt hätte, aber so war es natürlich nicht.
    Mit dem Prozess des linearen Programmierens im Kopf ging ich noch einmal alle Ideen durch, die ich früher ausprobiert hatte. Damals hatte ich bereits eine viel klarere Vorstellung davon, wie gering die erforderliche Kraft und Auslenkung für den Antrieb der Vibrationsstruktur im Ohr sein müsste ( 0.1 Mikrometer = 110 dB @ 1.0 kHz ). Mir war die Kleinheit eines Mikrons voll bewusst, und mir war schon lange klar, dass das Kernstück zur Lösung des Mittelohrgehörimplantats ein

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