Und Jimmy ging zum Regenbogen
nicht wahr?
Gegen
alle! Nicht
für
einen einzigen. Und das bringt mich um, wenn ich nüchtern daran denke.«
»Großer Gott«, sagte Santarin, ehrlich erschüttert. »Das ist allerdings böse.«
»Hier, bei diesem Fall, ist es am schlimmsten«, flüsterte Grant. Er warf mit einer jähen Bewegung sein Glas an eine Wand, wo es klirrend zerbrach und der Whisky über die Tapete lief, und schrie: » AP Sieben! Das haben
wir
auf dem Gewissen! Das haben
wir
geschafft! Wir, wir – und keine Ausrede auf Befehle oder Vorgesetzte! –,
wir
haben den Militärs den Tod für alle Menschen auf der Welt in die Hände gegeben!«
»Sie wären ja ein Sicherheitsrisiko, Gilbert, wenn es Sie wirklich so erwischt hat!«
»Und Sie haben sich überlegt, daß Sie das sofort meinen Leuten melden müssen.«
»Ja.«
»Und werden Sie es tun?«
»Nein.«
»Warum nicht? Deshalb habe ich es Ihnen doch gesagt! Damit das aufhört, damit das endlich einmal aufhört!«
»Es soll aber nicht aufhören. Ich will keinen neuen Mitarbeiter. Ich habe Sie gern, Gilbert. Wir verstehen uns. Und einen solchen Freund, einen solchen Kollegen soll ich als untragbar melden? Nein!«
»Dann werde ich es selber tun!«
»Nie werden Sie das tun. Nie im Leben. Sie wissen, was mit Ihnen passiert, wenn Sie auch nur einmal absichtlich schlecht arbeiten und einen Fall versauen, geschweige denn, wenn Sie sich selber anzeigen. Um das auf sich zu nehmen, sind Sie doch viel zu feig.«
Grant starrte den Russen an.
»Bei Gott«, sagte er, »Sie haben recht.«
Zu dieser Zeit erreichte der Graf Romath sein Haus in der Defreggergasse, die in einem Villenviertel südlich des Fasangartens und der Maria-Theresien-Kaserne lag. Er bewohnte den Bungalow, den er erst vor fünf Jahren bezogen hatte, allein. Eine Frau, die morgens kam und nachmittags heimging, versorgte ihn. An den Bungalow angebaut war eine Garage. Es schneite heftig, als Romath den Wagen hineinsteuerte.
Er fühlte schon eine deutliche Wirkung.
Nachdem er aus der Villenstraße, in der Grant wohnte, auf die Lainzer Straße herausgefahren war, hatte er bereits angehalten, aus dem Handschuhfach des Autos einen Kunststoffbecher genommen, den halben Inhalt des Röhrchens in diesen geschüttet und den Becher danach mit Whisky vollgegossen. Er hatte gesehen, wie die silbrigen Kügelchen sich tatsächlich sofort lösten, und den Becherinhalt dann hinuntergestürzt, wonach er das Röhrchen in ein Kanalgitter warf und wieder trank, aus der Flasche. Er war weitergefahren und hatte immer weitergetrunken – in der Fasangartengasse, in der Wattmanngasse, in der Feldkellergasse. Hier hatte er Flasche und Becher weit fort in den tiefen Schnee eines unbebauten Grundstücks geschleudert. Es mußte wie ein Unfall aussehen, das war das Wichtigste.
Nun löschte er das elektrische Licht in der Garage. Die Scheinwerfer seines Wagens brannten, der Motor pochte leise. Romath ging zu dem Metalltor, das hochgeklappt war, und zog es herunter. Es schnappte ein. Braves Tor, dachte er. Liebes Tor, dachte er. Schließt gut. Es wird bestimmt genügen. Er fühlte, wie der viele ungewohnte Whisky, den er hinuntergestürzt hatte, und das Schlafmittel stärker und stärker wirkten. Er setzte sich hinter das Steuerrad, kurbelte das Fenster an seiner Seite herab und sah zum Rückspiegel auf. In der Garage waren die emporsteigenden weißen Auspuffgase deutlich zu erkennen. Der Graf Romath löschte die Scheinwerfer und lauschte dem Pochen des Motors. Er saß nun völlig im Dunkeln. Und er wurde rapide schläfriger und willenloser. Kohlenmonoxid kann das noch nicht sein, dachte er. Es ist dieses Schlafmittel. Wirklich ein starkes.
Wie klug von mir, daß ich den Sender hinter dem ›Maskensouper‹ in meinem Büro aus der Nische genommen habe, bevor ich das Hotel verließ. Das Mikrophon über der oberen Leiste der Tür zum Salon in Arandas Appartement holte ich auch noch, nachdem der und diese junge Frau fortgefahren waren. Und schließlich habe ich den Lautsprecher mitgenommen, den kleinen, den man an mein Telefon anschließen konnte. Alles habe ich mitgenommen, als ich losfuhr. Bei der Brücke über den Wien-Fluß vor dem Schloß Schönbrunn war das Wasser nicht zugefroren und tief. Wenn die Sachen überhaupt gefunden werden, dann erst im Frühjahr oder im Sommer, falls der Fluß austrocknet. Manchmal trocknet er aus. Aber bis dahin ist noch lange Zeit. Kein Mensch wird mit dem verrosteten Zeug mehr etwas anzufangen wissen. Vielleicht wird es
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