Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
hinüber zu dem kleinen Haus mit der leuchtend gelben Tür, das sein Zuhause war. Schaute auf die Fassade, die wie die Berliner Mauer zwischen ihm und seinem Leben stand. Alles war verschwommen. Sein Blick war verschwommen vor lauter Tränen. Die Autofenster waren verschwommen vom peitschenden Regen. Auch sein Verstand war verschwommen, hin- und hergerissen zwischen Liebe, Zorn und Schmerz.
    Er hatte gesehen, wie Ari um kurz nach zehn nach Hause gekommen war. Jetzt wartete er, dass der Babysitter oder wer auch immer der arrogante Kerl sein mochte, das Haus verließ. Mittlerweile war es zwanzig nach zwei, und er war noch immer da. Vor über zwei Stunden waren im Erdgeschoss die Lichter aus- und in ihrem Schlafzimmer angegangen. Schließlich wurde es auch dort dunkel. Mit anderen Worten, sie schlief mit diesem Babysitter. Sie bumste mit ihm in ihrem gemeinsamen Haus.
    Würden Sammy und Remi morgens ins Schlafzimmer laufen, wie sie es immer taten, und aufgeregt »Mama! Papa!« rufen? Und würden sie dann einen fremden Mann im Bett vorfinden? Oder liefen sie inzwischen nicht mehr ins Schlafzimmer? Was hatte sich in den vergangenen Wochen bei ihm zu Hause verändert?
    Glenn hatte das Gefühl, als hätte man ihm ein Messer ins Herz gestoßen und umgedreht.
    Er schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. 2.42 Uhr. Dann auf die Armbanduhr, als hoffte er, dass sich die andere irrte. 2.43 Uhr.
    Ein Mülleimer aus Plastik rollte über den Gehweg. Dann entdeckte er ein blaues Leuchten in den Rückspiegeln. Sekunden später schoss ein Streifenwagen mit Blaulicht und ausgeschaltetem Martinshorn vorbei, bog am Ende der Straße ab und verschwand. Vielleicht fuhren die Kollegen zu einem häuslichen Streit, einem Unfall oder Einbruch, egal. Eigentlich wollte Glenn um jeden Preis hierbleiben, rief dann aber doch zögernd in der Zentrale an. Wenn er einen Dienstwagen benutzte, war er automatisch rufbereit. Außerdem war er trotz aller Katastrophen, die sich in seinem Privatleben abspielten, der Polizei nach wie vor dankbar, dass sie ihm diese Karriere ermöglicht hatte.
    »Hier DS Glenn Branson. Ich habe Rufbereitschaft für die Abteilung Kapitalverbrechen. Sah gerade die Jungs in Saltdean, ist das was für uns?«
    »Nein, die sind zu einem Verkehrsunfall unterwegs.«
    Erleichtert hängte er ein. Konzentrierte sich wieder auf sein Haus. Sein Zorn wuchs. Er interessierte sich nur noch für das, was in diesen vier Wänden vor sich ging.
    Schließlich konnte er sich nicht länger beherrschen. Er stieg aus, überquerte die Straße und ging zur Haustür. Er kam sich wie ein Fremder vor, ein Eindringling, der nicht hierhergehörte.
    Er steckte den Schlüssel ins Schloss und versuchte, ihn umzudrehen. Er bewegte sich nicht. Verwundert zog er ihn heraus und fragte sich, ob er versehentlich den Haustürschlüssel von Roy Grace mitgenommen hatte. Nein, es war der richtige. Er versuchte es noch einmal, vergeblich.
    Dann dämmerte es ihm. Sie hatte das Schloss auswechseln lassen!
    Oh, Scheiße! So nicht, Süße!
    Zahllose Filmszenen mit eifersüchtigen Ehemännern schossen ihm durch den Kopf. Dann explodierte er, und klingelte gute zehn Sekunden lang. Ein scheppernder Ton hallte durchs Haus. Fast beiläufig konstatierte er, dass er noch nie an seiner eigenen Tür geklingelt hatte. Er war wie von Sinnen vor Wut, hämmerte gegen das Holz.
    Über ihm ging Licht an, und er schaute nach oben. Ari stand am Schlafzimmerfenster. Sie stieß das Fenster auf und schaute hinunter. Sie trug ihren rosa Morgenmantel, und das schwarze, geglättete Haar lag wie immer makellos, als wäre sie gerade erst vom Friseur gekommen. So hatte es sogar ausgesehen, nachdem sie eine Wildwasserfahrt unternommen hatten.
    »Glenn? Was zum Teufel machst du hier? Du weckst die Kinder!«
    »Scheiße, du hast das Schloss ausgewechselt!«
    »Ich hatte meinen Schlüssel verloren«, antwortete sie abwehrend.
    »Lass mich rein!«
    »Nein.«
    »Verdammt, das ist auch mein Haus!«
    »Wir hatten vereinbart, uns für eine Weile zu trennen.«
    »Wir hatten aber nicht vereinbart, dass du andere Männer mitbringen und mit ihnen bumsen kannst.«
    »Ich rede morgen mit dir, okay?«
    »Nein, du lässt mich gefälligst rein, und wir reden jetzt miteinander!«
    »Ich mache aber nicht auf.«
    »Dann schlage ich ein Fenster ein, wenn du’s darauf anlegst.«
    »Mach das, und ich rufe die Polizei.«
    »Ich bin die Polizei, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Tu, was du willst. Das hast du doch immer

Weitere Kostenlose Bücher