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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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friedlich im Bett gelegen … und gelächelt hat er … glücklich gelächelt …«

54
    »Haben Sie Ludwig Orwin oft gesehen, Zeugin Peintinger?«
    »No freilich, Herr Direktor, immer wieder. Der Herr Orwin, Gott hab ihn selig, ist doch dauernd zur gnä’ Frau gekommen, wenn der gnä’ Herr verreist war oder nicht zu Haus.«
    »Der gnä’ Herr, das ist Paul Steinfeld?«
    »Wer denn sonst?«
    »Unterlassen Sie diesen Ton, Zeugin. Was haben Sie überhaupt? Warum reden Sie so laut? Warum sind Sie so rot im Gesicht? Ist Ihnen nicht gut?«
    »Mir ist ganz gut, Herr Direktor«, sagte die Agnes Peintinger. Die resolute Frau mit dem breiten Bäuerinnengesicht und der Entennase, dem großen Mund und den kleinen Augen stand in einem grauen Kostüm vor dem Tisch des Landgerichtsdirektors Dr. Engelbert Arnold. Von Zeit zu Zeit schwankte sie, kaum merklich. Und sie sprach tatsächlich sehr laut. Es war der Vormittag des 10. November 1943, ein trüber Herbsttag. Im Saal 29 des Justizpalastes führte Richter Arnold die von ihm anberaumte neue Verhandlung durch. Hermine Lippowski und Ottilie Landau waren bereits vernommen und vereidigt worden. Sie saßen vor der Barriere zum Zuhörerraum, der auch heute leer war. Die beiden Frauen hatten ausgesagt, daß ihnen Valerie Steinfelds Freundschaft zu dem 1934 verstorbenen Bildhauer Ludwig Orwin bekannt gewesen sei und daß Valerie Steinfeld ihnen erzählt habe, Martin Landau und Ludwig Orwin seien um ihretwegen in einen heftigen Eifersuchtsstreit geraten, der diese Freundschaft beendete.
    Kurator Kummer stellte kaum Fragen. Sein erster Eindruck war schon richtig gewesen! Dieser Kollege Forster scheute vor nichts zurück. Eine ausgeklügelte Operation mit dem Ziel, den Jungen trotz der negativen Blutgruppenuntersuchung zum Arier durchzupauken. Und sie würde Erfolg haben, Kummer fühlte das. Also halt den Mund, Hubert, ermahnte er sich, denk an die Zukunft.
    Ähnlichen Gedanken hing auch der Vorsitzende, der rosige, rundliche Landgerichtsdirektor Dr. Engelbert Arnold, nach. Immer wieder mußte er an den Besuch dieses Ministerialrats Klever, dieses Piefkes aus Berlin, denken. Allein, die Zeugin, die da vor ihm stand, machte ihn von Sekunde zu Sekunde nervöser.
    »Herr Landau kam aber auch zu Besuch, wenn Frau Steinfeld allein war?«
    »Beide sind sie gekommen. Nicht auf einmal, natürlich. Abwechselnd«, trompetete die Agnes. Ihre Augen schwammen ein wenig.
    »Wer kam öfter?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Der Herr Orwin. Nein, der Herr Landau. Nein, der Herr Orwin.«
    »Zeugin!«
    »Von welcher Zeit reden Sie denn, Herr Direktor?«
    »Vom Sommer 1925.«
    »Da ist der Herr Landau öfter gekommen. Aber der Herr Orwin war auch da, immer wieder, das weiß ich genau!«
    »Was geschah, wenn der Herr Orwin zu Besuch kam?«
    »Dasselbe, was geschah, wenn der Herr Landau gekommen ist.«
    »Nämlich?«
    »Herr Direktor, das können Sie sich doch denken!«
    Arnold nahm sich enorm zusammen.
    »Sie sollen meine Frage beantworten, Zeugin Peintinger!«
    »Da kann ich Ihnen nur sagen, was ich glaube, daß geschehen ist!«
    »Sie sollen nicht sagen, was Sie
glauben,
sondern was Sie
wissen,
verstanden?«
    »Ja, Herr Direktor!«
    »Warum benimmt sie sich bloß derartig?« flüsterte Forster Valerie zu. »Wenn sie sich weiter so aufführt, können wir in Schwierigkeiten kommen. Die Frau war doch sonst immer vernünftig …«
    Unterdessen hatte Arnold gefragt: »Also, was
wissen
Sie?«
    »Ich weiß, daß die gnä’ Frau mich jedesmal weggeschickt hat, wenn der Herr Orwin oder der Herr Landau gekommen ist! Sie hat gesagt, sie macht selber den Kaffee. Dabei wäre das doch meine Sache gewesen, nicht, Herr Direktor? Aber nein, ich hab fort müssen, egal, ob es geregnet hat oder ob es schön war. Wenn es schön war, bin ich spazierengegangen bis zur Waldmeierei und hab da stundenlang gesessen …«
    »Stundenlang?«
    »Die gnä’ Frau hat gesagt, ich soll drei oder vier Stunden wegbleiben.« Die Agnes wurde sehr laut. »Bei Sonne war das ja in Ordnung. Aber bei Kälte oder Regen! Ist mir nur ein Kino geblieben. Wissen Sie, wie weit weg das erste Kino von uns draußen war? Das Bioskop-Zentral? Und die haben ja nicht andauernd das Programm gewechselt, nicht? Und dann hat es ein paar Tage hintereinander geregnet. So habe ich manche Filme zweimal gesehen …«
    »Wollen Sie sich über das Gericht lustig machen?«
    »Gott soll mich davor bewahren, Herr Direktor. Wie kommen S’ bloß auf so eine

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