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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Gesichter.
    »Stopp!«, krächzte Caitlin und drängte sich an den Tisch. Dort riss sie dem überraschten Chirurgen das Skalpell aus der Hand, wobei sie sich selbst in den Finger schnitt. »Sofort aufhören! Sie sind böse!«
    Rasch musterte sie den Körper des jungen Mädchens. Es waren keinerlei Spuren irgendeiner Verletzung zu erkennen.
    »Junge Frau, Sie müssen sofort den Raum verlassen«, sagte der ältere Mann, dessen elegante Aussprache durch die Maske gedämpft wurde. »Sie kontaminieren den Operationssaal. Und das geben Sie mir sofort zurück!«
    »Lebt sie noch?«, kreischte Caitlin mit letzter Kraft.
    Über den Bildschirm neben dem Operationstisch flackerten für sie unverständliche Wellenlinien, und auf den Bildschirmen der übrigen Geräte leuchteten Symbole und Zahlen auf.
    »Was zum Teufel geht dich das an?«, explodierte er. Der sichtbare Teil seines Gesichts hatte sich dunkelrot verfärbt.
    »Eine ganze Menge«, erwiderte Caitlin schwer atmend. Dann zeigte sie mit der freien Hand auf sich selbst. »Ich soll ihre Leber bekommen.«
    Verblüfftes Schweigen.
    Draguta brüllte ihr einen Befehl zu, als wäre sie ein Hund.
    »Ja, im Augenblick lebt sie noch«, antwortete der jüngere Mann.
    Sie schoss vor und riss mit der freien Hand die Kanülen aus Simonas Arm, packte die Schläuche am Hals und riss an den EKG-Elektroden.
    Der Chirurg hielt sie an den Schultern fest. »Bist du verrückt geworden?«
    Caitlin biss ihn kräftig in die Hand. Der Chirurg schrie auf, und sie konnte sich losreißen. Die Augen über den Masken schauten sie schockiert und unsicher an. Dann kam die Krankenschwester auf sie zu.
    Caitlin hob das Skalpell wie einen Dolch. Jetzt war ihr alles egal.
    »Nehmt sie vom Tisch!«, sagte sie mit brechender Stimme. »Nehmt sie sofort von diesem Tisch!«
    Das gesamte Team stand reglos da und starrte sie an.
    Nur die große Krankenschwester packte Caitlin am Arm und riss sie zu sich, zerrte sie zur Tür, wobei Caitlins Turnschuhe auf dem Boden wegrutschten, als sie sich wehren wollte.
    »Lass mich los, du hässliche Scheißkuh«, zischte sie.
    Als die Krankenschwester die Tür öffnen wollte, riss Caitlin sich mit aller Kraft los, stolperte, streckte den Arm mit dem Skalpell aus, um sich abzustützen. Dabei traf sie den Wangenknochen der Frau, und das Skalpell durchschnitt das rechte Auge und den Nasenrücken.
    Die Frau stieß einen furchtbaren Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. Blut spritzte in alle Richtungen. Sie taumelte gegen jemanden und kreischte schrill. Einige Mitglieder des OP-Teams eilten herbei und fingen sie auf.
    In dem Durcheinander merkte niemand, wie Caitlin aus dem Raum taumelte.

116
    MARLENE HARTMANN LIEF BESORGT über den gekachelten Flur. Als sie die Schreie hörte, war es um ihre eiserne Haltung geschehen. Sie rannte los. Der Lärm kam aus dem Operationssaal.
    Sie stürmte durch den Vorratsraum und entdeckte ihr Team, das sich verzweifelt um die gewichtige Krankenschwester bemühte, deren Gesicht und Kittel über und über mit Blut besudelt waren. Sie schlug wild um sich und kreischte hysterisch, während Sir Roger Sirius und diverse Kollegen mit ihr rangen. Simona lag auf dem Operationstisch, Kabel und Schläuche waren überall verstreut.
    »Verdammt nochmal, was ist denn hier los?«
    »Das Mädchen ist verrückt geworden«, keuchte Sirius.
    Bevor er weitersprechen konnte, rammte Draguta ihm die Faust an die Wange, dass er rückwärts zu Boden stürzte.
    Marlene rannte hinüber und half ihm auf die Füße. Er schien wie betäubt.
    »Da draußen ist ein Polizeihubschrauber!«, schrie sie. »Wir müssen alles tarnen! Reißt euch zusammen! Kapiert ihr das nicht?«
    »Ich bin blind!«, brüllte Draguta auf Rumänisch. »Gott steh mir bei, ich bin blind!«
    »Stellt sie ruhig«, befahl Marlene. »Bringt sie zum Schweigen. Schnell!«
    Ein Anästhesist schnappte sich eine Spritze und eine Ampulle vom Instrumentenwagen.
    »Wir müssen Draguta in eine Augenklinik bringen«, erklärte eine OP-Schwester.
    »Wo ist das englische Mädchen? Wo ist Caitlin? Wo ist sie geblieben?«
    Sie erntete nur verständnislose Blicke.
    »WO IST DAS ENGLISCHE MÄDCHEN?«, brüllte Marlene.

117
    DER SCHWINDEL WURDE SCHLIMMER. Caitlin war eiskalt, der Schneeregen traf sie ins Gesicht. Sie prallte gegen die Mauer, drückte sich ab und fiel fast zu Boden. Jeder Schritt kostete sie ungeheure Mühe. Erst ein Fuß, dann der andere. Jetzt hatte sie fast die Vorderseite des Hauses erreicht. Sie

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