Und immer wieder Liebe Roman
es auch gut mit diesem Sandro, der meiner Meinung nach zwar ein Armleuchter ist – aber das geht mich ja nichts mehr an. Sie muss schließlich mit ihm glücklich werden.
Und weißt du, was meine verehrte kleine Noch-Ehefrau gesagt hat?«
»Nein. Was denn?«
»Dass sie sich nicht scheiden lässt. Sie lässt sich nicht scheiden. Weder jetzt noch sonst irgendwann.«
»Wegen der Kinder?«
»Von wegen, unsere Kinder sind viel entspannter als wir. Für ihren Geschmack läuft nämlich alles ganz prima. Sie freuen sich, wenn sie die Wohnung für sich haben, Emma, das siehst du doch an Mattia, oder? Sobald du fort bist, ist Party. Sie haben ihre Wohnungen und ihre Zimmer und leben ihr eigenes Leben.«
»Und warum bist du dann so wütend auf Laura? Kümmere dich doch nicht darum. Du bist mit Valeria zusammen, und irgendwann wird sie schon nachgeben. Vielleicht wird auch der Armleuchter sie bitten, sich von dir scheiden zu lassen. Gib ihr Zeit. Warum hast du es denn auf einmal so eilig?«
»Du kannst dir nicht vorstellen, was sie getan hat.«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Sag es mir und spann mich nicht auf die Folter.«
»Sie hat etwas Schreckliches getan.«
»Ist sie mit der Kasse abgehauen?«
»Schlimmer, schlimmer. Aber ich muss dir ausführlich erzählen, was deine Exfreundin Laura getan hat, damit du begreifst, was auch ich erst vor kurzem begriffen habe – über die Hälfte meines Lebens habe ich, ohne es zu wissen, mit einer psychisch labilen Frau verbracht.«
»Ist es so schrecklich, dass du es nicht schaffst, mir davon zu erzählen?«
»Sie hat die Wohnung unter Wasser gesetzt.«
»Wie bitte? Die Wohnung unter Wasser gesetzt? Eure Wohnung?«
»Ihre Exwohnung. Glücklicherweise hat die Nachbarin den Bach auf dem Treppenabsatz bemerkt und mich im Krankenhaus angerufen.«
»Ist der Schaden groß?«
»Das Parkett ist aufgequollen wie ein Ballon, aber das ist nicht der Hauptschaden.«
»Nein, es muss nur trocknen und abgezogen werden, dann ist es wieder wie neu. Mach keine Tragödie daraus, Camillo.«
»Das ist es ja auch gar nicht. Bevor sie die Wohnung unter Wasser gesetzt hat, hat sie nämlich etwas getan, für das es wirklich kein Verzeihen gibt.«
»Nämlich?«
»Sie hat meine Bücher in die Badewanne geworfen, alle meine Bücher, deine Romane ebenso wie meine Medizinbücher, sogar die von der Uni. Und dann hat sie den Hahn aufgedreht. Anschließend ist sie seelenruhig gegangen.«
»O Gott, das ist ja schrecklich! Die Bücher musst du alle wegschmeißen.«
»Sie sind Pappmaché, Emma. Es ist der pure Horror. Ich werde deinen Laden plündern müssen, meine Liebe. Die Medizinbücher waren allerdings wirklich teuer – die werde ich nicht ersetzen können. Es wäre besser gewesen, wenn sie meine Kleider verbrannt hätte. Man geht ins Geschäft und stellt sich eine neue Garderobe zusammen, aber mit Büchern geht das eben nicht. Ich habe es dir doch gesagt: Sie ist verrückt.«
Ich nehme Camillo so sanft wie möglich in den Arm, an diesem Tag der Verliebten, der so gar keinen Sinn hat. Armer, armer Freund. Wenn man mir so etwas antäte, würde ich zur Furie werden. Tatsächlich flattern seine Nasenflügel.
»Unter diesen Umständen kannst du jetzt auf gar keinen Fall nach Hause gehen. Pack eine Tasche und quartiere dich bei mir
ein, bis das Parkett abgezogen ist und irgendjemand die Bücher aus der Wanne geholt hat. So, und jetzt aber los. Du musst wieder zu deinen Patienten! Du bist Arzt und darfst dich nicht so gehen lassen.«
Als ich mich auf den Heimweg mache, fühle ich mich beinahe ein wenig glücklich. Später werde ich für meinen neuen Mitbewohner ein Essen zubereiten. In diesen Wochen des Kummers jemanden zu trösten, der eine so grauenhafte Verletzung erlitten hat, kann sich als Weg zu einer gewissen Normalisierung erweisen. Valentinstag, was für ein idiotisches Fest. Ich kann sie nicht ertragen, diese Verliebten, die in den Laden kommen und sich vor meinen Regalen küssen.
Wirklich nicht.
Ich spüre, dass ich zu einer einsamen Gestalt werde, und das gefällt mir nicht. Mailand ist bevölkert von einsamen Gestalten, und ich habe das Geschäft eröffnet, um mir genau das zu ersparen, anmaßend und arrogant wie ich bin. Heute muss ich mir eingestehen, dass es einfach nicht stimmt, wenn man sagt, Romane retten Leben. Zumindest heute Abend nicht.
Es braucht etwas anderes, um uns vor dem zu retten, was passiert, obwohl wir uns genau das Gegenteil erhoffen.
10. April
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