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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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absolut benötigten. Sie bezahlten sie mit Kreditkarte, um die Beträge
dann in kleinstmöglichen Monatsraten abzustottern.
    Im Fernsehen hatte Spencer davon gesprochen, dass diejenigen, die vor fünfzig Jahren in IBM oder Xerox investiert hätten, zu Millionären geworden seien. »Sie werden
nicht nur anderen helfen, indem Sie Gen-stone kaufen,
sondern Sie werden außerdem ein Vermögen machen.«
Lügner! Lügner! Lügner! – das Wort explodierte in Neds
Kopf.
    Von der Fifth Avenue war er zu einer Haltestelle
gelaufen, wo er den Bus zurück nach Yonkers nehmen
konnte. Er wohnte dort in einem alten zweistöckigen
Holzhaus. Er und Annie hatten vor zwanzig Jahren das
Erdgeschoss gemietet, als sie frisch verheiratet waren.
    Im Wohnzimmer herrschte ein heilloses Durcheinander.
Er hatte sämtliche Artikel über das Flugzeugunglück und
den untauglichen Impfstoff ausgeschnitten und über den
Couchtisch verstreut. Die Zeitungsreste hatte er auf den
Boden geschmissen. Als er nach Hause gekommen war,
hatte er die Artikel noch einmal gelesen, jeden einzelnen.
    Als es allmählich dunkel wurde, hatte er keinen
Gedanken ans Abendessen verschwendet. Er war nur noch
selten hungrig. Um zehn Uhr hatte er eine Decke und ein
Kissen geholt und sich auf die Couch schlafen gelegt. Er
benutzte das Schlafzimmer nicht mehr. Es ließ ihn spüren,
wie sehr ihm Annie fehlte.
    Nach der Beerdigung hatte der Pfarrer ihm eine Bibel in
die Hand gedrückt. »Ich habe einige Stellen für Sie zum
Lesen angekreuzt, Ned«, hatte er gesagt. »Vielleicht hilft
es Ihnen.«
    Er interessierte sich nicht besonders für die Propheten,
aber beim Durchblättern war er auf eine Stelle im Buch
Hesekiel gestoßen. »Ihr habt das Herz des Gerechten mit
Lügen verzagt gemacht, obwohl ich nicht gewollt habe,
dass er betrübt werde.« Es las sich, als ob der Prophet über
Spencer und ihn sprach. Es bewies, dass Gott zornig war
auf Menschen, die anderen Menschen Leid zufügten, und
dass es sein Wille war, dass sie bestraft wurden.
    Ned war eingeschlafen, kurz nach Mitternacht jedoch
wieder aufgewacht mit dem deutlichen Bild des Herrenhauses in Bedford vor Augen. An Sonntagnachmittagen
war er mehrere Male mit Annie daran vorbeigefahren,
nachdem er die Aktien erworben hatte. Sie hatte sich nicht
darüber beruhigen können, dass er das Haus in Greenwood
Lake, das er von seiner Mutter geerbt hatte, einfach verkauft hatte, um das Geld in Gen-stone-Aktien zu investieren. Sie war im Gegensatz zu ihm nicht davon überzeugt
gewesen, dass sie mit den Aktien reich werden würden.
    »Das war unser Heim für unsere alten Tage«, hatte sie
ihn angeschrien. Ein anderes Mal hatte sie geweint. »Ich
will nicht in so einem Schloss leben. Ich habe das Haus
geliebt. Ich habe so viel Arbeit hineingesteckt und es so
schön hergerichtet, und du hast nicht einmal mit mir
darüber geredet, dass du es verkaufen willst. Wie konntest
du mir das nur antun, Ned?«
    »Mr. Spencer hat mir versichert, ich würde nicht nur
anderen Menschen helfen, indem ich Aktien kaufe,
sondern eines Tages so ein Haus wie dieses besitzen.«
    Selbst das hatte Annie nicht überzeugen können. Dann
war es passiert, vor zwei Wochen, als Spencers Flugzeug
abgestürzt war und sich die Nachricht verbreitete, dass es
Probleme mit dem Impfstoff gab. Sie war völlig außer sich
geraten. »Ich rackere mich acht Stunden am Tag im Krankenhaus ab. Du bist auf diesen Betrüger reingefallen und
hast dir diese blöden Aktien andrehen lassen, und jetzt
werde ich wohl für den Rest meines Lebens weiterschuften müssen.« Sie hatte so heftig geweint, dass sie die Worte nur mit Mühe herausbrachte. »Alles, was du anpackst,
geht schief, Ned. Du verlierst jedes Mal deinen Job, weil
du dich mit jedem anlegst. Und wenn du dann endlich mal
etwas hast, dann lässt du es dir von irgendeinem Kerl abschwatzen.« Sie hatte sich die Autoschlüssel geschnappt
und war hinausgerannt. Mit quietschenden Reifen war sie
im Rückwärtsgang auf die Straße geschossen.
    Die darauf folgende Szene kehrte ständig vor Neds
innerem Auge wieder. Das Müllauto, das rückwärts
herangefahren kam. Das Kreischen der Bremsen. Wie der
Wagen sich zuerst aufgebäumt und dann überschlagen
hatte. Wie der Tank explodiert war und das Auto sofort in
Flammen aufging.
    Annie. Tot.
Sie waren einander in diesem Krankenhaus vor über
zwanzig Jahren zum ersten Mal begegnet, als er hier als
Patient gelegen hatte. Er hatte

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