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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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eigenen Vater verwarnt hatte, als er diesen ohne Sicherheitsgurt erwischte. Tania war die einzige Frau und leitete die Einheit, die allgemein als die härteste der gesamten Sussex Police galt.
    Sie hatten die Aufgabe, Leichen und menschliche Überreste zu bergen und an Orten nach Beweismitteln zu suchen, die für gewöhnliche Beamte zu gefährlich waren oder deren Fähigkeiten überstiegen. Meist wurden sie damit beauftragt, Opfer unter Wasser zu bergen – aus Kanälen, Flüssen, Seen, Brunnen und dem Meer –, aber ihre Einsätze waren nicht darauf beschränkt. Höhepunkte, oder besser gesagt Tiefpunkte, der vergangenen zwölf Monate waren die Bergung von siebenundvierzig einzelnen Körperteilen bei einem besonders entsetzlichen Autounfall gewesen, bei dem sechs Menschen gestorben waren, und der verbrannten Überreste von vier Menschen, die dem Absturz eines Leichtflugzeugs zum Opfer gefallen waren.
    Der Humor half der Einheit dabei, mit der Arbeit fertig zu werden, und alle Mitglieder hatten einen Spitznamen. Sie selbst hieß Schlumpf, weil sie klein war und unter Wasser blau wurde. Von allen Kollegen, mit denen sie bei der Polizei gearbeitet hatte, war dieses Team am besten. Sie mochte und respektierte jeden Einzelnen, ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Sie blätterte um und machte weitere Notizen auf dem Vordruck. Dann klingelte das Telefon, und sie meldete sich ein wenig zerstreut.
    Als sie die Stimme hörte, wurde sie sofort aufmerksam. Es war Detective Superintendent Roy Grace von der Kripozentrale, der wohl kaum anrufen würde, um über das Wetter zu plaudern.
    »Hi, wie geht’s denn so?«
    »Danke, gut, Roy«, sagte sie und versuchte, begeisterter zu klingen, als sie sich fühlte.
    »Ich habe gerüchteweise gehört, dass Sie demnächst heiraten.«
    »Nächsten Sommer«, sagte sie.
    »Der Glückliche!«
    »Vielen Dank, Roy! Sagen Sie ihm das bitte auch. Und, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich befinde mich gerade im Leichenschauhaus. Es geht um eine Autopsie, wir haben einen jungen Mann hier, der gestern vom Baggerschiff Arco Dee geborgen wurde, etwa zehn Seemeilen südlich vom Hafen Shoreham.«
    »Ich kenne die Arco Dee – sie arbeitet meist vor Shoreham und Newhaven.«
    »Ich glaube, Ihre Leute müssen runter und nachsehen, ob dort unten noch etwas zu finden ist.«
    »Welche Informationen können Sie mir geben?«
    »Wir haben eine ziemlich genaue Position für den Fundort. Die Leiche war in Plastikfolie gewickelt und mit Gewichten beschwert. Es könnte sich um eine Seebestattung handeln, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich nehme an, die Arco Dee hat die Leiche in einem ausgewiesenen Abbaugebiet gefunden«, sagte sie und begann, sich Notizen zu machen.
    »Ja.«
    »Für Seebestattungen gibt es ein festgelegtes Gebiet. Denkbar wäre, dass die Leiche von der Strömung weggetragen wurde, doch bei einer professionellen Bestattung ist so was unwahrscheinlich. Soll ich rüberkommen?«
    »Falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Ich könnte in einer halben Stunde da sein.«
    »Danke.«
    Sie hängte ein und verzog das Gesicht. Eigentlich hatte sie an diesem Tag früher Feierabend machen wollen, um ihrem Verlobten Rob etwas Besonderes zu kochen. Er aß gerne thailändisch, und sie hatte auf dem Weg zur Arbeit schon alle Zutaten besorgt, darunter auch frische Krabben und einen ansehnlichen Seebarsch. Rob war Pilot bei British Airways auf Langstreckenflügen. Ab morgen wäre er wieder für neun Tage unterwegs. So wie es sich anhörte, hatten sich ihre Pläne für den Abend soeben verabschiedet.
    Die Tür ging auf, und Steve Hargrave, Spitzname Gonzo, schaute herein. »Ich wollte mal sehen, ob du beschäftigt bist, Chef, sonst könnten wir ein bisschen quatschen.«
    Ihr Lächeln war so ätzend, dass es einen Stahlträger aufgelöst hätte. Er machte einen Schritt nach hinten, als er ihr Missfallen bemerkte, und fügte hinzu: »Falscher Moment, was?«
    Sie lächelte unbeirrt weiter.

26
    WER BIST DU?, fragte sich Roy Grace und schaute auf die nackte Leiche des unbekannten Mannes, die im kalten Schein der Deckenlampen auf dem Untersuchungstisch aus Edelstahl lag. Das Kind von jemandem. Vielleicht ein Bruder. Wer liebte dich? Wen wird dein Tod zutiefst erschüttern?
    Früher hatte er sich immer gegruselt, wenn er ins Leichenschauhaus musste, doch das hatte sich geändert, seit Cleo Morey vor achtzehn Monaten die Stelle der leitenden Leichenbeschauerin übernommen hatte. Inzwischen kam er geradezu eifrig und

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