Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
werden Sie, Sie Scheißkerl!« Der Amerikaner ließ ein Stückchen Eis auf den Teppich fallen, seine Hände waren unsicher. Er wies zu einem Schrank. »Da drin liegen die Aussagen von zwei Pagen, beide unter sechzehn, mit denen Sie es getrieben haben, Sie Schwein.«
    »Nicht zu vergessen die Aussage des dritten Jungen«, sagte Santarin freundlich. »Der Lehrling in der Blumenhandlung des ›Ritz‹.«
    »Der süße Blumen-Karli«, sagte Grant. »So hieß er doch bei Ihnen, nicht wahr? Erst vierzehneinhalb, damals, tck, tck, tck.«
    »Die drei Knaben arbeiten inzwischen in anderen Hotels«, sagte Santarin, unerschütterlich liebenswürdig. »Aber sie sind noch in Wien. Sie werden von den kleinen Engeln erpreßt, Graf. Sie bezahlen die kleinen Engel.«
    »Ja, mit unserm Geld«, sagte Grant, etwas lallend. »Wir geben es Ihnen. Wenn wir es nicht mehr Ihnen geben, sondern den drei Kleinen direkt und noch eine Prämie dazu, dann gehen sie sofort zur Polizei, erstatten Anzeige und beschwören, daß Sie versucht haben, mit Geld ihr Stillschweigen zu erkaufen.«
    »Sie stellten aber dem Blumen-Karli immer noch nach«, sagte Santarin, in seiner Konfekttüte fischend, »und das arme Kind ertrug das einfach nicht mehr! Das arme Kind besprach sich mit den anderen armen Kindern, und gemeinsam kamen sie zu der Ansicht, daß man Sie einfach anzeigen
muß.«
    Romath ballte die Fäuste.
    »Es ist zu schlimm«, sagte Santarin, »daß Sie der Polizei bereits seit Jahrzehnten als abwegig bekannt sind.«
    »Ein Verfahren«, sagte Grant, »wurde 1963 durch größte Bemühungen Ihrer guten Anwälte niedergeschlagen, weil sie es so drehen konnten, daß es aussah, als würden Sie von ein paar Minderjährigen erpreßt.«
    »Jetzt wird es wieder so aussehen«, meinte Santarin milde, »aber man wird es Ihnen nicht mehr glauben.«
    »Diesmal wird man Sie verurteilen«, sagte Grant. »Sie kommen als recht alter Herr ins Zuchthaus. Vielleicht beenden Sie Ihren Lebensabend dort. Wird ein feiner Skandal werden. Direktor eines Wiener Luxushotels. Letzter Sproß einer der bekanntesten Familien Österreichs. Uraltes Geschlecht von Hinterladern!« Er schrie Romath an: »Sie tun, was wir Ihnen jetzt sagen, oder Sie gehen hoch, kapiert?«
    Romath fuhr zusammen.
    »Nicht doch«, sagte Santarin. »Sie dürfen den Grafen nicht so erschrecken, Gilbert. Sehen Sie, ihm ist ganz schlecht. Etwas zu trinken, Graf?«
    »Nein … Was … was wollen Sie von mir?«
    »Das Papier«, sagte Santarin.
    »Wie soll ich das herbeischaffen?«
    »Ah, auf einmal wissen Sie von ihm!« rief Grant.
    »Weil
Sie
von ihm sprachen …«
    »Wenn Sie frech werden, kriegen Sie ein paar in die Fresse!« Grant hob einen Arm.
    »Gilbert!«
sagte der Russe streng. Er wandte sich an den Grafen. »Aranda trägt das Papier noch in seiner Brieftasche. Er wird heute spät heimkommen. Sie fahren jetzt gleich ins ›Ritz‹ zurück. Hier. Nehmen Sie das da.«
    Der Russe legte ein Glasröhrchen, welches mit winzigen silbernen Kügelchen gefüllt war, auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Ein außerordentlich starkes Schlafmittel, das den Vorzug hat, dennoch recht ungefährlich zu sein. Sobald es seine Wirkung getan hat, ist es im Körper nicht mehr nachzuweisen.«
    »Aber …«
    »Sie haben uns berichtet, daß Aranda vor dem Schlafengehen immer noch einen Whisky aufs Zimmer bestellt – stimmt’s?«
    »Das stimmt …«
    »Wo bestellt er den Whisky?«
    »Beim Etagenkellner.«
    »Großartig. Dann werden Sie zunächst warten, bis Aranda im Hotel ist. Anschließend gehen Sie in die Remise des Etagenkellners im vierten Stock – da wohnt Aranda – und veranstalten eine unangesagte Überprüfung. So etwas ist doch üblich, wie?«
    »Ja, gewiß …«
    »Sie prüfen so lange, bis Aranda seinen Drink verlangt. Wenn der Kellner dann den Whisky eingegossen hat, lenken Sie ihn ab …«
    »Wie?«
    »Irgendwie, zum Teufel! Sie fragen etwas. Sie beanstanden etwas. Sie lassen etwas fallen. Der Kellner muß das Glas nur einen Moment aus den Augen lassen. In diesem Moment werfen Sie sechs bis acht von diesen Kügelchen in das Whiskyglas. Sie schmelzen sofort. Das ist alles. Eineinhalb oder zwei Stunden später, wenn Sie sicher sein können, daß er tief schläft, gehen Sie in Arandas Appartement …«
    »Das kann ich doch nicht! Die Eingangstür wird versperrt sein, der Schlüssel innen stecken!«
    »Wir haben Ihnen gesagt, daß Sie das Nebenappartement nicht vermieten dürfen. Es ist doch leer, nicht

Weitere Kostenlose Bücher