Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
auf die Warnungen gehört. Warnten auch Sie ihn?«
    »Nein. Das war ich«, sagte der Botschafter.
    »Sie, Exzellenz?« Manuel hob die Brauen. »Wie kamen Sie dazu?«
    »Beobachtungen hatten ergeben, daß Ihr Vater sich mit den verschiedensten Agenten traf.«
    »Wer beobachtete ihn?«
    »Einige unserer Leute. Unter Anweisung von Herrn Gomez. Er ist für derlei zuständig.«
    »Aha.«
    »Was heißt aha?« Der kleine Mann brauste auf. »Wenn Sie etwa der Ansicht sind, daß ich etwas anderes als meine Pflicht tat …«
    »Beruhigen Sie sich, bitte.« Cayetano sprach plötzlich. Sein sorgenvolles Gesicht war dunkel. »Sagten Sie Pflicht?«
    »Ja!« Gomez nickte heftig. »Die Ankunft Ihres Vaters wurde uns avisiert – vom Innenministerium. Er war eine Person, gegen die man offenbar bereits gewisse Verdachtsmomente gesammelt hatte. Wir wurden gebeten, Doktor Aranda im Auge zu behalten und ihn zu warnen, falls er mit Agenten in Kontakt trat. Nun, er tat es. Ich berichtete Seiner Exzellenz.«
    »Und ich sprach daraufhin mit Ihrem Vater. Erfolglos«, sagte der Botschafter zu Manuel.
    »So erfolglos wie ich mit Ihnen«, sagte Gomez, bösartig jetzt.
    Manuel ging darauf nicht ein. Er fragte: »In welcher Weise haben Sie meinen Vater gewarnt, Exzellenz?«
    »In der vom Innenministerium formulierten. Ich sagte Ihrem Vater, daß wir Grund hätten, ihm gegenüber mißtrauisch zu sein, und daß wir ihn dringend aufforderten, Wien zu verlassen und heimzukehren, weil er sich hier in großer Gefahr befinde.«
    »Und mein Vater?«
    »Weigerte sich, lachte mich aus, berief sich auf seine Rechte als freier Bürger, stritt jede unerlaubte Tätigkeit ab.«
    Er lachte den Botschafter aus, dachte Manuel. Aber Yvonne hat mir erzählt, daß er Angst, Todesangst hatte, die ganze Zeit über in Wien. Todesangst vor wem? Nur vor seinen Geschäftspartnern? Oder auch vor den eigenen Landsleuten?
    »Wenn Sie also nach wie vor bei Ihrem Entschluß bleiben, in Wien weitere Nachforschungen anzustellen, und wenn Sie entschlossen sind, nicht mit uns zu kooperieren …«, begann der Botschafter.
    »Wer spricht davon? Ich habe Ihnen nur nicht mehr zu sagen!«
    »… dann wollen wir dieses Kapitel abschließen«, erklärte der Botschafter eilig und nun auch sehr nervös, wie es Manuel schien. »Wir können Sie nicht zwingen.«
    »Und auch nicht hindern.« Es war das erste Mal, daß der Syndikus der QUIMICA ARANDA sprach. Er nickte Manuel zu.
    »Vorläufig nicht«, sagte Gomez böse.
    »Was an uns liegt, so werden wir alles tun, um zu vereiteln, daß Sie es jemals können«, sagte der Syndikus. »Ganz gleich, was der Vater dieses Herrn verbrochen haben könnte – wir kennen keine Sippenhaft, und ein Mensch ist so lange vor dem Gesetz unschuldig, bis ihm seine Schuld nachgewiesen wird. Diese Aufgabe liegt bei der Regierung. Man weise diesem jungen Mann das geringste Vergehen nach!«
    »Wie ich schon sagte …« Der Botschafter winkte ab. »Wir beschließen dieses Kapitel und kommen zu den Angelegenheiten, die jetzt hier, auf der Botschaft, geregelt werden müssen. Da wäre zunächst die Testamentseröffnung. Wenn ich bitten dürfte …«
    Der persönliche Anwalt von Manuels Vater entnahm seiner Mappe einen versiegelten Umschlag, den er vor aller Augen öffnete. Das Testament brachte keine Überraschung. Manuel war Universalerbe. In seinem Letzten Willen legte der Vater ihm ans Herz, auf eine noch zu begrenzende Reihe von Jahren Cayetano als Generalbevollmächtigten der QUIMICA ARANDA einzusetzen. Es folgten Anordnungen über die Kapitalplanung, die Entwicklung der einzelnen Zweigwerke und die allgemeine Geschäftspolitik der Firma.
    Die Spannung ließ nach, während der Anwalt das umfangreiche Testament verlas. Zuletzt sagte Manuel: »Ich bin einverstanden mit allen Punkten. Insbesondere freue ich mich, Herrn Cayetano zum Generalbevollmächtigten ernennen zu dürfen – mit sofortiger Wirkung.«
    Es überraschte ihn zu sehen, daß dem großen, starken Mann plötzlich Tränen in den Augen standen. Cayetano umarmte Manuel impulsiv und küßte ihn auf die Wangen.
    »Danke für dein Vertrauen, mein Junge«, flüsterte er. »Ich werde dich nicht enttäuschen …«
    Und wenn du es dennoch tust, wird es mich nicht mehr erschüttern, dachte Manuel und erschrak über diesen Gedanken. Mißtraute er bereits wirklich
jedem?
Cayetano war einer der Menschen, die er am längsten im Leben kannte, ein Freund. Ich muß mich zusammennehmen, dachte Manuel.
    Er hörte die

Weitere Kostenlose Bücher