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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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lange gefesselt war.
    Und schon hat er sie, weit sind sie nicht gekommen. Er zerrt das Kind zu sich, hält es fest und packt das Messer mit der anderen Hand, bereit zuzustechen. »Es reicht, Lila! Das ist deine letzte Chance! Du kommst mit mir, hast du das verstanden?«
    »Lass ihn los!«, schreit Lila, ihre Augen sind weit aufgerissen. »Tu das nicht, Robert! Ich komme zu dir. Ich gehe, wohin du willst!«
    »Gut so.« Roberts Atem geht schnell, sein Herz hämmert wie nach einem Sprint. So lebendig wie heute hat er sich lange nicht mehr gefühlt. Ja, stark und lebendig! Er stößt den Jungen von sich, das Kind stolpert davon. Soll es doch abhauen. Jetzt hat er Lila. Er packt ihre Hand, will sie näher zu sich ziehen ...
    ... und hört einen Knall, spürt einen Stoß. Etwas ist gegen sein Bein geprallt, Robert knickt ein, kann sich kaum noch aufrecht halten. Ungläubig sieht er, wie sich ein großer Blutfleck auf seiner Jeans ausbreitet. Verdammt, die haben ihn erwischt! Wieso hat Milan ihn nicht gewarnt, hat er womöglich doch Schiss bekommen und ist abgehauen?
    Zum Glück wissen die Bullen nichts von seinem Plan, nichts von dem Tunnel in der Hecke. Noch ist er nicht am Ende! Die werden sich noch wundern! Wenn er mit Lila das Auto erreichen kann ...
    Er hat Lilas Hand nicht losgelassen, hält sie mit aller Kraft fest und hindert sie daran, ihre Finger aus seinen zu ziehen. Endlich gehört sie wieder ihm, sie kommt mit, sein Traum wird wahr, da kann er doch jetzt nicht schlappmachen!
    Lila atmet keuchend, schluchzt, doch im Auto wird sie sich schon beruhigen. Verbissen humpelt Robert in Richtung der Hecke, zieht Lila hinter sich her. Das Messer in seiner anderen Hand stört, eigentlich braucht er diese Hand, um Zweige und Dornenäste beiseitezuschieben, die er am Eingang des Tunnels zur Tarnung hat stehen lassen. Aber es muss auch so gehen, das Messer braucht er. Sein Bein tut entsetzlich weh und der Stoff der Jeans fühlt sich nass und schwer an von all dem Blut. Rennen müsste er jetzt, rennen! Aber er bringt nur ein mühsames Hinken zustande.
    »Duck dich, kriech da rein und immer weiter«, kommandiert er Lila. »Mach schon! Schnell!«
    Doch Lila zögert. Warum nur? Hinter ihnen brüllt eine Megafonstimme über den Parkplatz, doch Robert hört nicht zu, er will jetzt nicht zuhören, er will endlich los in den Süden. Am besten ist, Lila fährt. Er fühlt sich nicht mehr wirklich gut, es ist, als ob mit dem Blut alle Kraft aus ihm hinausläuft.
    Jetzt weiß er, warum Lila zögert: Sie findet den Eingang in den Heckentunnel nicht! Er streckt den Arm aus, um ihr zu zeigen, wo der Tunnel beginnt, den Arm mit dem Messer ... Sie schreckt zurück, offenbar denkt sie, dass er auf sie einstechen will. Nun kriecht sie rascher durch die dichte Hecke, als er ihr folgen kann. Wenn sie so weiterrast, ist sie gleich an der Straße und dann ...
    »Robert Barsch! Lassen Sie die Waffe fallen!«, dröhnt es aus einem Megafon, und Robert dreht sich um, einen kurzen Moment nur, um zu sehen, wie dicht sie ihm und Lila auf den Fersen sind. Doch in diesem Sekundenbruchteil trifft ihn ein zweiter Schlag ... und die Zeit bleibt stehen.
    Nicht fallen! Bloß nicht hinfallen!, denkt Robert, doch es fühlt sich an, als gehöre sein Körper jemand anderem.
    Er fällt.
    »Was ist los? Was passiert jetzt?« Maja versagt fast die Stimme vor Angst. Aber eine Antwort bekommt sie nicht. »Zugriff! Zugriff!«, ertönt es aus dem Funkgerät, und mit einer Schnelligkeit, die sie ihm nicht zugetraut hätte, springt Krempe aus dem Auto, Dienstwaffe im Anschlag. »Hierbleiben!«, schnauzt er sie an, dann ist er weg.
    Irgendetwas ist passiert, aber von hier aus kann sie nichts sehen. Anscheinend wird Robert Barsch jetzt verhaftet, hat er keine Geisel mehr? Was ist mit Elias, was ist mit ihrer Mutter?
    Maja hält es nicht mehr aus. Sie öffnet die Tür des Wagens, lässt sich hinausgleiten und hastet hinüber in die Deckung einer Betonsäule an der Seitenwand des Einkaufszentrums. Dort auf dem Parkplatz vor dem Getränkemarkt stolpern zwei Menschen davon – ihre Mutter und Elias! Eine dritte Gestalt krümmt sich einen Moment lang, dann hastet sie hinter den anderen beiden her. Ach du große Scheiße, das ist Robert Barsch und gleich hat er Elias eingeholt!
    Ein Schrei steigt in Majas Kehle hoch, gellt über den Parkplatz. Und wird übertönt durch eine andere Stimme, eine dröhnende, von Lautsprechern verstärkte. »Stehen bleiben! Barsch, bleiben Sie

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