Und morgen bist Du tot
das war Ihr letztes Gespräch?«
»Ja.«
Sie begann zu schluchzen.
Glenn wartete geduldig, während er seinen Kaffee trank. Als sie sich beruhigt hatte, fragte er: »Ich nehme an, Sie haben versucht, ihn anzurufen.«
»Alle fünf Minuten. Aber er meldet sich nicht. Die Mailbox springt sofort an.«
Glenn notierte sich auch das. Er schaute Janet Towers an und empfand ungeheures Mitleid mit ihr.
Dann erinnerte er sich wieder an den Mann, der sich bei ihm zu Hause gemeldet hatte. Den Mann, der auf seinen Sohn und seine Tochter aufpasste.
Den Mann, den er in diesem Augenblick mehr hasste, als er es jemals für möglich gehalten hätte.
Wenn du mit Ari schläfst, dachte er, dann Gnade dir Gott. Ich reiße dir mit bloßen Händen die Eier ab.
E r zwang sich, Janet Towers anzulächeln, und reichte ihr seine Karte.
»Rufen Sie mich an, falls Sie etwas hören. Wir werden Ihren Mann finden.«
Trotz des Schluchzens lag plötzlich Wut in ihrer Stimme. »Verdammt, ich hoffe, Sie finden ihn, bevor ich es tue. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.« Sie brach wieder in Schluchzen aus.
59
ROY GRACE STECKTE den Schlüssel in Cleos Haustür, in der Hand die teuerste Flasche Champagner, die er je in seinem Leben gekauft hatte.
In diesem Augenblick klingelte sein Handy.
Fluchend holte er es aus der Tasche. »Detective Superintendent Grace.«
Es war ACC Alison Vosper. Genau der Mensch, mit dem er in diesem Augenblick am allerwenigsten sprechen wollte. Zu allem Überfluss schien sie in einer ihrer typischen schlechten Stimmungen zu sein.
»Wo sind Sie?«, wollte sie wissen.
»Ich bin gerade nach Hause gekommen.« Hoffentlich wusste sie zu würdigen, dass es schon nach neun war.
»Ich möchte Sie gleich morgen früh hier sehen. Der Chef hat mit Alan McCarthy über die schlechte Presse gesprochen, die Brighton zurzeit wegen Ihres Falles bekommt.«
McCarthy war der Vorsitzende des Stadtrats.
»Sicher doch«, sagte er und versuchte, seinen Unwillen zu verbergen.
»Sieben Uhr.«
Er stöhnte innerlich. »Wird gemacht!«
»Ich hoffe, Sie können bis dahin über Fortschritte berichten.« Mit diesen Worten hängte sie ein.
Du kannst mich mal, dachte er bei sich und öffnete die Tür.
Cleo kniete in Männerhemd und zerrissenen Jeans im Flur und spielte mit Humphrey Wem gehört die Socke. Der Hund knurrte, winselte und zerrte an der Socke, als hinge sein Leben davon ab.
»Hallo, Liebling!«, sagte Roy.
Sie blickte auf, ohne ihr Tauziehen zu beenden, und schien auch die Flasche nicht zu bemerken, die er triumphierend in die Höhe hielt.
»Hi! Sieh mal, Humphrey, wer hier ist. Unser Detective Superintendent Roy Grace!«
Er kniete sich hin und küsste sie.
Er bekam ein rasches Bussi, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt weiterhin dem Hund. »Champagner! Wie nett!« Dann schaute sie wieder das schwarze, hechelnde Fellbündel an. »Was sagst du dazu, Humphrey? Detective Superintendent Roy Grace hat uns Champagner mitgebracht! Ob das wohl ein Friedensangebot sein soll?«
»Tut mir leid, ich bin spät dran. Ich wurde nach der Besprechung noch aufgehalten.«
Sie zog fest an der Socke, und Humphrey schlitterte auf sie zu, da seine Pfoten keinen Halt auf den polierten Dielen fanden. Er ließ die Socke los, schnappte aber sofort wieder danach. Cleo schaute auf. »Ich habe dir den besten Martini deines Lebens gemixt! Mit einem fantastischen neuen Wodka, den ich entdeckt habe, Kalaschnikow. Er steht im Kühlschrank.« Dann fügte sie hinzu: »Du Glücklicher, jetzt musst du für uns beide trinken!«
Dann wandte sie sich wieder dem Hund zu. »Der hat aber Glück, nicht wahr, Humphrey? Er kommt eine Stunde später als versprochen und bekommt trotzdem was Gutes zu trinken. Und wir beide müssen Wasser trinken. Was sagst du dazu?«
Grace fühlte sich allmählich unbehaglich. Sie wirkte irgendwie distanziert.
»Den werde ich genießen, während wir warten, bis der Champagner kalt genug ist«, sagte er, um sie zu beschwichtigen.
»Weißt du, was mein Vater über Martini sagt?«, fragte Cleo.
Humphrey rannte zurück zu ihr, entriss ihr die Socke und schüttelte sie wild, als wollte er sie umbringen.
»Nein. Was denn?«
» Ich warne vor dem trockenen Martini. Damen trinken niemals mehr als zwei. Bei dreien liegen sie unter dem Tisch. Bei vieren liegt der Gastgeber dabei! «
Grace grinste. »Und was sagt er über edlen Champagner?«
»Nichts. Meist ist er nach dem Martini so hinüber, dass er den Champagner gar nicht mehr
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