Und Jimmy ging zum Regenbogen
Ruhe ergriffen.
Rund um einen niedrigen Rauchtisch saßen links von Manuel der massige Cayetano, rechts der kleine Botschaftsattaché Ernesto Gomez mit dem schwarzen Kraushaar und der olivenfarbenen Haut. Manuel gegenüber saß der Botschafter, flankiert von den beiden Anwälten, die mit Cayetano eingetroffen waren – dem persönlichen Rechtsvertreter Raphaelo Arandas und dem Syndikus der QUIMICA ARANDA .
Die Besprechung, die nach wenigen allgemeinen Worten und mechanischen Kondolationen begonnen hatte, war durch die Erklärung des Botschafters schnell zum Thema gekommen …
»Sie werden sofort verstehen, Herr Cayetano. Doktor Aranda sagte Ihnen, er habe einen Geheimauftrag über die Herstellung von B -Waffen von unserem Verteidigungsministerium erhalten.«
»Richtig.«
»Sie und alle seine wissenschaftlichen Mitarbeiter an dem Projekt wurden zu absolutem Stillschweigen darüber vereidigt.«
»Ja! Von zwei hohen Beamten des Ministeriums …« Cayetano unterbrach seinen Satz. »Ich habe in den letzten Tagen immer wieder gefordert, den beiden gegenübergestellt zu werden! Man hat meine Bitte nicht erfüllt. Warum nicht?«
»Weil diese beiden Männer – Verräter, wie wir nun annehmen müssen – spurlos verschwunden sind.«
Cayetano sagte atemlos: »Das bedeutet …«
»Das bedeutet, daß natürlich weder das Verteidigungsministerium noch irgendeine andere Stelle unserer Regierung den Doktor Aranda
jemals
mit einem solchen Geheimauftrag betraut hat. Wir stellen keine A -, B - oder C -Waffen her, und wir haben auch nicht die Absicht, das zu tun. Im Bunde mit seinen beiden zweifellos hoch bestochenen Komplicen spielte Doktor Aranda Ihnen allen dieses Theater vor, damit Sie ruhig und nicht durch Skrupel belastet an einer Sache mitarbeiten sollten, die Doktor Aranda – und er allein, das erkläre ich hier namens meiner Regierung! – voranzutreiben entschlossen war.«
Mein Vater hat also alle belogen und betrogen, sogar die nächsten Mitarbeiter, nur so war er in der Lage, seine Erfindung zu machen, dachte Manuel, und es erstaunte ihn, wie gelassen er blieb. Er glaubte, was der Botschafter sagte. Dieser hätte sich gehütet zu behaupten, daß es zwei korrupte Beamte im argentinischen Verteidigungsministerium gab. Er hätte meinen Vater allein beschuldigt und nicht seine Regierung in diese Sache hineingezogen, dachte Manuel. Aber der Umstand, daß man mich hier in Wien ungeschoren weiterforschen läßt, scheint doch darauf schließen zu lassen, daß der Botschafter und die Behörden daheim immer noch keine Ahnung vom ganzen Ausmaß der Erfindung besitzen, die mein Vater gemacht und verkauft hat!
»Ich nehme an, Ihre privaten Nachforschungen hier in Wien haben Sie zu Erkenntnissen gebracht, die nur das bestätigen, was Seine Exzellenz sagt?« Der kleine Gomez sah Manuel aggressiv an.
Aggressiv antwortete Manuel, während er dachte, daß dieser Ernesto Gomez ein anständiger und tapferer Verbündeter im zuletzt offensichtlich vergeblichen Kampf des Thomas Meerswald gewesen war: »Weil Sie das annehmen, haben Sie mich im ›Ritz‹ aufgesucht, nicht wahr? Und mich ersucht, meine Nachforschungen abzubrechen und heimzukehren, wie?«
»Ich tat es, weil ich dazu den Auftrag erhalten hatte«, antwortete der kleine Mann verbissen.
»Auftrag von wem?«
»Von seiner Exzellenz, dem Herrn Botschafter.«
»Und ich hatte ihn von unserem Innenministerium erhalten«, sagte der Botschafter.
»Was bewog das Innenministerium zu diesem Schritt?«
»Die Ergebnisse der Untersuchungen, die in Buenos Aires geführt wurden, Herr Aranda.« Der Botschafter hob den Kopf. »Sie ergaben die völlige Ahnungslosigkeit und Gutgläubigkeit des Herrn Cayetano. Die Untersuchungen laufen jedoch noch. Wir wissen längst nicht alles.« Aha, dachte Manuel. »Es sind geheime Untersuchungen. Was ich hier mitteile, erkläre ich unter der Voraussetzung, daß keiner der Anwesenden einem anderen Menschen gegenüber auch nur Andeutungen macht.«
Groll schweigt, dachte Manuel. Der wird mich nie verraten, was ich ihm auch erzähle, nie! Sie wissen also noch nichts von der wirklichen Tragödie, genau wie ich es vermutete. Er sagte: »Ihr Attaché hat mich bei seinem Besuch gewarnt. Sie könnten nicht für mein Leben garantieren, wenn ich in Wien bliebe, erklärte er. Das taten Sie doch, Herr Gomez, nicht wahr?«
»Sicherlich.«
»Im Auftrag Seiner Exzellenz?«
»Sicherlich.«
»Sie sagten, man habe meinen Vater gewarnt. Und der habe nicht
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