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Und im Zweifel fuer dich selbst

Und im Zweifel fuer dich selbst

Titel: Und im Zweifel fuer dich selbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rank
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U-Bahnen, die oberirdisch an ihnen vorbeidüsten. Dann gingen sie essen. Am Tag davor war Tim die Treppe hinuntergefallen, und sie guckte immer wieder auf das Pflaster an seinem Kinn und achtete nicht auf ihren Teller und piekte immer wieder mit der Gabel daneben. Irgendwann war der Teller leer, und sie tranken weiter, liefen ein bisschen herum, und als es wieder anfing zu regnen, klingelten sie an der Tür eines Hauses, wo im zweiten Stock eine Party gefeiert wurde und Flaschen vom Balkon auf die Straße flogen. Im Treppenhaus nahm Tim Lenes Hand und zog sie nach oben, sie blieben kaum beieinander in diesem mit Leuten vollgestopften Flur, ständig zerrte jemand an ihnen und sie hörten beide nicht auf zu reden, obwohl sie kein Wort des anderen verstanden, kein einziges. Aber immer, wenn er den Mund öffnete, machte das Pflaster am Kinn so eine kleine Falte, die sah aus wie ein Grübchen. Und auch das Tanzen funktionierte nicht, jemand schüttete ihr Gin Tonic über die Schulter und sie blieben trotzdem und stellten sich von einem Bein aufs andere und beobachteten die Menschen und sich gegenseitig und tranken immer weiter. Einmal blieb er lange weg, er war in der Meute verschwunden, um Getränke zu holen, und kam ewig nicht zurück. Da überlegte Lene schon, einfach zu gehen, weil sie dachte, das kann es doch jetzt nicht sein, so einfach kann esdoch nicht sein, dass wir uns treffen auf dieser Party und dann noch einmal und dann ist es immer noch gut, denn meistens ist es doch beim zweiten Mal scheiße. Sie traute diesem ganzen Frieden nicht, und als sie schon dachte, dass sie nun einfach gehen würde, dass er sie schon finden würde, wenn er sie finden sollte, da stand er wieder vor ihr mit den Gläsern und grinste. Sie tanzten irgendwie, ließen sich herumschieben. Als sie vor die Tür gingen, dämmerte es, und sie hatte keine Ahnung mehr, wo sie eigentlich gelandet waren. Tim fragte dann, ob er sie nach Hause bringen solle, und sie antwortete, sie müssten sich schon jetzt hier standesgemäß verabschieden, weil man nicht so einfach mitgehen könne, das wäre nicht angemessen, und das könne er mit den anderen machen, aber nicht mit ihr. Dabei wankte Lene schon und Tim hielt sie fest und musste lachen. Und dann umarmten sie sich, und er flüsterte, ob das denn standesgemäß sei, und Lene nickte und drehte sich um und marschierte davon, so gut es noch ging. Er blieb stehen und rief ihr noch hinterher, ob sie denn wüsste, wo es zur U-Bahn ginge. Ja ja, das wüsste sie schon ganz gut, rief Lene zurück, ohne sich umzudrehen. Und er meinte dann, dass die U-Bahn in der entgegengesetzten Richtung sei, deswegen wollte er besser noch mal nachfragen. Lene winkte ab und ging weiter geradeaus und brauchte anderthalb Stunden nach Hause. Aber als sie vor ihrem Haus stand, konnte sie nicht sofort reingehen, und dann habe sie mich angerufen. Etwas später standen wir oben auf dem Berg, und jetzt erzählte Lene, wie sie sich damals an die Vorstellung gewöhnte, dass es auch zur Abwechslung einfach mal einfach sein konnte. So leicht.
17
    Ich hörte ihn die Treppe heraufkommen, jeden Schritt, und mir war beinahe, als könne ich sogar die Beugung seiner Kniegelenke hören und wie sich seine Hand zwischendurch für ein paar Stufen auf das Geländer legt. Ich öffnete nicht die Tür, sondern stand wie angewurzelt vor dem Kleiderschrank, bis die Schritte einfach verstummten. Nun stand er draußen vor der Tür. Wir atmeten von zwei Seiten dagegen, und ich wartete noch ein paar Momente, bis ich öffnete. Wir sagten nichts. Kein Wort, das wir nicht schon einmal gehört hätten. Friedrichs Blick fiel auf meine unausgepackte Tasche, die noch im Flur stand. Ich suchte meine graue Strickjacke, ich steckte mit dem Kopf im Kleiderschrank, er lehnte am Türrahmen, die Hände in den Hosentaschen, und schaute aus dem Fenster. Er sah gut aus in seinem braunen Anzug. Ich ging an ihm vorbei, um mir die Schuhe anzuziehen. Er roch anders als sonst. Er roch normalerweise gar nicht. Und ich machte Falten in mein Kleid, als ich mich bückte und es dreimal nicht schaffte, die Schnallen am Schuh zu schließen. Dann standen wir nebeneinander vor der Tür. Er hielt mir den Arm hin wie bei einem festlichen Anlass, und so schritten wir die Treppe hinunter. Im Hausflur roch es nach Suppengemüse und Zigaretten, ich öffnete in jeder Zwischenetage ein Fenster. Und dann hielt er mir die Autotür auf, und ich dachte erst, er wolle selbst einsteigen, und ich solle

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