Und Jimmy ging zum Regenbogen
Staatspolizei gesprochen. Er billigt, was wir getan haben. Wie ich ist er der Meinung, daß unsere erste und wichtigste Aufgabe jetzt lautet: Alles tun, um Ihr Leben zu schützen. Mein Kollege hat eingesehen, daß es dazu notwendig ist, Ihnen noch mehr Informationen zu geben als bisher. Sie werden – nach allem, was ich Ihnen über die prekäre Situation unseres Landes auf diesem Sektor berichtet habe – sicherlich verstehen, daß man mir selbst jetzt noch verboten hat, Ihnen
alles
zu erzählen, was man weiß oder vermutet.«
»Ja, das verstehe ich.«
»Die Staatspolizei wird Ihnen auch weiterhin nicht helfen. Ich darf es nicht, denn für uns ist der Mord an Ihrem Vater nach dem Gesetz abgeschlossen.« Manuel nickte. »Dennoch unterstütze und informiere ich Sie, soweit ich das überhaupt kann. Aber natürlich bleibt da immer ein Rest. Ich werde Ihnen jetzt Namen nennen und Ratschläge geben. Die Ratschläge werden Sie erstaunen und verwirren. Glauben Sie mir, sie sind aufrichtig gemeint. Glauben Sie mir, sie haben ihre Bedeutung in dieser tragischen Angelegenheit, die sich um Ihren Vater dreht.« Manuel senkte den Kopf. Ja, so sieht das aus, dachte Groll. Ich fürchte, du wirst noch mehr tun als nur den Kopf senken, mein Junge, du wirst noch viele, viele Male verzweifelter sein über deinen Vater, je tiefer du – das läßt sich nun nicht mehr vermeiden – in diese Geschichte eindringst. »Was ich Ihnen sage«, erklärte Groll, »sind natürlich vertrauliche Mitteilungen …« Er bemerkte, daß Manuel ihn unterbrechen wollte, und fuhr lächelnd fort: »… wobei Ihr Ehrenwort, alles für sich zu behalten, so aufgefaßt werden darf, daß Sie auch Fräulein Waldegg einweihen.«
»Woher wissen Sie, daß ich das …«
»Sagen wollte?« Groll zuckte die Schultern. »Ich wollte es selber schon sagen, als Sie mir erzählten, Sie hätten Fräulein Waldegg getroffen. Ach nein, ich wollte es Ihnen bereits sagen, als wir uns das erste Mal trafen! Es war mir klar, daß Sie einander begegnen würden.« Er blickte auf seine linke Hand, danach auf die rechte und murmelte: »Ein Mann … und eine Frau …« Laut sagte er: »Ich nenne Ihnen jetzt die Namen und gebe Ihnen die Beschreibungen des Russen, des Amerikaners und des Franzosen, mit denen Sie zu rechnen haben.« Er tat es. Danach fuhr er fort: »Diese Männer sind Ihre direkten Gegner. Die Leiter der Wiener Residenzen, wie man das im Jargon dieser Herren nennt. Natürlich noch nicht die Gottsöbersten! Das ist eine komplizierte Stufenleiter. Jene Leute, so gefährlich sie sind, erhalten alle Weisungen von Vorgesetzten. Die sind wieder anderen Vorgesetzten verantwortlich. So geht das zu. Unsere Freunde befinden sich durchaus auf höherer Ebene. Stolz sind sie und eifersüchtig auf ihre Positionen. Die Minox mit den Aufnahmen vom Manuskript Ihres Vaters hat einer meiner Leute schon zur Staatspolizei gebracht. Ich fürchte allerdings, auch die Spezialisten dort werden den Code nicht brechen können. Was Sie betrifft, so habe ich da einen Vorschlag …«
Groll hatte ihn unterbreitet. Manuel war einverstanden gewesen.
»Also gut«, sagte der Hofrat, nun vom Fenster zu dem Arbeitstisch kommend, »dann wollen wir beginnen.« Er zog das Telefon heran, wählte die Nummer des Sicherheitsbüros und bat die Telefonistin, die sich meldete, eine Konferenzschaltung herzustellen. Er nannte die Nummern des französischen Reisebüros ›Bon Voyage‹, der Ersatzteilfirma AMERICAR und der ›Vereinigung für österreichisch-sowjetische Studentenfreundschaft‹.
»Sagen Sie, Herr Manuel Aranda will Monsieur Mercier, Mister Grant und den Genossen Santarin sprechen.«
Er wartete.
Die Telefonistin meldete sich: »Mister Grant ist nicht anwesend, heißt es, Herr Hofrat.«
»Dann verbinden Sie nur mit den beiden anderen Nummern«, sagte Groll in den Hörer. Und zu Manuel: »Grant hat angeblich sein Hauptquartier verlassen. Fragen Sie Santarin, ob er bei ihm ist.«
Manuel nickte und nahm den Hörer.
Nach kurzer Zeit meldete sich eine ruhige, samtige Stimme: »Hier Santarin …«
Fast gleichzeitig erklang eine andere, unruhige Stimme: »Ich bin Jean Mercier. Was soll das heißen? Ich kenne Sie nicht, Herr …«
»Ja, ja, schon gut«, sagte Manuel Aranda. Seine Stimme war nun hart.
»Herr Santarin, ist Herr Grant bei Ihnen?«
»Gewiß ist er das, lieber Herr Aranda.«
»Haben Sie einen zweiten Hörer? Kann er mich verstehen?«
»Ja, lieber Herr Aranda.«
»Wollen Sie
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