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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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dem Chef der Autopsie, der mir erzählte, dass ein Neuling offenbar einen Fehler gemacht hatte, als er mit dem sehr bestimmt auftretenden Forscher konfrontiert wurde. Wir stellten sicher, dass so etwas nie mehr passieren konnte. Es ist mir unerklärlich, was Dr. XXX so lustig daran fand, einen menschlichen Kopf ins Administrationsbüro zu tragen und darüber mit der Sekretärin zu scherzen. Es war einfach bizarr. Dieser Typ war eindeutig „zu interessant“.
    „Interessante“ Leute sollte man nicht mit Computerfreaks oder Geeks verwechseln. Im Allgemeinen sind Geeks Leute, die völlig von der High Tech gefesselt sind, eine legendärerweise im Silicon Valley hervorgebrachte Spezies. „Interessante“ Leute hingegen lieben zwar die Technik, aber eben auch knallhartes wissenschaftliches Forschen.
    Nehmen wir als Beispiel Dan Stein, der zwei Stockwerke über mir im VA -Forschungsgebäude für die Stanforder Anästhesie-Forschungsgruppe arbeitete. Das erste Mal begegnete ich ihm beim Mittagessen. Ich beobachtete, wie Dan, der strikter Vegetarier war, einen riesigen Büschel Koriander hackte, ihn in den größten Behälter mit Joghurt einrührte, den ich je gesehen hatte, und das ganze Gebräu dann hinunterschlürfte. Wann immer ich mit Dan sprach, drehte sich das Gespräch nach einigen Minuten unweigerlich um seine Diät. Ich habe rasch gelernt, in seiner Gegenwart nie über Essen zu sprechen.
    In seiner Zeit als Punk-Rocker hatte er seinen Kopf nach Art der Skinheads kahl geschoren. Jetzt stand er total auf Yoga und meditierte, wann immer er ein paar Minuten Zeit fand. Seine Urlaube waren auch immer ungewöhnlich. So machte er einmal für einen Monat einen Solo-Backpack-Trip nach Guadalajara. Dort schnitt er sich an irgendeiner komischen Pflanze, sodass sein Fuß auf die dreifache Größe anschwoll. Im Delirium kroch er zu einer abgelegenen Berghütte, wo er ein paar Leute anheuerte, die ihn in die nächste Stadt trugen. Schließlich kam er zu einem abgelegenen medizinischen Außenposten, wo er angeblich fast gestorben wäre und man ihm um ein Haar seinen Fuß amputiert hätte. Aber irgendwie hat Dan überlebt. Als seine Forschungsgelder für ein paar Monate ausblieben, verschaffte ihm das die perfekte Gelegenheit für einen dreimonatigen Backpacktrip nach Indien. Er kehrte erst nach sechs Monaten zurück, weil er einfach zu lange Zeit in einem Aschram verbracht hatte. Da er niemals eine Gelegenheit ausließ, irgendetwas Neues mit seinen Haaren zu machen, erschien er nun völlig kahlköpfig. Wir sollten ihn mit seinem neuen, komischen indischen Namen ansprechen, den ihm sein neuer Guru zugeteilt hatte, aber das verweigerte ich. Dan trug jetzt rote Pajamas und Unmengen klingelnder Perlen. Er brauchte noch einige Monate, um wieder zu seinem normalen Zustand zurückzukehren. Mich kostete das viele Besuche in seinem Labor, wo ich immer wieder „Hey Dan, Danny boy“ rief, um ihn an seinen richtigen Namen zu erinnern. Nachdem er re-programmiert war, trat er einer Trommelgruppe bei und verbrachte nach der Arbeit Stunden im Park in Trommelkreisen.
    Manchmal brauten Dan und ich zusammen Bier in seinem Häuschen hinter einem Haus in Menlo Park, in der Nähe des VA -Spitals, das als Kulisse von Einer flog über das Kuckucksnest gedient hatte, wo Ken Kesey als Forscher arbeitete. Unser Ziel war es, das wohlschmeckendste, völlig biologische, pestizidfreie Bier zu brauen, das es jemals gegeben hatte. „Rasta Brau“, unser hochkalorienhaltiges Dunkles mit hohem Alkoholgehalt, war nicht schlecht, sollte aber nicht den erträumten Preis für das beste von Amateuren gebraute Bier erringen. Unser Bier schmeckte meist schrecklich, und viel davon war echt ungenießbar.
    Dan verband mit seiner Forschung eine Art intensiver Yin-Yang-Hassliebe. An einem Tag paukte er für die MCAT -Prüfung, am nächsten warf er alles hin, zog nach Santa Cruz und trommelte als Hippie den ganzen Tag am Strand. Im Gegensatz zu mir verkaufte Dan sein komplettes Hab und Gut, um mit Grateful Dead ein Jahr lang durchs Land zu ziehen. Das letzte Mal sah ich Dan nach einer Show im Shoreline-Amphitheater, wo er in der Mitte des Parkplatzes mit ein paar Freunden trommelte. Ich habe gehört, dass er schließlich doch sein Medizinstudium abschloss, und ich bin sicher, dass er in jedem Bereich, den er wählt, eine Führerfigur wird. Er war ein echt interessanter Typ.
    Eine andere „interessante“ Persönlichkeit war Eric, ein Forscher der Augenheilkunde und

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