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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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was sie soeben gesagt hatte.
    Lynn saß wie betäubt da, das Telefon am Ohr.
    »Hallo? Mrs Beckett?«
    Ihr Gehirn war wie gelähmt.
    »Ja«, sagte Lynn, »ja.«
    »In einer Stunde ist der Krankenwagen bei Ihnen.«
    »Gut, nur die Sache ist die …« Sie verstummte.
    »Hallo?«
    »Ich bin noch da.«
    »Das Organ ist gut geeignet.«
    »Okay, in Ordnung.«
    »Haben Sie irgendwelche Bedenken, über die Sie gerne sprechen möchten?«
    Lynn versuchte verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. Was zum Teufel sollte sie jetzt machen? Zu Marlene Hartmann gehen und sagen: Nein, danke, es hat sich erledigt?
    Über ihr kreiste ein Polizeihubschrauber.
    Und Marlene Hartmann war weggelaufen.
    Wenn nun alles schiefging, trotz des Geldes, das sie bezahlt hatte? Vielleicht wäre es selbst jetzt noch vernünftiger, die legale Transplantation zu wählen.
    Und doch hatten sie beim letzten Mal den Alkoholiker vorgezogen.
    Wenn das noch einmal passierte, würde Caitlin sterben.
    »Wollen Sie über Ihre Bedenken sprechen, Mrs Beckett?«
    »Beim letzten Mal war es sehr schlimm. Ich möchte nicht, dass Caitlin das noch einmal durchmachen muss.«
    »Das kann ich gut verstehen. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass unser Spezialist bei dieser Leber kein Hindernis entdeckt, aber bislang sieht es gut aus.«
    Lynn setzte sich. Sie musste unbedingt in Ruhe nachdenken.
    »Ich muss Sie zurückrufen. Wie lange können Sie mir geben?«
    Shirley Linsell klang überrascht: »Zehn Minuten. Danach muss ich den nächsten Empfänger auf der Liste anrufen. Ich glaube, es wäre ein furchtbarer Fehler, wenn Sie das Angebot nicht annähmen.«
    »Also, zehn Minuten, vielen Dank. Ich melde mich gleich.«
    Sie hängte ein. Dann versuchte sie, das Für und Wider abzuwägen, ohne sich von dem gezahlten Geld beeinflussen zu lassen.
    Eine sichere Leber in dieser Klinik gegenüber einer unsicheren in London.
    Caitlin musste mitentscheiden. Sie schaute auf die Uhr. Noch neun Minuten.
    Sie eilte nach draußen auf den Flur. Rechts war eine Tür angelehnt. Ein kleiner Umkleideraum mit Spinden und einer Bank. Darauf lag Caitlins Dufflecoat.
    Ihre Tochter musste in der Nähe sein. Links befand sich eine offene Tür, durch die man in einen Lagerraum blickte. Dahinter befand sich ein Operationssaal.
    Sie schaute durch das runde Fenster in der Tür. Ein nacktes, bewusstloses Mädchen lag intubiert auf dem OP-Tisch. Es war nicht Caitlin. Mehrere Leute in grüner OP-Kleidung hievten gerade eine blutverschmierte Krankenschwester vom Boden. Entsetzt erkannte Lynn Draguta, die Caitlin abgeholt hatte.
    Ihre Kehle war jetzt wie zugeschnürt. Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Sie stieß die Tür auf.
    »Entschuldigen Sie! Entschuldigen Sie bitte! Weiß jemand, wo meine Tochter ist? Caitlin?«
    Einige drehten sich um und starrten sie an.
    »Ihre Tochter?«, fragte ein junger Mann.
    »Ja, sie soll hier operiert werden. Eine Transplantation.«
    Der Chirurg blickte von der Krankenschwester wieder zu Lynn. »Das glaube ich nicht. Nicht jetzt.«
    »Wo ist sie?« Sie schrie ihn beinahe an, ihre Angst wurde schlimmer. »Was ist hier los? Wo ist sie?« Sie deutete auf Draguta. »Was ist passiert?«
    »Ich glaube, Sie sollten selbst mit Ihrer Tochter sprechen.«
    »Wo ist sie denn? Bitte, wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Lynn sah wieder auf die Uhr. Noch sieben Minuten.
    In Panik rannte sie zurück und schrie laut nach ihrer Tochter.
    Sie riss eine Tür auf, aber es war nur ein Wäscheraum. Im nächsten stand ein einsamer Computertomograph.
    »Caitlin!«, kreischte sie verzweifelt, stürzte nach draußen auf den verlassenen Hof. Es war eiskalt. Sie schaute sich verzweifelt um und rief wieder Caitlins Namen.
    Unter Tränen kehrte sie zurück in die Verwaltung. Überraschte Mitarbeiter schauten von ihren Computern hoch. Dann entdeckte sie eine kleine Hintertreppe. Sie sprintete hinauf und landete vor einer schweren Tür mit der Aufschrift STERILER BEREICH. ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE STRENGSTENS UNTERSAGT.
    Sie war nicht abgeschlossen. Lynn gelangte in einen weiteren Krankenhausflur und von dort aus auf eine kleine Intensivstation. Dort standen sechs Betten, drei waren belegt. In einem befand sich ein langhaariger Mann Anfang vierzig, der wie ein Rocksänger aussah, im nächsten ein Junge in Caitlins Alter und im dritten eine Frau, die sie auf Ende fünfzig schätzte. Alle drei hatten Schläuche in Mund und Nase und waren an ein Gewirr von Kabeln und weiteren Schläuchen

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