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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Aranda. Wie geht es Ihnen?«
    Stein antwortete: »Ich fürchte sehr, ich bekomme eine Grippe, ich fühle mich ganz zerschlagen.« Er redete ebenfalls langsam und deutlich. Also
Grippe
ist das Wort für morgen, dachte Manuel. Sie sprachen noch kurz über einen fiktiven Gerichtsfall, dann verabschiedeten sie sich.
    »Nun den Kompagnon«, sagte Groll.
    Manuel rief den Anwalt Weber an. Die Prozedur wiederholte sich. Auch Weber fürchtete, die Grippe zu bekommen, und zwar derart, daß das Wort ›Grippe‹ an siebenter Stelle in seinem ersten Satz stand.
    Als dieses Gespräch beendet war, füllte der Hofrat zwei schöne alte Weingläser aus einem dunklen Steinkrug, der auf einem geschnitzten Wandbord stand. Er sagte, während aus der Tiefe das leise Zitherspiel Seelenmachers erklang: »Ich glaube, nun haben wir alles getan, um zu verhindern, daß Sie das Schicksal Ihres Vaters ereilt.«
    Sie tranken beide. Seelenmachers ›Grüner Veltliner‹ schmeckte fruchtig herb und kühl.
    »Herr Hofrat«, sagte Manuel, »ich bin sehr glücklich, einen Mann wie Sie getroffen zu haben.«
    »Sie können immer auf mich zählen, nun, wenn Sie sich daranmachen, die Wahrheit über den Tod Ihres Vaters zu finden.«
    »Danke«, sagte Manuel und fühlte, wie eine große Traurigkeit in ihm aufstieg.
    »Sie müssen das aber umsichtig anfangen. Zum Beispiel dürfen Sie sich niemals Ihre Trauer derart anmerken lassen wie jetzt vor mir. Nur Zorn soll man bei Ihnen fühlen, Sucht nach Vergeltung.«
    Manuel leerte das große Glas in zwei Zügen.
    »Ich finde die Wahrheit«, sagte er. »Ich finde heraus, warum Frau Steinfeld meinen Vater vergiftet hat. Alles finde ich heraus – alles über den Mord, das verschlüsselte Manuskript und die Menschen, die in diese Geschichte verwickelt sind.« Er stockte. »Weshalb sehen Sie mich so an? Frau Steinfeld hat meinen Vater vergiftet, das steht fest! Glauben Sie etwa plötzlich, sie hätte keinen Grund dazu gehabt?«
    »Es ist mir schrecklich, das zu sagen«, antwortete Groll langsam, »aber ich denke, sie hatte einen besonderen Grund für alles, was sie tat.«

27
    Zu dieser Zeit lag Alphonse Louis Clairon in der Abteilung L 73 auf dem Wiener Zentralfriedhof schon unter einer Schneeschicht von neun Zentimeter Höhe. Die Boeing 707 der TWA , in welcher der blonde, stichelhaarige David Parker saß, der Clairons Leben jählings zu einem gewaltsamen Ende gebracht hatte, flog bereits über den Antlantik, der Neuen Welt entgegen.
    Groll war in Grinzing von seiner Mordkommission angerufen worden. Man brauchte ihn dringend.
    »Was ist passiert?«
    »Hören Sie einmal, Herr Hofrat«, sagte ein Kriminalbeamter, der sich offenbar in einem Vernehmungszimmer befand. Aus der Membran von Grolls Telefonhörer erklang auf einmal Gebrüll, so laut und wüst, daß der Hofrat den Hörer vom Ohr nahm und auch Manuel die tobende Stimme eines anderen Beamten vernehmen konnte.
    »Das Messer hat auf dem Tisch gelegen! Und da hast du es genommen und bist los auf ihn!«
    Eine weibische, hohe Männerstimme jaulte: »Es war Notwehr! Er hat doch hingefaßt und mir die Hose aufknöpfen wollen, das alte Schwein!«
    »Einen Dreck hat er!« schrie der Kriminalbeamte, der gewiß nicht lauter schreien konnte. »Du, du hast was von
ihm
gewollt! Seine Kröten! Du hast ihn absahnen wollen, du Lump! Und weil er dir nichts gegeben hat, hast du das Messer gepackt und ihn abgestochen wie eine Sau!«
    »Ich komme gleich«, sagte Groll in den Hörer und legte auf. »Sie sehen«, meinte er zu Manuel, »wir haben auch nette, einfache und klare Morde in Wien …« Er nahm seinen Mantel. »Ich muß ins Geschäft. Kommen Sie mit. Mein Wagen bringt Sie zum Hotel.«
    Manuel antwortete nicht.
    »Was haben Sie?«
    »Seien Sie nicht böse. Ich möchte noch ein wenig hier sitzenbleiben«, antwortete Manuel. »Glauben Sie, Ihr Freund erlaubt es?«
    »Natürlich. Ist Ihnen nicht gut?«
    »Doch. Es war nur … alles ein bißchen viel für mich. Ich möchte nachdenken … und allein sein …«
    »Das verstehe ich«, sagte der Hofrat. »Wir sehen uns morgen. Bleiben Sie, solange Sie mögen. Seelenmacher wird Ihnen ein Taxi besorgen, wenn Sie heimfahren wollen.« Er schüttelte Manuel die Hand. »Kopf hoch«, sagte er.
    »Jaja.«
    »Das war eine dumme Bemerkung, ich weiß«, murmelte Groll. Er sah den jungen Mann hilflos an, legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und verließ den Raum. Gleich darauf hörte Manuel einen Wagen fortfahren. Aus der Tiefe erklangen

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