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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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mir vielleicht sagen, was das Ganze bedeuten soll?« erklang Merciers Stimme.
    »Natürlich. Deshalb rufe ich ja an. Meine Herren, Sie werden sich gewundert haben, warum ich so weit aus Wien heraus nach Grinzing gefahren bin. Ihre Leute, die mir gefolgt sind, werden sich auch gewundert haben. Nun, ich habe es getan, um Zeit zu gewinnen.«
    »Ich verstehe kein Wort«, rief der Franzose.
    »Ach, seien Sie endlich ruhig, Mercier«, sagte Santarin. »Zeit wofür, lieber Herr Aranda?«
    »Sie wissen alle, was sich heute nachmittag im ›Ritz‹ ereignet hat. Sie wissen, daß der Koffer mit dem Manuskript meines Vaters in meinem Besitz ist.« Manuel sah zu Groll auf. Der nickte, als wollte er sagen: Gut so, weiter! Manuel fuhr fort: »Sie wissen – oder wissen nicht –, daß der Text des Manuskripts chiffriert ist. Herr Mercier weiß es bestimmt.«
    »Keine Ahnung habe ich! Ich begreife nicht, warum ich mir das alles überhaupt anhöre!«
    »Tja, warum, Herr Mercier? Nun, der Text ist zwar chiffriert, aber in dem Köfferchen habe ich auch den Code gefunden, den mein Vater benützt hat«, log Manuel, wie mit Groll besprochen. »Ich habe einen kleinen Teil des Textes entziffert. Ich weiß, worum es sich handelt – genausogut wie Sie.« Er sagte, was Groll ihm zu sagen empfohlen hatte: »Und ich weiß, daß es einen Weltskandal geben wird, wenn dieses Manuskript und Ihre Tätigkeit, meine Herren, bekannt werden.«
    Danach schwieg Manuel.
    Einer der Männer, die ihm zuhörten, atmete plötzlich schwer. Ich wette, das ist Mercier, dachte Manuel. Alles, was er nun sagte, hatte Groll ihm zu sagen geraten. Er weiß sicher viel mehr, als er mir verraten hat, dachte Manuel. Aber er muß schweigen, ich sehe es ein. Er meint es gut, er hat mich gern. Was immer mein Vater mit diesen Männern gemein hatte – ich werde es herausbekommen,
ich!
Manuel sagte: »Sie und die Regierungen, für die Sie arbeiten, wären vor der ganzen Welt in beispielloser Weise kompromittiert, wenn auch nur ein winziger Bruchteil der Transaktion, die Sie mit meinem Vater vorgenommen haben oder vornehmen wollten, bekannt würde.«
    Es ist zum Verstandverlieren, dachte Manuel. Was für eine Transaktion kann das gewesen sein? Mein Vater hat in seinem Leben nichts Unehrenhaftes getan. Und doch muß hier in Wien etwas geschehen sein, das gemein ist, verbrecherisch, und von dem ich nichts ahne. Der Hofrat sagte es mir nicht. Er ahnt es zumindest, falls er es noch nicht weiß. Denn was er mir zu sagen empfohlen hat, das wirkt. Vater, dachte Manuel, Vater, den ich liebe, was hast du für Taten begangen?
    Er zerbricht sich den Kopf über das wahre Gesicht seines Vaters, dachte Groll. So Gott will, wird er es nie kennenlernen …
    »Es war töricht von Ihnen, den Hofrat und mich hierheraus verfolgen zu lassen«, fuhr Manuel fort.
    »Wer hat Sie verfolgt? Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Zum Teufel, Mercier, halten Sie endlich den Mund!« sagte Santarin laut.
    »Willst du dein Herz mir schenken, so fang es heimlich an …«, sang Seelenmacher in der Tiefe. Die beiden alten Leute saßen feierlich da, hielten sich an der Hand und hoben nun die Gläser, um einander zuzutrinken.
    »Sie sind der festen Überzeugung«, sagte Manuel, »daß österreichische Behörden es aus politischen Gründen nicht riskieren dürfen, den Inhalt des Manuskripts und die Begleitumstände des Todes meines Vaters publik zu machen. Nun, österreichische Behörden dürfen das
tatsächlich
nicht riskieren.
Ich aber, ich darf es!
Ich bin Argentinier, Privatmann, ich brauche keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen. Und ich
werde
keine Rücksichten nehmen! Deshalb habe ich das Manuskript, zusammen mit einem Bericht über alles, was geschehen ist, zu einem Anwalt schaffen lassen. Der Überbringer ist Ihren Leuten entgangen. Sie haben nicht eben die Umsichtigsten, meine Herren – Gott sei Dank! Bei diesem Anwalt liegt das Manuskript nun. In einem Tresor mit einer siebenstelligen Ziffernkombination …«
    Groll, der neben ihm stand, nickte wieder.
    »Mit diesem Anwalt telefoniere ich täglich. Melde ich mich einmal länger als vierundzwanzig Stunden nicht, dann hat er den Auftrag, das gesamte Material der Schweizer Botschaft zu übermitteln, die es dann auf einer internationalen Pressekonferenz bekanntgeben wird. Danach dürften die Länder, die Sie vertreten, in der gesamten Weltöffentlichkeit verdammt werden – von Ihnen selber ganz zu schweigen.«
    Das war ebenfalls ein wörtlicher

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