Und Jimmy ging zum Regenbogen
Zugeständnisses der Klagevertreter den Auftrag gestellt hat, mit der Entscheidung in der Sache zuzuwarten, bis sich nach dem Endsieg die Gelegenheit ergeben würde, Paul Israel Steinfeld zu einer solchen Untersuchung stellig zu machen, konnte der Herr Erstrichter über diesen Antrag nicht hinweggehen, ohne das Verfahren an einem schweren Mangel leiden zu lassen.«
»Wie Sie das vor Gericht gesagt haben, das mit der Untersuchung nach dem Endsieg, da habe ich geglaubt, ich werde ohnmächtig«, erklärte Valerie.
»Ich stellte doch nur einen absolut logischen Antrag«, meinte Forster, scheinbar erstaunt. Er beherrschte sich völlig. Ernst fuhr er im Diktat fort: »Die Tatsache, daß es nicht möglich ist, einen begründet beantragten Beweis innerhalb einer bestimmten Frist durchzuführen, darf, besonders in Fällen, in denen weit mehr als nur private Interessen auf dem Spiele stehen, nicht dazu führen, daß sich der Richter über dieses oft – und in diesem Fall gewiß – prozeßentscheidende Faktum einfach hinwegsetzt.« Auf einmal fühlte Valerie neue Hoffnung, neuen Mut.
Forster bemerkte es.
»Nun, geht es Ihnen schon besser?«
Valerie konnte nur nicken.
»So ist es recht«, sagte Forster. »Wir werden dem Recht zum Sieg verhelfen. Seien Sie ganz ohne Sorge …« Er diktierte: »Besonders kraß erscheint der hier gerügte Verfahrensmangel im Lichte der vom Herrn Erstrichter spontan …« Forster blätterte in den Akten und sprach weiter: »… Klammer, Protokoll c. z. 30, Seite 5 Mitte, Klammer zu, spontan vorgenommenen Feststellung, daß der Kläger jüdische Merkmale nicht aufweist und daß auch im Gespräch mit ihm nichts darauf hindeutet, was man als jüdisch bezeichnen könnte …« Der Anwalt hielt das Mikrophon zu: »Gott sei Dank war der Richter ein sehr vorsichtiger Mensch …« (Mein Freund Klever hat ihn dazu gemacht, dachte er.)
»Der Kurator hielt sich auch sehr zurück, nicht?«
»Danke für den Hinweis!« Forster diktierte: »Wie erheblich die von der Revision gerügten Verfahrensmängel sein müssen, geht schließlich daraus hervor, daß selbst der Herr Kurator, der zu dem Kläger prozessual doch eine kontradiktorische Stellung einnehmen muß, im Bewußtsein seiner Verpflichtung, an der Wahrheitsfindung mitzuwirken … äh … sich den vom Klagevertreter gestellten Beweisanträgen stets angeschlossen hat …«
Valerie sagte sehr leise: »In Ihrem Beruf kann man aber einfach auch alles machen!«
»Alles?« sagte Forster. »Leider nein. Aber doch eine ganze Menge … Käme Ad zwei: Unrichtige rechtliche Beurteilung … Der Irrtum des Herrn Erstrichters liegt darin, daß er den Charakter des vorliegenden Rechtsstreites verkennt oder ihm nicht Rechnung trägt. Wenn auch in das Gewand eines Zivilprozesses mit weitestem Spielraum für den Willen der Parteien gekleidet, ist dieses Verfahren doch unbedingt
offizieller
Art …«
»Wunderbar!« rief Valerie.
Forster lächelte ihr zu, während er sprach: »In einem normalen Zivilprozeß wird der Richter zweifellos, wenn eine Partei ihr Vorbringen nicht genügend erhärtet hat und auch nicht in der Lage oder willens ist, weitere Beweise zur Präzisierung ihres Standpunktes zu beantragen, mit der Entscheidung zuungunsten dieser Partei vorgehen müssen … In einem Rechtsstreit, in dem die subjektiv aus privaten Interessen verfolgten Belange jedoch auch von eminenter öffentlich-rechtlicher Wichtigkeit sind …«
»Das ist das Beste! Das Allerbeste!« rief Valerie.
»… muß der Richter den Fall von einem anderen Gesichtspunkt betrachten, nämlich von dem der unbedingten Erforschung der objektiven Wahrheit, selbst ohne oder gar gegen etwaige Anträge der Parteien … Augenblick, erschrecken Sie nicht, das muß auch sein … Die Gerichte stehen klägerischen Vorbringen in Prozessen wie diesem begreiflicherweise vorsichtig, ja sogar mit einem gewissen Mißtrauen gegenüber … Dies aus dem Gedankengang, daß es unbedingt gegen das öffentliche Interesse wäre, wenn etwa durch eine zu laxe Beurteilung des Prozeßmaterials Abstammungsbewerbern zu Unrecht eine ihnen nicht gebührende günstigere rassische Einordnung zuerkannt würde …«
»Das ist schon dreimal herumgedreht!« flüsterte Valerie, zwischen Furcht und Optimismus schwankend.
»Ob angesichts des Umstandes«, fuhr Forster unerschütterlich fort, »daß auch der beste Richter Irrtümern unterworfen bleibt, es als ein größeres Übel zu betrachten ist, wenn eine
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