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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Metallspinden, in der ein einsamer OP-Kittel an einem Haken hing.
    »Du ziehst dich um. Du legst Sachen in Schrank 14. Ich warte.«
    Sie schloss die Tür.
    Caitlin starrte auf die Spinde und schluckte. Sie zitterte. Aus dem Schloss von Nr. 14 ragte ein Schlüssel mit einem Armbändchen hervor, wie man sie im Schwimmbad bekam.
    Sie hatte Angst vorm Schwimmen. Sie brauchte festen Boden unter den Füßen. Jetzt verlor sie den Boden unter den Füßen.
    Sie setzte sich schwankend auf eine Holzbank und kratzte sich den Bauch. Sie fühlte sich müde, einsam und krank. Sie wollte einfach nicht mehr krank sein. Das Jucken sollte aufhören. Die Angst.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt.
    Die Wände schienen näher zu rücken. Sie einzuquetschen. Zu zermalmen. Alles drehte sich. Gedanken kamen und gingen. Sie musste schnell sein, wenn sie sie erwischen wollte, bevor sie verblassten.
    Man verbarg etwas vor ihr. Alle taten das. Sogar ihre Mutter. Aber was? Und wieso? Was wussten alle, das sie nicht wusste? Mit welchem Recht hatten die überhaupt Geheimnisse vor ihr?
    Sie stand auf, zog ihren Dufflecoat aus und setzte sich wieder. Der Raum rotierte noch schneller als zuvor. Ihr Bauch tat wieder weh. Es war, als würden tausend Mücken gleichzeitig auf sie einstechen.
    »Verpiss dich«, stieß sie mit lauter Stimme hervor. »Verpiss dich, Schmerz.«
    Sie stand wieder auf, um ihren Mantel in den Schrank zu hängen, zögerte aber. Sie legte ihn auf die Bank und öffnete die Tür.
    Der Flur lag verlassen da. Mit unsicheren Schritten trat sie hinaus, schloss die Tür hinter sich, schaute misstrauisch in beide Richtungen, wobei ihr alles vor den Augen verschwamm, und ging ein Stück nach rechts. Auf der linken Seite war eine Tür. Darauf stand: EINTRITT OHNE STERILE KLEIDUNG STRENGSTENS VERBOTEN. Sie blinzelte, bis sie die Aufschrift lesen konnte.
    Caitlin drückte die Klinke hinunter und stolperte in ein enges, fensterloses Zimmer, in dem Medizinbedarf gelagert wurde. Es gab einen stählernen Rollwagen, einen deckenhohen Schrank mit Glastüren, hinter denen sich OP-Bedarf stapelte, eine Reihe von Sauerstoffzylindern auf dem Boden und verschiedene Monitore. Am Ende des Raums befand sich eine Tür mit einem runden Fenster.
    Sie blickte in einen hypermodernen OR Darin drängten sich Leute in grünen Kitteln mit Schutzkappen, weißen Masken und fleischfarbenen Handschuhen. Die meisten standen um einen hell erleuchteten Metalltisch, auf dem ein nacktes Mädchen lag, das schon für eine Operation vorbereitet war. Von ihren Krankenhausaufenthalten und aus ihren Lieblingsserien Dr. House und Grey’s Anatomy kannte sie viele der Geräte, an die das Mädchen angeschlossen war. Den endotrachealen Tubus, die nasogastrale Sonde, die peripheren und zentralen Venenkatheter, die EKG-Elektroden auf ihrer Brust, den PiCCO-Monitor, den Pulsoximeter, den Blasenkatheter.
    Ein älterer Mann mit einem Skalpell in der Hand unterhielt sich mit einem jüngeren Kollegen, wobei er mit einem Finger Linien auf dem Körper nachfuhr. Vermutlich deutete er an, wo er die Schnitte setzen wollte.
    Obwohl das Gesicht des Mädchens fremd wirkte, erkannte Caitlin es sofort.
    Es war das rumänische Mädchen, dessen Foto ihnen die beiden Polizisten gezeigt hatten.
    Das Mädchen, das angeblich bei einem Autounfall in Rumänien gestorben war. Wenn das so wäre, würde man doch sicher Spuren am Körper sehen, oder? Zumindest Schnitte, blaue Flecken oder Schürfwunden.
    Dieses Mädchen hingegen sah aus, als ob es schliefe.
    Caitlin drückte die Augen zu und machte sie wieder auf, schaute angestrengt hin. Am Körper war keine einzige Verletzung zu erkennen.
    Wieder hörte sie die Worte des Detective Superintendent in ihrem Kopf.
    Ihr Name ist Simona Irimia. Soweit wir wissen, ist sie noch am Leben und unversehrt. Man hat sie nach England geschmuggelt und wird sie töten, damit Ihre Tochter ihre Leber bekommen kann.
    Er hatte die Wahrheit gesagt.
    Die deutsche Frau hatte gelogen.
    Ihre Mutter hatte gelogen.
    Sie wollten dieses Mädchen töten. Vielleicht war es schon tot.
    Plötzlich ertönte hinter ihr eine wütende Stimme, die in gebrochenem Englisch brüllte: »Was du hier suchen?«
    Sie drehte sich um und sah Draguta auf sich zustapfen.
    Caitlin drückte heftig gegen die Tür, doch sie rührte sich nicht. Dann bemerkte sie den Griff, riss daran und taumelte hinein. Zorn brodelte in ihr. Zorn und Hass auf diese ganzen Leute. Auf ihre maskierten

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