Und Jimmy ging zum Regenbogen
Amerikaner und dieser Russe, die haben erklärt, daß sie Freunde von Ihnen sind. Legen Sie sich zurück, Herr Aranda. Locker, ganz locker.«
»Freunde …«
»Irgendwelche Geheimdienstler natürlich! Bei uns in Österreich wimmelt es von solchen Leuten, ich könnte Ihnen Geschichten erzählen … Auf jeden Fall haben sie Ihnen aber wirklich geholfen. Der Herr Hofrat hat gesagt, er übernimmt die drei Brüder. Das ist eine Wiener Affäre. Der Mann, der angerufen hat, hat Ihren Namen genannt! Wir wissen Bescheid über den Fall Aranda … ich meine, wir wissen, was in den Zeitungen gestanden hat …«
»Wo sind dieser Amerikaner und dieser Russe?«
Der Kommissar pfiff durch die Zähne.
»Verschwunden! In dem großen Durcheinander in der Wachstube von der Bahnpolizei. Da waren so viele Leute. Ich habe mit Wien telefoniert. Beamte sind raus und rein gekommen. Auf einmal haben wir gemerkt: Der Russe und der Amerikaner sind nicht mehr da! Ich habe es dem Herrn Hofrat am Telefon berichtet. Wissen Sie, was der gesagt hat? Genauso hat er sich das vorgestellt, hat er gesagt!« Ein hohles Brausen ertönte plötzlich. »Keine Angst, das ist ein Tunnel, ein ziemlich langer. Wir sind schon am Semmering …«
Der ›Venetia-Expreß‹ war mit einer Verspätung von 55 Minuten in Wien eingetroffen. Groll, in einem schweren Wintermantel, die Baskenmütze auf dem silbergrauen Haar, hatte mit mehreren Beamten wirklich auf dem Bahnsteig gewartet, Manuel begrüßt und die drei Verhafteten gemustert, die, aneinandergefesselt, aus dem Dienstwagen geführt wurden. »Ach, alte Bekannte …« Groll nickte freudlos. »Bringt sie ins Sicherheitsbüro, ich komme gleich nach.«
»Das ist eine Gemeinheit! Wir haben doch gar nichts gemacht! Dieser Ami und der Russ …« Der Mann, der sich Gamitz genannt hatte, schwieg plötzlich, denn Groll war sehr dicht an ihn herangetreten und sagte sehr leise: »Kusch, Ferdl.«
Seine Beamten kümmerten sich um alles Weitere. Groll brachte Manuel in einem Dienstwagen zum ›Ritz‹. Sie saßen im Fond. Ein Beamter chauffierte. Als der Wagen die Prinz-Eugen-Straße hinabrollte, sagte Groll verbissen: »Zum Kotzen ist das!«
»Was?« Manuel sah ihn an.
»Alles! Die Zustände in unserm Land! Dauernd war zu erwarten, daß Ihnen etwas passiert – aber ich konnte Sie nicht bewachen lassen. Ich habe Ihnen gleich am Anfang gesagt: Von Behördenseite haben Sie mit keiner Hilfe zu rechnen, erinnern Sie sich?«
»Genau. Und ich habe gesagt, das ist mir egal.«
»Ach, Manuel …« Der Hofrat wirkte erschöpft an diesem Abend. Er schraubte ein Röhrchen auf und schluckte einige Pillen.
»Was ist?«
»Das Wetter macht mir ein bißchen zu schaffen.«
»Nein, Sie wollten etwas anderes sagen.«
Der Hofrat murmelte: »Ich wollte sagen, daß ich seit unserer ersten Begegnung immer Angst um Sie habe, Tag und Nacht …«
»Es ist doch gutgegangen – dank meinen Freunden! Solange das Material im Tresor liegt, passiert mir schon nichts! Ich werde eben von anderen Leuten bewacht – dauernd.«
»Ein Trost«, knurrte Groll. Dann fragte er: »Was war bei dieser Frau Waldegg?«
»Das ist eine lange Geschichte …«
»Na schön. Ich setze Sie im Hotel ab. Sie werden Ihren Herrn Cayetano sehen wollen, wie?«
»Ja, das muß ich wohl.«
»Wenn Sie sich nicht zu müde fühlen, kommen Sie später noch in die Berggasse und erzählen mir alles.«
»In die Berggasse?«
»Ich werde wohl eine ganze Weile mit diesen drei Kerlen zu tun haben, bis ich weiß, wer hinter ihnen steht«, hatte der Hofrat Groll gesagt …
»Guten Abend, Herr Aranda.« Der Chefmixer der Bar verneigte sich.
»Was darf ich Ihnen bringen?«
»Was haben Sie getrunken, Irene?«
»Cognac.«
»Dann zwei Cognacs, bitte.«
»Sehr wohl, Herr Aranda.« Der Mixer eilte fort, lächelnd und geschäftig. Alle Angestellten lächeln und sind geschäftig, dachte Manuel. Keiner verliert ein Wort darüber, daß Graf Romath gestorben ist. Sie würden gewiß vor den Gästen auch kein Wort verlieren und lächelnd geschäftig und höflich sein, wenn ich gestorben wäre oder ein anderer Gast. Es kommen immer neue Gäste. Es wird ein neuer Direktor kommen. Auch der Skandal um den stellvertretenden Receptions-Chef Lavoisier und um diesen Pagen ist vertuscht worden. Wirklich ein vorbildlich geführtes Hotel, das ›Ritz‹ …
»Bianca Barry hat angerufen«, sagte Irene.
»Bianca Barry …«
»Die Frau des Malers. Jugendfreundin von Heinz. Die mir
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