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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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mit Jason Stathams einsamem Helden identifizieren konnte. Manchmal schaute er sich auch Sexfilme an, wenn er mit einem seiner Mädchen zusammen war. Außerdem trainierte er jeden Tag zwei Stunden in einem großen Fitnessstudio. Alles andere langweilte ihn, sogar das Essen. Es war einfach nur Treibstoff, also aß er, wenn es sein musste, und niemals mehr, als nötig war. Wie es schmeckte, interessierte ihn nicht, und er konnte nicht verstehen, weshalb die Briten so besessen von Kochsendungen waren.
    Er mochte Spielcasinos wegen des Geldes. Dort konnte man es sehen, seinen Geruch einatmen, es hören, berühren und sogar aus der Luft herausschmecken. Dieser Geschmack war köstlicher als jedes Essen. Geld bedeutete Freiheit und Macht, die Fähigkeit, sein Leben und das seiner Familie zu ändern.
    Cosmescu konnte dadurch seiner behinderten Schwester Lenuta helfen, die in einem camin spital, einem staatlichen Heim, im Dorf Plataresti gelebt hatte, vierzig Kilometer nordöstlich von Bukarest. Heute wohnte sie in einem wunderschönen Heim in Montreux mit Blick auf den Genfer See.
    Als er sie vor zehn Jahren nach langen Nachforschungen und der Zahlung hoher Bestechungsgelder endlich gefunden hatte, galt sie als hoffnungsloser Fall. Obwohl sie schon elf war, lag sie in einem alten Gitterbett und bekam nichts als Milch und zerstoßene Getreidekörner. Sie war bis aufs Skelett abgemagert und hatte einen Hungerbauch. Ein Stofffetzen diente als Windel. Sie sah aus wie ein KZ-Opfer.
    In dem überfüllten Zimmer standen dreißig Gitterbetten wie Tierkäfige in einem Labor. Es stank überwältigend nach Erbrochenem und Exkrementen. Es gab ältere Kinder, allesamt auf irgendeine Weise zurückgeblieben, die auch nur mit Milch und zerstoßenem Getreide ernährt wurden, obwohl manche schon Teenager oder noch älter waren. Sie schlangen ihre flüssige Nahrung herunter und streckten die Arme durch die Gitter, um den Kleineren und Schwächeren die Flaschen wegzuschnappen. Die unausgebildete und unfähige Aufseherin saß ungerührt in ihrem Büro.
    Als die Kugel wieder durch den Kessel ratterte, vibrierte Cosmescus Handy. Er holte es aus der Tasche und registrierte gleichzeitig die Gewinnzahl. Siebzehn. Scheiß e. Ein schlechter Tag für ihn, Totalverlust. Er trat ein Stück vom Tisch weg, gab die Nummer mit den Zehen ein und schaute aufs Display. Die SMS kann vom se f.
     
    Muss dich sofort sprechen.
     
    Cosmescu verließ das Casino und ging über den Parkplatz zum Pub, in dem sich ein Münztelefon befand. Er schickte die Nummer des Telefons als SMS und wartete. Keine Minute später klingelte es. Im Pub war viel Betrieb, und er musste den Hörer dicht ans Ohr halten.
    »Ja?«, meldete er sich.
    »Du hast es vermasselt«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Und zwar richtig.«
    Cosmescu telefonierte einige Minuten, bevor er an den Tisch im Casino zurückkehrte. Nun war seine Konzentration dahin. Er verlor immer mehr, überschritt sein Limit, verspielte 2300 und dann sogar 2500 Pfund, doch statt aufzuhören, trieb ihn der Zorn immer weiter an. Der Zorn und der Wahn des Spielers.
    Um zwanzig nach drei machte er endlich Schluss und hatte über 5000 Pfund verloren. So viel wie nie zuvor an einem einzigen Abend.
    Dennoch gab er dem Mädchen an der Garderobe und dem Parkwächter den üblichen druckfrischen Zehn-Pfund-Schein als Trinkgeld.

24
    UM KURZ NACH HALB SECHS verließ Roy Grace in Jogginganzug, Baseballkappe und Laufschuhen Cleos Haus. Die Straßenlaternen tauchten alles in ein bernsteinfarbenes Licht, und der kalte Wind blies ihm einen salzigen Nieselregen ins Gesicht.
    Er brannte förmlich vor Aufregung und hatte kaum geschlafen, weil er die ganze Zeit an Cleo und das Baby denken musste. Es war ein unglaubliches Gefühl. Er hätte es in diesem Augenblick nicht in Worte fassen können. Er spürte eine ganz neue Kraft, eine neue Verantwortung, zum ersten Mal in seiner Karriere würden sich seine Prioritäten ändern.
    Er ging über den Hof und zum Tor hinaus, schaute die Straße entlang, ob alles in Ordnung war. So waren alle Polizisten, denen er je begegnet war. Sobald man einige Jahre bei der Truppe war, schloss man automatisch alles ab und schaute sich immer und überall um. Grace bezeichnete es scherzhaft als Kultur des gesunden Misstrauens, und sie war ihm mehr als einmal zugutegekommen.
    Als er an diesem Donnerstagmorgen Ende November losjoggte, war sein Beschützerinstinkt gegenüber Cleo größer denn je. Nichts auf der

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