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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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war, und sah sie durch. Rechnungen. Rechnungen. Von Fachärzten. Laboratorien für Blut- und Serumuntersuchungen, vom Sanatorium in Baden. (Er wagte gar nicht, sie gleich zu öffnen.) Der farbenprächtige Prospekt einer Gesellschaft, die höchst preiswerte Luxus-Bungalows an der Costa Brava offerierte. Ein Bankauszug. Eine Vermählungsanzeige von Leuten, an die er sich nicht erinnerte. Und ein blaues, billiges Kuvert, das weder Adresse noch Briefmarke trug. Jemand mußte es durch den Schlitz geworfen haben. Schäfer überlegte kurz, dann riß er den Umschlag auf und entfaltete das graue, dünne Blatt Papier, welches sich darin befand.
    Aus lauter ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben waren diese Worte auf den Bogen geklebt worden:
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    Der Inspektor Ulrich Schäfer ging in Mantel und Hut, die Handschuhe noch an den Fingern, schnell in das große Wohnzimmer, machte Licht und hob den Hörer des Telefons, um Hofrat Groll anzurufen und ihm von dem anonymen Schreiben sofort Mitteilung zu machen. Er hatte drei Ziffern gewählt, da brach er ab, starrte den Brief an und ließ danach den Hörer langsam wieder sinken. Inspektor Schäfer stand im hellen Licht einer starken Deckenlampe reglos da und konnte, wie es schien, die Augen nicht mehr von dem Papier mit den aufgeklebten Buchstaben nehmen.

23
    »… und das ist alles, was ich inzwischen herausbekommen habe«, schloß Manuel. Er hatte Groll, während Schäfer heimgefahren war, und noch lange Zeit weiter von seinen Erlebnissen berichtet. Groll hatte rauchend und schweigend zugehört. Schwer und massig saß er hinter seinem Schreibtisch. Es war 1 Uhr 15.
    »Alles läuft also mehr und mehr auf die Annahme der Staatspolizei hinaus, daß Ihr Vater ausschließlich in einen Spionagefall verwickelt und ausschließlich deshalb ermordet worden ist«, sagte Groll nun.
    »Von einer alten Frau?« rief Manuel. Er griff sich an die Stirn. »Ich kann das nicht begreifen! Ich kann das nicht glauben!«
    »Es bleibt Ihnen kaum etwas anderes übrig«, sagte Groll. »Was Schäfer herausgefunden hat, ist hieb- und stichfest. Karl Friedjung ist 1945 ums Leben gekommen. Also kann ihn Frau Steinfeld nicht 1969 aus irgendwelchen Rachegefühlen vergiftet haben.«
    »Aber was sie auf dem Tonband sagte … daß sie so lange gewartet hat … und all das andere …«
    »Sie war schwer betrunken, schwer erregt. Nicht zurechnungsfähig.«
    »Es gibt da auch noch andere Dinge, Herr Hofrat ! Das Benehmen ihrer Schwester zum Beispiel!«
    Groll sagte: »Es kann durchaus sein, daß Frau Steinfeld ein Geheimnis
hatte –
die Schwester will es Ihnen ja nennen. Trotzdem, das sehe ich jetzt klar: Der Spionagefall und der Prozeß, den Frau Steinfeld geführt hat, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Sie haben nichts miteinander zu tun. Lassen Sie sich nicht irreführen. Der Prozeß – der liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Weiß Gott, was davon noch in die Gegenwart reicht. Ich will gar nicht abstreiten, daß so etwas der Fall sein könnte. Aber hier haben wir nur Erzählungen und Geständnisse aus zweiter Hand – wer sagt uns, daß sie auch stimmen? Die Spionagegeschichte, das ist etwas anderes! Da haben wir
Tatsachen,
aus erster Hand! Diese Geschichte stimmt – und zwar ist sie so verlaufen, davon bin ich auch überzeugt, wie der Albaner sie Ihnen dargelegt hat.«
    »Zagon! Was ist mit ihm? Den habe ich ganz vergessen!« rief Manuel. Er hatte auch vergessen, dem Hofrat Groll von dem Brief Daniel Steinfelds, Paul Steinfelds Bruder, zu erzählen, er war zu aufgeregt.
    »Ich habe Zagon heute nachmittag besucht – in der Psychiatrie«, sagte Groll.
    »Und?«
    Der Hofrat zuckte die Schultern.
    »Die Ärzte haben sich davon überzeugt, daß er simuliert. Morgen früh wird er entlassen. Ein Wagen der Botschaft – sie hat offiziell Polizeischutz angefordert und wird ihn auch erhalten – holt Zagon direkt von der Klinik ab und bringt ihn zum Flughafen.«
    Manuel sagte: »Und das

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