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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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fantastisch, es braucht keinen Stecker, kein Aufladegerät, keine Batterie, und klaglos erträgt es Kugelschreiber, Bleistift, Lesezeichen, Eselsohren. Das Buch ist meine Parallelwelt, es gibt mir das Gefühle, von zahllosen Verwandten und Freunden umgeben zu sein, auch wenn sie längst tot sind. Wenn ich lese, vergesse ich, wer ich bin. Ich weiß nicht mehr, wer gesagt hat, dass lesen wie rauchen ist, nur dass man nicht aufhören muss. Wenn dieses Geschäft mein Zuhause geworden ist, dann verdanke ich es ihnen. Heute, am Geburtstag von Virginia Woolf, trösten sie mich nicht, die Bücher.
    Manuele richtet auf dem Tresen kleine Sandwiches an – Weißbrot, doppelt mit Schinken belegt. Das Publikum von »Emmas Nachmittage« nimmt derweil an den Tischen Platz. Lucilla hat eine Himbeer-Crostata gebacken und wurde vor kurzem offiziell zu Manueles Beraterin ernannt. Mir kam die Strategie fadenscheinig vor, ihr Ehemann ist unersetzlich, aber Manuele ist auch Lehrer und also ein natürlicher Erbe von Ernesto. Talent hat sie zweifellos, sie ist eine begeisterte Leserin, und Alice ist stolz, weil sie Lucilla für ihre Entdeckung hält. Sie präsentiert Autoren
(auch die verstorbenen, die nicht widersprechen können), als hätte sie sich erst vor ein paar Stunden von ihnen verabschiedet. Dabei spricht sie lebhaft und zum Glück überhaupt nicht akademisch. Im Gegenteil, sie lässt sich teilweise sogar zu bizarren Exkursen über die Schriftsteller und ihr kulturelles Umfeld hinreißen, erzählt Tratsch und Anekdoten. Das Ergebnis ist, dass sich niemand unwissend oder schlecht fühlt, weil er nicht so viel gelesen hat. In Gesprächen strömt die Literatur wie Lava hervor – Salonkonversation bei einem Sandwich, einem Stück Kuchen oder einer Tasse Tee.
    Von den bunten Karten auf den Tischen ist kürzlich das Wort »Speisekarte« verschwunden. Jetzt heißt es: »Madamina, il catalogo è questo«, der Beginn von Leporellos Katalog-Arie, was auch von Kunden streng Wagnerianischer Observanz gutgeheißen wird.
    Manuele wirft einen Blick auf seine treuen Anhängerinnen, die alle gekommen sind. Sobald sie den Laden betreten, ist es, als würden sie ihre altersbedingten Leiden hinter sich zu lassen. Nun stellen sie sich darauf ein, Auszüge aus Der Liebhaber von Marguerite Duras und aus Jenseits von Afrika von Karen Blixen zu hören. Lucilla hat die Texte ausgewählt, und alle haben zugestimmt. Alice blickt Manuele voller Bewunderung an, heute noch mehr als sonst. Sie verheimlichen mir etwas, aber das lasse ich nicht zu. Ich werde sie gleich ins Gebet nehmen.
    »Entschuldigung, Schätzchen, warum nicht Auszüge aus Mrs. Dalloway, Zum Leuchtturm oder Ein Zimmer für sich allein?«
    »Emma, du hast doch schon das Schaufenster mit ihr gemacht. Außerdem kann man Virginia Woolf nicht rezitieren.«
    »Vielleicht hast du recht. Nur Nicole Kidman kann das«, lenke ich ein und versuche dann, geschickt das Gesprächsthema zu wechseln. »Du bist so fröhlich heute. Du strahlst ja regelrecht.
Deine Haut ist wunderschön, und deine Augen funkeln. Hast du dich einer Gesichtsreinigung unterzogen?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Deine Augen glänzen. Wie bei einer Frau, die ganz besonders... Na ja, bist du ganz besonders... Ich finde nicht das richtige Adjektiv.«
    »Glücklich, Emma. Wie eine Frau, die ganz besonders glücklich ist. Stimmt, das hast du richtig bemerkt. Stell dir vor: Gestern hat er mich gefragt.«
    »Was gefragt?«
    »Ob ich ihn heiraten will. Er hat mich nicht wirklich gefragt, aber er hat einen Ring unter meinem Kopfkissen versteckt. Vielleicht bin ich ganz besonders wasauchimmer, weil sich zum ersten Mal ein Mann dafür entscheidet, mich sein ganzes Leben lang an seiner Seite haben zu wollen. Das kommt mir wie eine historische Wende vor, zumindest in meinem Leben. Ich fühle mich plötzlich nützlich. Und wichtig. Ich weiß nicht, ob du mich verstehen kannst.«
    »Schätzchen, das ist eine wunderbare Nachricht, das müssen wir feiern. O mein Gott, es gibt so viel zu organisieren. Kommt ihr mit dem Geld aus?«
    »Emma, wir leben doch schon zusammen, und mein Vater wird die Feier übernehmen. Immer mit der Ruhe. Du bist schließlich an allem schuld. Wenn es Lust&Liebe nicht gäbe und wenn du dich nicht monatelang geweigert hättest, einen Internetanschluss einzurichten, um die Website dann letztendlich vollkommen mir zu überlassen, wären wir uns nie begegnet. Gestern Abend haben wir noch darüber gesprochen: Unsere Hochzeit verdanken

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