Und morgen bist Du tot
war. Eine erfreuliche Entwicklung. Potting war zwar ein guter Ermittler, doch Grace war mehr als einmal kurz davor gewesen, ihn wegen seiner anstößigen Bemerkungen vor die Tür zu setzen.
Er wandte sich an Bella. »Und?«
»Nichts außer Cosmescu. Wir haben keine Mädchen gefunden, die sich erkennbar in Not befanden.«
»Wie gut, dass es in unseren Bordellen so harmonisch zugeht«, bemerkte Grace sarkastisch.
»Wir machen heute weiter«, sagte sie.
Grace schaute Potting an. »Haben Sie etwas von Ihrem Mann in Rumänien erfahren?«
»Vielleicht höre ich morgen früh von ihm.«
Grace notierte sich das.
»Gut, vielen Dank. Wie ist es mit den Leuten, die von der Warteliste für eine Transplantation gestrichen wurden?«
»Ich befürchte, das ist eine Niete, Roy«, sagte Potting. »Zunächst einmal haben wir es mit der guten alten ärztlichen Schweigepflicht zu tun. Außerdem ist die Transplantationsliste nicht in Stein gemeißelt. Ich habe mit einem hilfsbereiten Facharzt vom Royal South London gesprochen, das auf solche Operation spezialisiert ist. Er sagte, dass sie jede Woche eine Besprechung abhalten, bei der sie die Liste überprüfen. Da es so wenige Spender gibt, ändern sich die Prioritäten jede Woche, abhängig von der Dringlichkeit. Und wir sprechen von Krankenhäusern in ganz Großbritannien. Wir müssten vor Gericht ziehen, um die Akten jeder einzelnen Person einzusehen. Wir brauchen einen medizinischen Insider.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, einen hilfsbereiten Transplantationschirurgen, dem die Ärzte vertrauen würden. Jemanden, der den Überblick hat.«
»Ich habe eine Information, die interessant sein könnte«, meldete sich Emma-Jane Boutwood. »Ich habe versucht, unzufriedene Transplantationschirurgen im Internet zu finden. Leute, die das System kritisieren und damit an die Öffentlichkeit gegangen sind.«
»In welcher Weise kritisieren?«, wollte DI Mantle wissen.
»Ich denke da beispielsweise an einen Chirurgen, der es nicht unethisch findet, menschliche Organe zu kaufen«, erwiderte die junge Ermittlerin. »Und ich habe jemanden gefunden, der auf mehreren Seiten erscheint. Sein Name ist Sir Roger Sirius.«
Sie schaute Grace an, der aufmunternd nickte.
»Er wurde von einem der britischen Pioniere der Lebertransplantationschirurgie ausgebildet. Danach war er einige Jahre Oberarzt im Royal South London Hospital. Er setzte sich aktiv für eine Änderung des Organspenderechts ein, wollte ein System einführen, bei dem man sich ausdrücklich gegen eine Organspende aussprechen muss. Ansonsten würden beim Tod automatisch Organe entnommen. Dieses System gilt beispielsweise in Spanien. Noch interessanter wird es, wenn man liest, dass er in den vorzeitigen Ruhestand trat, nachdem es im Krankenhaus eine Auseinandersetzung deswegen gegeben hatte. Danach ging er ins Ausland.«
Sie blickte auf ihre Notizen.
»Man findet ihn auf einigen Internetseiten, die mit Kolumbien zu tun haben, einem Land, das tief in den internationalen Organhandel verstrickt ist. Anscheinend hat er eine Weile dort gearbeitet. Dann taucht er plötzlich in Rumänien auf.«
»Rumänien?«, fragte Grace.
E-J nickte. »Er legt Wert auf einen luxuriösen Lebensstil. Fliegt seinen eigenen Hubschrauber, fährt schicke Autos und besitzt ein riesiges Anwesen bei Petworth hier in Sussex.«
»Interessant«, bemerkte DI Mantle. »Das mit Sussex, meine ich.«
»Vor vier Jahren hat er einen erbitterten und teuren Scheidungskrieg geführt. Jetzt ist er mit einet ehemaligen Miss Rumänien verheiratet. Das wär’s fürs Erste.«
»Gute Arbeit, E-J«, lobte Grace. »Ich glaube, wir sollten uns mal mit ihm unterhalten.«
Er überlegte. Seine beschränkten Erfahrungen mit leitenden Medizinern hatten in ihm den Eindruck erweckt, dass es sich um arrogante, aufgeblasene Menschen handelte. Guy Batchelor mit seinem Public-School-Hintergrund wäre vermutlich der Richtige, um einen Mann wie Sir Roger Sirius zu befragen.
»Guy, das dürfte in Ihr Gebiet fallen. Sie sollten mit E-J zusammen hinfahren.«
»Geht in Ordnung, Chef.«
»Sagen Sie ihm, dass wir in drei Todesfällen ermitteln und einen Organhändlerring dahinter vermuten. Wir wären dankbar für seine Einschätzung, wo man nach solchen Leuten suchen kann. Schmeicheln Sie ihm ruhig, päppeln Sie sein Ego – und behalten Sie ihn genau im Auge. Passen Sie auf, wie er reagiert.«
Er schaute wieder in seine Notizen. »Wer kümmert sich um die Telefonnummer, die wir aus
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