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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gemacht!«
    Sie knallte das Fenster zu. Er trat zurück, um besser sehen zu können. Die Vorhänge wurden zugezogen, das Licht ausgeschaltet.
    Er ballte die Fäuste. In seinem Gehirn lief alles wie wild durcheinander. Er ging ein Stück die Straße rauf und wieder zurück. Ein Wagen fuhr an ihm vorbei, in dem so laute Rapmusik dröhnte, dass die ganze Karosserie bebte. Wieder schaute er zu seinem Haus hinüber.
    Er war stark versucht, tatsächlich ein Fenster einzuschlagen und dem verdammten Babysitter den Hals umzudrehen.
    Er wusste genau, dass er sich nicht beherrschen könnte, wenn er wirklich hineinging.
    Also machte er kehrt, stieg wieder ins Auto und fuhr zur Küstenstraße hinunter. An der Einmündung blinkte er rechts. Da fiel ihm ein winziger Lichtpunkt auf, weit draußen in der undurchdringlichen Finsternis. Irgendein Schiff auf See.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der sogar den Zorn verdrängte.
    Dieser Gedanke ließ ihn nicht los und nahm weiter Gestalt an, während er über die windgepeitschte Straße durch Rottingdean und Kemp Town fuhr.
    In Roys Haus schenkte er sich einen großen Whiskey ein, setzte sich in einen Sessel und dachte weiter nach.
    Seine Wut auf Ari war noch nicht verebbt, aber der Gedanke lenkte ihn vorübergehend ab.
    In den meisten Schulfächern war er schlecht gewesen, weil ihm sein Vater, der entweder betrunken oder zugedröhnt war und seine Mutter ständig prügelte, immer eingeredet hatte, er tauge nichts. Das Gleiche hatte er auch Glenns Brüdern und Schwestern vorgehalten. Glenn hatte ihm geglaubt und war als Kind von einem Pflegeheim ins nächste gewandert. Geometrie war das einzige Fach gewesen, das ihm Spaß machte. Und er erinnerte sich an eine Sache, die ihn nie richtig losgelassen hatte.
    Triangulierung.

61
    UM NEUN UHR morgens saß Ian Tilling im Casa Ioana am Schreibtisch, las gespannt die ausführliche E-Mail und betrachtete die eingescannten Fotos, die ihm sein alter Kumpel Norman Potting geschickt hatte. Drei Sätze mit Fingerabdrücken, drei Aufnahmen der rekonstruierten Gesichter, zwei junge Männer und ein junges Mädchen, und mehrere Fotos, von denen die Nahaufnahme einer primitiven Tätowierung des Namens Rares am interessantesten war.
    Es tat gut, wieder ein bisschen Ermittlungsarbeit zu leisten. Und da gleich eine Besprechung anstand, kam er sich vor wie in alten Zeiten! Er trank aus seinem Teebecher. Seine alte Mutter in Brighton versorgte ihn regelmäßig mit Twinings English Breakfast, Marmite-Brotaufstrich und Orangenmarmelade von Wilkin & Sons Tiptree. Das waren die einzigen Dinge, die er in Bukarest vermisste und die hier nicht zu bekommen waren.
    Die Sozialarbeiterinnen Andreea und Dorina saßen auf Holzstühlen vor dem Schreibtisch. Dorina war dreiundzwanzig und mit ihrem Ehemann aus Moldawien hierhergezogen.
    Zuerst berichtete Andreea. Sie stimmte ihm darin zu, dass Rares ein relativ vornehmer Name und somit ungewöhnlich für ein Straßenkind sei. Sie vermutete, die Tätowierung sei selbstgemacht, was darauf hindeutete, dass das Mädchen eine Zigeunerin war. Sie fügte hinzu, es sei mehr als ungewöhnlich, wenn ein Roma-Mädchen einen Nichtroma zum Freund gehabt habe.
    »Wir könnten einen Aufruf ans Schwarze Brett hängen, zusammen mit den Fotos«, schlug Dorina vor. »Mal sehen, ob unsere obdachlosen Klienten vielleicht wissen, wer die drei waren.«
    »Gute Idee«, erwiderte Tilling. »Ich möchte, dass Sie alle anderen Obdachlosenheime anrufen. Andreea, Sie könnten die Unterlagen bitte zu den drei Fara-Heimen bringen.«
    Bei diesen Einrichtungen handelte es sich um zwei Waisenhäuser in der Stadt und einen Bauernhof auf dem Land, die von Michael und Jane Nicholson, einem englischen Ehepaar, gegründet worden waren. Alle drei nahmen Straßenkinder auf.
    »Das erledige ich gleich heute Morgen.«
    Tilling bedankte sich und schaute auf die Uhr. »Um halb zehn habe ich eine Besprechung auf dem Polizeirevier. Könnten Sie beide bitte die Unterbringungsstellen in allen sechs Verwaltungsbezirken kontaktieren?«
    »Damit haben wir schon angefangen«, antwortete Dorina. »Aber die Reaktion war negativ. Gleich die erste Stelle hat sich geweigert, uns zu helfen. Sie sagen, sie könnten keine vertraulichen Informationen herausgeben. Die Polizei müsse die Ermittlungen einleiten und nicht der Leiter irgendeines karitativen Vereins.«
    Tilling schlug mit der Faust auf den Tisch. »Scheiße! Wir wissen doch alle, wie viel Hilfe wir von der verdammten Polizei

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