Und morgen bist Du tot
ob wir weitere Zuhälter ausfindig machen können.«
Die Polizei sah es lieber, wenn die Mädchen im Bordell arbeiteten, da sie dort sicherer waren als auf der Straße. Das Geschäft mit dem Sex konnte man ohnehin nicht unterbinden. Auch war es so leichter, minderjährige oder illegal ins Land geschleuste Mädchen aufzufinden.
»Bella und Nick, damit würde ich gern Sie beide betrauen«, sagte er.
In Gegenwart einer Frau würden sich die Prostituierten womöglich sicherer fühlen, und als Vater eines kleinen Babys würde Nick Nicholas, anders als Norman Potting, kaum in Versuchung geraten.
»Während meiner Zeit bei der Schutzpolizei hatte ich in Bordellen zu tun«, sagte sie.
Nick Nicholas errötete. »Hauptsache, Sie erklären meiner Frau, was ich dort mache.«
»Frauen verlieren ihren Sexualtrieb, nachdem sie geworfen haben«, bemerkte Norman Potting. »Glauben Sie mir, bald werden Sie ohnehin eine kleine Zugabe benötigen.«
»Norman!«, warnte ihn Grace.
»Sorry, Chief, war nur eine Beobachtung.«
Grace funkelte ihn an. Wenn sich der Mann doch nur auf das beschränken würde, was er wirklich gut konnte. »Bella und Nick, ich möchte, dass Sie mit so vielen Mädchen wie möglich sprechen. Wir wissen, dass manche von ihnen gutes Geld verdienen und mit ihrem Leben ganz zufrieden sind. Es gibt aber auch welche, die mit Schulden erpresst werden.«
»Wie das?«, wollte Guy Batchelor wissen.
»Sie werden von diesen Verbrechern, die ihnen ein herrliches Leben in England versprechen, aus der Armut geholt. Sie bekommen Pass, Visum, Job, Wohnung, aber all das zu einem Preis, den sie niemals zurückzahlen können. Wenn sie in England eintreffen, haben sie zigtausend Pfund Schulden, und irgendein Zuhälter reibt sich schon die Hände. Er steckt sie in ein Bordell, selbst wenn sie erst dreizehn sind, und sagt ihnen, nur so könnten sie ihre Schulden zurückzahlen. Falls sie sich weigern, werde man ihren Familien oder Freunden Schaden zufügen. Die Zuhälter hier haben meist mehr als ein Eisen im Feuer. Sie handeln auch mit Drogen oder, wie es aussieht, mit menschlichen Organen.«
Jetzt hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Meiner Ansicht nach gehören unsere schweren Jungs hier vor Ort ganz oben auf die Liste der Verdächtigen.«
58
GLENN BRANSON HIELT mit dem schwarzen Hyundai am Kreisverkehr und schaute zu der gewölbten Fassade eines modernen Gebäudes hinauf, das ihm sehr gefiel. Es war das Ropetackle Centre for the Arts in Shoreham. Er nahm die erste Ausfahrt und fuhr eine breite Straße entlang, die auf beiden Seiten von Geschäften, Restaurants und Kneipen gesäumt wurde. Alle waren schon mit Lichterketten und Weihnachtsdekorationen geschmückt. Obwohl es halb neun an einem regnerischen Dienstagabend war, herrschte hier reges Treiben.
Es war die Zeit der Weihnachtsfeiern. Ihm persönlich war das egal.
Er fühlte sich schrecklich.
Weihnachten stand vor der Tür, doch Ari weigerte sich, mit ihm darüber zu sprechen. Sollte er die Feiertage etwa allein in Roy Grace’ Wohnzimmer verbringen?
Während der Besprechung hatte er drei Anrufe von ihr auf dem Handy verpasst, doch als er zurückrief, hatte sich ein Mann gemeldet.
Ein Mann in seinem Haus, der ihm mitteilte, seine Frau sei nicht da.
Als Glenn ihn gefragt hatte, wer zum Teufel er eigentlich sei, antwortete der Mann mit einer geschmeidigen, arroganten Stimme, er sei der Babysitter, und Ari befinde sich in ihrem Literaturkurs.
Ein männlicher Babysitter?
Wenn er sich wie ein Teenager angehört hätte, wäre es etwas anderes gewesen. Aber die Stimme klang älter, wie die eines Mannes von über dreißig. Scheiße, wer war der Mann? Als Glenn ihm diese Frage gestellt hatte, antwortete der kleine Mistkerl, er sei ein Freund.
Was zum Teufel dachte sich seine Frau dabei, Sammy und Remi in den Händen eines Mannes zu lassen, den er noch nie gesehen hatte? Herrgott nochmal, er konnte ein Pädophiler sein. Er konnte alles Mögliche sein. Sowie das Gespräch mit Mrs Towers erledigt war, würde er auf dem schnellsten Weg nach Hause fahren und nach dem Rechten sehen. Und dann würde er das Arschloch aus seinem Haus werfen.
Er kam an einem überfüllten Fish-and-Chips-Imbiss vorbei und bemühte sich, im Dunkeln die Hausnummern zu entziffern. Da, Nr. 64. Fünfzig Meter weiter entdeckte er eine kleine Parklücke und manövrierte den Hyundai hinein, bis er Stoßstange an Stoßstange mit dem hinteren Wagen stand. Glenn stieg aus, klappte den Kragen des
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