Und meine Seele ließ ich zurueck

besaßen, stahl, und so glücklich, jemanden gefunden zu haben, den wir unser Elend bezahlen lassen konnten, dass wir ihn ohne zu überlegen getötet haben, mit Spatenstichen, in einem Zustand beinahe übernatürlicher Begeisterung. Wir haben seinen Leichnam so weit wie möglich weg von unserem Haus gezogen, raus aus dem Dorf. Er hatte ein Foto von einem jungen Mädchen mit einem undankbaren Gesicht bei sich und zwei Briefe, die wir, ohne sie zu lesen, zerrissen haben. Wir nahmen sein Gewehr, seine Brieftasche, seine Dienstmarke und seine Granaten und wir liefen los und schlossen uns dem Maquis im Alta Rocca an, wir liefen, bis wir außer Atem waren, und mein Cousin begann zu jammern Was haben wir nur gemacht, Horace? Was wird jetzt aus uns werden?, aber ich antwortete ihm nichts darauf, es interessierte mich einfach nicht. Meine Hände waren von Blut befleckt und das Leben, das ich gekannt hatte, war vorbei. Ich verspürte weder Freude noch Bedauern darüber. Ich begnügte mich damit, laufen zu können, und ich wusste, dass ich diesen Weg bis zum Ende gehen und dabei das aufkommende Gemurre meines Herzens ersticken würde, und ich bin ihn gegangen, mon Capitaine, ich bin ihn bis September 1943 hinauf auf den Col de Bacinu gegangen, wo die Maschinengewehrschützen der SS-Reichsführer-Division meinen Cousin durchlöcherten, direkt neben mir, und es ihm nicht gewährten, mir zum Abschied mehr als nur einen Tropfen seines Blutes auf meiner Wange zu hinterlassen, ich bin ihn bis in die Kesselschlacht von Kolmar im Januar 1945 gegangen und bis nach Deutschland, und jenseits der Meere, unter den Monsunregenfällen, bin ich ihn bis hin zu Ihnen gegangen, mon Capitaine, zu Ihnen, den ich so sehr liebte. Ich sah Sie und dachte, dass es mir genügen würde, hier zu sterben, damit mein Leben vollkommen wäre. Oh, Sie waren bewundernswert, mon Capitaine, es kostet mich viel Überwindung, es heute zuzugeben, aber es entspricht der Wahrheit, Sie waren mit einer Aura der Gnade versehen, der pursten Gnade, in jeder Ihrer Gesten. Die vietnamesischen Pioniere hoben um unsere Stellungen herum kreisförmige Gräben aus, um sie zu isolieren und zu zerstören, eine nach der anderen, Anne-Marie, Marecelle, Eliane, und tagtäglich drangen aus dem Radio Stimmen unbekannter Kameraden, die von sich gaben Das ist das Ende, Adieu, Jungs, Adieu, Stimmen von unendlicher Traurigkeit und Wut, denen wir dann antworteten Nur Mut, Adieu, Adieu, und dabei darauf warteten, dass unsere Zeit kommen würde, und als unsere Zeit dann kam, da haben Sie ganz einfach gefragt Warum soll man ihnen ihren Job einfach machen?, und wir sind in Richtung des glitschigen Lärms der Schaufeln gekrochen, die sich in rhythmischen Abständen in die von Wasser durchtränkte Erde gruben, wir haben unsere Granaten geworfen, bevor wir uns hinter ihnen in die Gräben geschlichen haben und uns im Nahkampf durchgefochten haben, mit Faustschlägen, Messerstichen, durchgebissen haben wir uns, getragen von einer wunderbaren Trunkenheit, die ich niemals vergessen werde. Als wir wieder zu Atem kamen, haben wir sehen können, dass diejenigen, die wir gerade getötet hatten, nicht älter als fünfzehn oder sechzehn waren. Sie lagen ausgestreckt im Schlamm, schlank und zartgliedrig, und der Tod verlieh ihnen das Aussehen noch ganz kleiner Kinder mit von launenhaften Schnuten verzerrten Gesichtern. Wir haben die Stützpfeiler hochgehen lassen, der Lehm nahm die Kadaver zu sich zurück und wir haben uns zurückgezogen. Tag für Tag haben wir es wiederholt und jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass bald auch ich selbst, mit schlagendem Herzen, eine anbetungswürdige Geliebte treffen werde, die bald darauf schon verenden würde. Als uns der Führungsstab des Generals Giap eine Atempause einräumte, indem er uns ein anderes Ziel anwies, haben Sie uns die Hand geschüttelt, haben erneut gemurmelt Warum ihnen ihren Job einfach machen, nicht wahr?, und haben sich leicht ins Abseits gesetzt, mit geschlossenen Augen. Nein, das war nicht die Hölle und ich fühlte mich mit einer unermesslichen Liebe erfüllt für jeden dieser erschöpften Männer, die um mich herum einschliefen unter schmutzigen und aufgeweichten Decken, vor allem aber für Sie, mein Bruder, mon Capitaine, denn Sie waren es, von dem diese Männer ihren Mut und ihre rätselhafte Schönheit schöpften, und ich weiß, dass diese ohne Sie wie von Wärme beraubte Gestirne erloschen wären. Empören Sie sich nicht, ich bitte Sie, ich habe