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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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demselben Schema ab. Das Problem war, dass sie nicht nur aufgehört hatte, Glenn zu lieben, sondern ihn nicht einmal mehr mochte. Grace hielt sie für eine jener Frauen, die in einer Beziehung nie zufrieden waren, doch wann immer er das seinem Freund begreiflich machen wollte, ging dieser in die Defensive. Er schien noch immer auf eine Lösung zu hoffen, so unwahrscheinlich dies auch sein mochte.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Kumpel. Hast du heute Morgen viel zu tun?«
    »Schon, aber es kann alles ein paar Stunden warten. Wieso?«
    »Gestern hat ein Baggerschiff eine Leiche geborgen. Ich habe DI Mantle die Verantwortung übertragen, aber sie ist heute und morgen bei einem Seminar im Bramshill Police College. Ich dachte, du könntest mit zur Autopsie kommen.«
    Branson schüttelte ungläubig den Kopf. »Mensch, Junge, du weißt wirklich, wie man jemanden aufbaut! Willst du meine Stimmung mit einer Wasserleiche heben und das an einem nassen Novembermorgen? Mann, ich werde mich totlachen.«
    »Vielleicht täte es dir ganz gut, jemanden zu sehen, der noch schlimmer dran ist als du.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Außerdem wird Nadiuska die Autopsie durchführen.«
    Abgesehen von ihren beruflichen Fähigkeiten und ihrem fröhlichen Wesen, war Nadiuska de Sancha eine blendend aussehende Frau. Ein beeindruckender Rotschopf mit toller Figur und russischen Aristokraten im Stammbaum. Sie sah zehn Jahre jünger aus, als sie war, und flirtete gern, obwohl sie glücklich mit einem bedeutenden Schönheitschirurgen verheiratet war. Sie hatte einen boshaften Sinn für Humor, und Grace kannte niemanden bei der Sussex Police, der nicht auf sie stand.
    »Ah, das hattest du noch gar nicht erwähnt«, sagte Branson, wobei ein Leuchten über sein Gesicht ging.
    »Du bist natürlich nicht so oberflächlich, dass du deine Entscheidung davon abhängig machen würdest.«
    »Du bist der Boss. Ich mache, was immer du sagst.«
    »Ehrlich? Das ist mir neu.«

25
    SERGEANT TANIA WHITLOCK zitterte, da ständig ein kalter Luftzug durch das Fenster neben ihrem Schreibtisch drang. Die rechte Seite ihres Gesichts schien allmählich zu Eis zu erstarren. Sie trank Kaffee und sah auf die Uhr. Zehn nach elf. Der Tag war halb vorbei und der Stapel von Berichten und Formularen, die sie noch zu bearbeiten hatte, erschreckend hoch. Draußen nieselte es vom grauen Himmel. Sie blickte auf die grasbewachsene Landebahn und den Parkplatz des Flughafens Shoreham, des ältesten zivilen Flughafens der Welt. Er war 1910 im äußersten Westen von Brighton and Hove angelegt worden und wurde heutzutage meist von Privatmaschinen und Flugschulen benutzt. Vor einigen Jahren war in unmittelbarer Nachbarschaft ein Industriegebiet entstanden, und dort war auch die Specialist Search Unit der Sussex Police in einem umgebauten Lagerhaus untergebracht.
    Tania hatte den ganzen Morgen über praktisch keine Flugzeuge gehört, auch Hubschrauber waren kaum gestartet und gelandet. Bei diesem Wetter schien niemand gerne zu fliegen. Die niedrige Wolkendecke schreckte unerfahrene Piloten, die nur für den Sichtflug ausgebildet waren, natürlich ab.
    Bitte lass es so ruhig bleiben, dachte sie und wandte sich wieder ihrer augenblicklichen Aufgabe zu. Es war ein Standardformular für den Leichenbeschauer. Darauf musste sie beschreiben, wie Mitglieder ihres Teams am vergangenen Freitag im Yachthafen von Brighton getaucht waren, um die Leiche eines Bootsbesitzers zu bergen, der nach Zeugenaussagen anscheinend betrunken von der Gangway gefallen war, während er einen Außenbordmotor auf den Rücken geschnallt hatte.
    Sie war neunundzwanzig, klein und schlank, mit einem wachen, attraktiven Gesicht und langen dunklen Haaren. Trotz der dicken blauen Fleecejacke, der weiten blauen Hose und der Arbeitsstiefel wirkte sie zart und zerbrechlich. Wer sie zum ersten Mal sah, hätte kaum vermutet, dass sie fünf Jahre bei einer Eliteeinheit der Polizei von Brighton and Hove gearbeitet hatte, die für Razzien und Verhaftungen zuständig war und bei öffentlichem Aufruhr und anderen Situationen eingesetzt wurde, in denen mit Gewalt zu rechnen war.
    Die Specialist Search Unit bestand aus neun Beamten. Steve Hargrave war Tiefseetaucher von Beruf gewesen, bevor er zur Polizei ging. Die anderen waren bei der Tauchschule der Polizei in Newcastle ausgebildet worden. Ein Mitglied des Teams war ein ehemaliger Marine, ein anderer früher Verkehrspolizist gewesen – und eine Legende bei der Polizei, weil er seinen

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