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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sah einen Parkplatz. Mehrere Reihen Autos.
    Sie verschwammen und wurden wieder scharf.
    Sie taumelte durch ein Blumenbeet und wäre beinahe hingefallen. Ihr iPod baumelte am Kabel herunter und schlug gegen ihr Knie. Alles juckte schrecklich.
    Sie werden wütend auf mich sein. Mum. Luke. Dad. Oma. Scheiße, sie werden wütend sein. Scheiße. Scheiße. Wütend.
    Über ihr erklang ein ohrenbetäubendes Dröhnen.
    Sie blickte auf, kratzte sich wie wahnsinnig die Brust. Etwa hundert Meter über ihr schwebte ein blau-gelber Hubschrauber wie ein riesiges mutiertes Insekt. Auf der Seite war das Wort POLIZEI zu lesen.
    Scheiße. Scheiße. Scheiße. Die wollten sie verhaften, weil sie die Krankenschwester verletzt hatte.
    Sie drückte sich gegen die Wand und rang nach Luft. Die Mauer hinter ihr bewegte sich, sie schwankte. Zentimeter für Zentimeter schleppte sie sich vorwärts. Da war der runde Vorplatz. Der Hubschrauber beschrieb einen großen Bogen. Sie entdeckte ein Taxi in den gleichen Farben wie das, in dem sie hergekommen waren.
    Neben der Fahrertür stand eine Frau mit Pelzmantel und seidenem Kopftuch und bezahlte. Dann ging sie mit ihrem Rollkoffer zur Eingangstür.
    Caitlin taumelte auf das Taxi zu und schwenkte die Arme.
    »Hallo!«, rief sie. »Hallo!«
    Der Fahrer hörte sie nicht.
    »Hallo!«
    Er stieg ein.
    Sie griff nach der Beifahrertür und klammerte sich mit aller Kraft daran. Schaffte es, sie zu öffnen. »Bitte, bitte – sind Sie frei?«, keuchte sie.
    »Tut mir leid, Schätzchen, das ist nicht meine Gegend. Ich darf hier keine Fahrgäste aufnehmen.«
    »Bitte, wohin fahren Sie denn? Könnten Sie mich einfach so mitnehmen?«
    Er war ein älterer Mann mit weißem Haar und freundlichem Gesicht.
    »Ich fahre zurück nach Brighton. Steig ein.«
    »Danke, vielen Dank.«
    Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Im Wagen roch es durchdringend nach dem Parfum der Frau.
    »Alles in Ordnung, Schätzchen? Du blutest ja.«
    »Ich habe mir nur die Hand in einer Tür geklemmt.«
    »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten. Soll ich dir ein Pflaster geben?«
    Caitlin schüttelte heftig den Kopf. »Nein, danke, es geht schon.«
    »Bist du hier in Behandlung?«
    Sie nickte und versuchte verzweifelt, die Augen offen zu halten.
    »Ganz schön teuer, wie ich höre.«
    »Meine Mutter bezahlt dafür«, flüsterte sie.
    Er beugte sich zu ihr und schnallte sie an.
    Als sie das Tor zur Straße erreichten, war sie fast bewusstlos.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ja, die Behandlung macht nur so müde.«
    »Davon hab ich keine Ahnung, ist nicht meine Liga.«
    »Liga«, wiederholte sie. Sie spürte, wie er Gas gab.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte er beharrlich.
    »Mir geht’s gut.«
    Wenige Minuten später kamen ihnen drei Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene entgegen. Kurz darauf ein vierter.
    »Da ist doch etwas im Busch«, sagte der Fahrer.
    »Shit happens.«
    »Erzähl mal.«

118
    LYNN WAR BEUNRUHIGT, nachdem die Organhändlerin in Panik aus dem Raum gestürzt war. Sie trat ans Fenster, um nach der Ursache des unablässigen Dröhnens zu sehen. Panik stieg in ihr auf, als sie den kreisenden Polizeihubschrauber bemerkte.
    Er flog niedrig, als suchte er etwas – oder jemanden.
    Etwa sie?
    Ihr Magen fühlte sich an, als wäre er mit Eis gefüllt.
    Bitte, nein, bitte, lieber Gott. Nicht jetzt. Lass es nach der Operation geschehen, danach ist mir alles egal.
    Lass nur die Operation gut verlaufen.
    Sie war so angespannt, dass sie ihr Handy zuerst nicht hörte. Dann wühlte sie hektisch in der Handtasche. Auf dem Display stand unbekannter Anrufer.
    Sie meldete sich.
    »Mrs Beckett?«, fragte eine Frauenstimme, die ihr bekannt vorkam.
    »Hier spricht Shirley Linsell vom Royal South London Hospital.«
    »Oh, ja, hallo«, sagte sie überrascht.
    »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Wir haben eine Leber, die für Caitlin passen könnte. Könnten Sie in einer Stunde losfahren?«
    »Eine Leber?«, fragte sie verständnislos.
    »Genauer gesagt, es ist eine Split-Leber. Das Spenderorgan ist sehr groß.«
    »Verstehe.« Ihre Gedanken liefen wild durcheinander. Split-Leber. Ihr wollte nicht einmal einfallen, was das Wort überhaupt bedeutete.
    »Wäre eine Stunde in Ordnung?«
    »Eine Stunde?«
    »Bis der Krankenwagen Sie und Caitlin abholt, meine ich.«
    Plötzlich wurde Lynn ganz heiß. Es fühlte sich an, als würde ihr Kopf jeden Moment explodieren.
    »Tut mir leid, wie war das?«
    Geduldig wiederholte Shirley Linsell,

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