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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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diesen schlanken, großen Mann mit dem sonnenverbrannten Gesicht und den hellen Augen, diesen Mann, in dessen Umarmung sie sich eben noch auf dem Bett gewälzt hatte, keuchend vor Lust und Gier. Sie liebte ihn, oh, sie liebte ihn, seine Stimme, seinen Körper, jede seiner Bewegungen! Lächelnd sah sie zu, wie er nun geschickt zwei Drinks bereitete – Gin-Tonic. Er reichte ihr ein Glas.
    »Auf ein glückliches Wiedersehen, Darling«, sagte Jack Cardiff.
    »Auf ein glückliches Wiedersehen«, antwortete Nora Hill. Nachdem sie getrunken hatte, sagte sie: »Jedesmal, wenn ich nach Deutschland zurück muß, habe ich Angst, schreckliche Angst, daß etwas geschieht, was uns trennt, auseinanderreißt …«
    »Es geschieht nichts«, sagte er. »Ich bin auch immer traurig, wenn ich nach London muß, Darling, aber beide kommen wir immer wieder zueinander, und so wird es bleiben, bis dieser Krieg zu Ende ist.«
    »Dann sind wir zusammen für immer«, flüsterte sie. »Du bist meine Liebe. Meine erste. Meine einzige. Du wirst meine einzige Liebe bleiben.«
    »Und du die meine, Darling«, sagte Jack Cardiff. Er trat, das Glas in der Hand, in die offene Balkontür und sah auf die sonnenglänzende Avenida hinab, zu dem Denkmal des Marquês und weiter empor zu dem blühenden Parque Eduardo VII . dahinter. Der große Ziergarten lag auf einem allmählich ansteigenden Abhang. Zwischen Pinien und Korkeichen, Orangen-, Zitronen-, Oliven-, Granatäpfel- und Feigenbäumen erblickte Jack Cardiff die schimmernden Scheiben des Estufa Fria, in dem, wie in einem riesigen Kühlhaus, seltene Pflanzen, Büsche und Farne gedeihen. Zwischen den Beeten mit Krokussen, Narzissen, Lilien und Tulpen winden sich weiße, kiesbedeckte Wege. Kleine Brücken spannen sich über künstliche Bäche. Jack Cardiff sah den dunkelblauen, winzigen See und die blitzenden Wasserkaskaden. Jack Cardiff sagte, während er ein schweres goldenes Zigarettenetui aus der Tasche seines Morgenmantels nahm und zwei Zigaretten mit einem goldenen Feuerzeug in Brand setzte: »Du hast dir alles gemerkt, was mir für Herrn Flemming eingefallen ist?«
    Er steckte Etui und Feuerzeug – Geschenke Noras – wieder ein.
    Sie nickte, während er zum Bett kam, eine der beiden Zigaretten zwischen ihre Lippen steckte und danach ihre Brustwarzen küßte. Er setzte sich auf das Bett und streichelte sanft Noras Hüften.
    »Alles ganz genau«, sagte Nora. Sie räkelte sich unter seinen Händen. Rommels rasender Vormarsch in Nordafrika war Ende Juni bei El-Alamein, hundert Kilometer südwestlich von Alexandria, vor starken britischen Stellungen zum Halten gekommen, ein Durchbruchversuch fehlgeschlagen. Jedermann wußte, daß ein Gegenangriff der Engländer unter General Montgomery unmittelbar bevorstand. Die Briten hatten in den vergangenen Wochen große Mengen von Soldaten, Panzern und Flugzeugen herangeschafft. Über diese Bewegungen, ihr Ausmaß und den rollenden Nachschub sowie über den Beginn der Gegenoffensive brachte Nora dem für den Raum Südeuropa und Afrika zuständigen Ministerialdirektor des Auswärtigen Amtes, Carl Flemming, nun eine Menge Mitteilungen und Zahlen mit. Ein Teil der unwichtigen war richtig, die wichtigen waren alle falsch, ebenso falsch wie Angaben über Vorbereitungen der Engländer und Amerikaner für eine Landung in Süditalien. Das Amt in Wien arbeitete getarnt, es firmierte unter dem nichtssagenden Titel ›Arbeitsstab Flemming‹.
    »Ich habe Flemming eine Menge zu erzählen«, sagte Nora.
    »Wenn es dann nicht eintrifft, haben wir eben unsere Pläne geändert. Und werden dann vielleicht die Absicht haben, auf Sizilien zu landen. Oder in Griechenland. Das kann noch lange so weitergehen«, sagte Cardiff.
    »Wird
es noch lange so weitergehen?«
    »Ich fürchte, Darling. Sei nicht traurig. Der Tag kommt, an dem wir die Deutschen besiegt haben …«
    »Was ist?« Nora sah den einzigen Mann, den sie je geliebt hatte, besorgt an. Eine gewisse Spannung in seiner Stimme, in seinem Gesicht beunruhigte sie. »Du hast etwas!«
    In breiten Bahnen fiel das warme Licht der Nachmittagssonne durch das Schlafzimmer.
    »Ja, Nora, ich habe noch etwas. Zuerst wollte ich es dir überhaupt nicht sagen. Aber ich habe es versprochen. Und so schob ich es auf – bis zur letzten Minute.«
    »Warum?«
    »Weil es dich vielleicht gefährdet.«
    »Gefährdet bin ich seit Jahren. Sag es mir! Besonders, wenn du es versprochen hast! Ja, da, streichle da weiter. Langsam, ganz zart. Wem

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