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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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lachend in das sommerliche Marktgetümmel.
    Sie schlenderte von Stand zu Stand, kaufte einen prächtigen Strauß aus feuerrotem Klatschmohn und blauen Kornblumen, den sie mit einer Hand kaum halten konnte, und blieb dann vor einer Auslage mit Lammkeulen stehen.
    „Was sollen die kosten?“
    Die Marktfrau musterte Anna.
    „Für dich ganz günstig, weil heute so ein schöner Tag ist.“
    Sie zeigte Anna eine frische Lammkeule, packte aber, als sie sich einig geworden waren, eine ganz andere ein.
    „Ich will die erste haben, keine von den alten, die du heute Nachmittag sowieso in den Müll wirfst.“
    Als sie alles besorgt hatte, setzte sich Anna in das Straßencafé neben dem Marktplatz und genoss ihren Cappuccino. Anschließend lud sie die Einkäufe in ihren Wagen ein, zuerst die Lammkeule. Heute würde sie ein Festessen zubereiten, denn Jan wollte sie besuchen kommen. Annas Herz klopfte bei dem Gedanken an ihn. In der letzten Zeit hatten sie einander wenig gesehen, denn als Fußballprofi beim HFC war er ein vielbeschäftigter Mann. Vor fünfzehn Jahren waren Tom und Jan zusammen nach Deutschland gekommen. Aus Dänemark, aus dem grenznahen Gebiet, in dem die Landschaft schön und die Arbeitslosigkeit groß ist. Beide hatten hier ihr Glück gefunden. Tom hatte Anna kennengelernt, die Druckerei gegründet, Söhne gezeugt, Jan hatte seine Affären und den Sport.
    Seit Anna in den Polizeidienst zurückgekehrt war, verteilte sich ihre wenige freie Zeit auf Tom und die Kinder. Im Moment kam sie nicht einmal mehr dazu, ihre Mutter Elisabeth anzurufen. Sie kommunizierten über geschriebene Botschaften miteinander. Denn wenn Elisabeth am frühen Abend, nachdem sie Ben und Paul versorgt hatte, in ihre Wohnung zurückfuhr, war Anna meist noch nicht vom Dienst zurück. Es war nicht gerade der übliche Weg, nach vierzehn Jahren wieder dort anzufangen, wo man aufgehört hatte. Schon gar nicht als Frau. Die wenigen, die es bis in das Landeskriminalamt geschafft hatten, wären nie auf die Idee gekommen, eine derart lange Erziehungspause einzulegen. Anders als manche Krimis im Fernsehen vermuten ließen, war und blieb die Polizei eine Behörde. Als eine Planstelle frei geworden war, hatte sie ihre Chance bekommen. Obwohl sich das LKA nur mit schweren Gewaltverbrechen beschäftigte, verdiente sie im Rang einer Kommissarin nicht viel mehr als ihre Kollegen im Innendienst bei der Schutzpolizei. Deren Arbeit war vielleicht langweiliger, aber dafür nur selten gefährlich; hier hatte noch jeder Beamte sein Pensionsalter erreicht. Anna zupfte das Basilikum in kleine Stücke, streute es anschließend über die andalusische Vorspeise aus Tomaten, gekochtem Eiweiß und Thunfisch und stellte diese dann in den Kühlschrank. Die Lammkeule duftete schon verführerisch im Backofen. Es machte ihr Spaß, für Jan zu kochen. Sie dachte an ihr erstes Treffen zurück, Jan hatte sie an einer Imbissbude zu Hotdogs eingeladen. Er hatte den Stehtisch mit einer Decke aus Papierservietten belegt, die verblüffte Bedienung um eine Kerze gebeten, und wenig später war sie sich vorgekommen wie bei einem Festmahl. Jan konnte zuhören, und er hatte die Gabe, Anna zum Lachen zu bringen. Dabei erzählte er gar keine weltbewegenden Geschichten, eher Skurriles aus dem Alltag. Kleine Dinge, die ihm auffielen an anderen und an der Welt. Er war ein guter Beobachter, und er nahm sich selbst nicht so wichtig.
    Sie schüttelte den Kopf, um eine Haarsträhne wieder an ihren Platz zu bugsieren. Anna Greve war nicht gerade das, was man gemeinhin eine Schönheit nannte, dafür war sie mit ihren zweiundvierzig Jahren zu alt. Außerdem lag sie mindestens zehn Zentimeter unter dem Gardemaß, und auch barocke weibliche Rundungen hatte sie nicht zu bieten. Ihr kurzes, dunkles Haar besaß viele Wirbel und hatte sich von jeher allen ernsthaften Versuchen der Ordnung widersetzt. Auch ihr Körper strahlte eine ungeheure Energie aus, und ihre dunkelbraunen, leicht schräg gestellten Augen verliehen ihr das gewisse Etwas. Spätestens wenn sie zu lachen anfing, drehten sich die Männer nach ihr um.
    Der Aufwand hatte sich gelohnt, es war ein fabelhaftes Essen gewesen. Jetzt saßen die Jungen in Bens Zimmer vor dem Computer, endlich einmal, ohne zu streiten. Tom war gerade in den Keller gegangen, um eine weitere Flasche Rotwein zu holen.
    „Bist du im Stadion gewesen?“
    „Ich habe das Tor in der Glotze gesehen. Ich wusste gar nicht, dass du so aufreizend tanzen kannst.“
    Jan beugte

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