Und morgen bist Du tot
»Also, zunächst einmal sind die Jungs von der Specialist Search Unit heute Nachmittag rausgefahren und haben sich die Gegend angesehen, in der die Scoob-Eee zuletzt geortet wurde. Trotz dies miesen Wetters haben sie eine Anomalie auf dem Meeresboden festgestellt, deren Abmessungen sich in etwa mit denen des vermissten Bootes decken. Sie hat auch die Form eines Bootes, befindet sich in etwa dreißig Metern Tiefe zweiundzwanzig Kilometer südlich von Black Rock. Natürlich könnte es sich um ein altes Wrack handeln. Sie werden morgen tauchen, falls es das Wetter erlaubt.«
»Fahren Sie mit, Glenn?«, erkundigte sich DI Mantle.
»Na ja …« Er zögerte. »Wenn ich die Wahl habe, lieber nicht.«
»Ich finde, Sie sollten mitfahren. Für den Fall, dass sie etwas finden«, sagte sie.
»Sehr nützlich werde ich dabei kaum sein, wenn ich die ganze Zeit kotzend auf dem Boden liege.«
»Wenn man sich erbricht, sollte man immer die Seitenlage einnehmen«, erklärte Potting. »Auf diese Weise erstickt man nicht.«
»Danke für den guten Rat, Norman. Ich werde ihn mir zu Herzen nehmen.«
»Ich mache mir eher Gedanken wegen der Personalsituation«, warf Grace ein. »Wenn man davon absieht, dass die Scoob-Eee benutzt wurde, um zwei der drei Leichen zu bergen, gibt es kaum eine Verbindung zu unserer Ermittlung. Wäre es gerechtfertigt, Glenn schon wieder dafür abzustellen?«
»Ja«, erwiderte dieser düster wie ein Mann, der sich auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung befindet. »Ich habe nämlich das Ergebnis vom Labor zu den beiden Zigarettenkippen, die ich im Hafen gefunden habe. Ich hatte doch berichtet, dass ich am Freitagmorgen jemanden bemerkt habe, der das Boot zu beobachten schien.«
Grace nickte.
»Die nationale Datenbank in Birmingham hat eine absolute Übereinstimmung mit einer Person festgestellt, die kürzlich auf Ersuchen von Europol in die Datenbank aufgenommen wurde. Er operiert unter zwei verschiedenen Namen. Hier nennt er sich Joe Baker, heißt aber eigentlich Vlad Cosmescu. Er ist Rumäne.«
Grace überlegte einen Moment. Joe Baker. Dem gehörte der schwarze Mercedes, den er beim Joggen bemerkt hatte. War das ein bloßer Zufall?
»Das ist interessant«, sagte Bella Moy. »Sein Name ist nämlich gestern Abend auch gefallen. Er hat zwei Mädchen laufen, die erst vor kurzem aus Rumänien hier eingetroffen sind.«
»Er scheint wirklich der Mann der Stunde zu sein«, sagte Grace und holte einige Unterlagen aus einem braunen Umschlag. »Die Genies unserer Fingerabdruckabteilung haben es tatsächlich geschafft, klare Abdrücke von einem Außenbordmotor zu nehmen, der einige Zeit im Meer gelegen hat. Heute Nachmittag bekamen sie den dazugehörenden Namen von Europol. Ratet mal, wer es ist?«
»Unser neuer bester Freund, Vlad der Pfähler?«, riet DS Bachelor.
»Volltreffer!«
»Sollen wir ihn verhaften?«, fragte Norman Potting. »Diese Rumänen sind ohnehin alle Verbrecher.«
»Das ist äußerst rassistisch«, sagte Bella scharf.
»Nein, die reine Wahrheit.«
»Aus welchem Grund wollen Sie ihn denn verhaften, Norman? Weil er geraucht hat? Weil er einen Außenbordmotor ins Meer geworfen hat? Oder einfach, weil er Rumäne ist?«, fragte Grace.
Potting senkte den Blick und knurrte etwas Unverständliches.
»Hatte die Scoob-Eee einen Außenbordmotor, Glenn?«, wollte E-J wissen.
»Nein. Ich habe jedenfalls keinen gesehen.«
»Wissen wir, wo dieser Baker alias Cosmescu wohnt?«
»Er gehört schon seit einigen Jahren zur örtlichen Bordellszene, Roy«, antwortete Bella. »Es dürfte nicht allzu schwer sein, an seine Adresse zu gelangen.«
»Soll ihn jemand befragen?«, erkundigte sich DI Mantle.
»Ich glaube nicht, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon mit ihm sprechen sollten. Falls er etwas vorhat, warnen wir ihn höchstens. Allerdings wäre es denkbar, ihn überwachen zu lassen.« Er schaute in seine Notizen. »Wie sieht es mit den übrigen Ermittlungsansätzen aus?«
»Zwei Kollegen haben sämtliche Lieferanten für PVC-Planen im Umkreis befragt. Bisher ohne Ergebnis«, sagte David Browne.
»Nick und ich haben gestern Abend zwölf Bordelle abgeklappert«, erklärte Bella Moy und nahm sich ein Malteser.
»Nick, da müssen Sie aber ganz schönes Stehvermögen haben!«, sagte Norman Potting.
Nicholas errötete und lächelte halbherzig. Grace musste ein Grinsen unterdrücken. In den letzten Tagen war Potting ungewöhnlich ruhig gewesen, was vermutlich auf seine Eheprobleme zurückzuführen
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