Und morgen in das kühle Grab
Boden vor
dem Vordersitz. Er sperrte die Türen ab und preschte los.
»Ned, was ist denn los? Bitte, Ned, was machst du mit
mir?«, jammerte sie. Sie kauerte auf dem Boden und hielt
sich den Kopf an der Stelle, wo sie an das Armaturenbrett
gestoßen war.
Mit einer Hand hielt er das Gewehr auf sie gerichtet.
»Ich will nicht, dass du überall rumerzählst, dass ich mit
Streichhölzern gespielt habe.«
»Aber Ned, warum sollte ich das denn tun?« Sie fing an
zu weinen.
Er lenkte den Wagen zum Picknickbereich im County
Park.
Vierzig Minuten später war er wieder zu Hause. Es hatte
am Finger und an der Hand wehgetan, als er abgedrückt
hatte, aber er hatte nicht danebengeschossen. Er hatte
Recht gehabt. Es war nicht anders, als auf Eichhörnchen
zu schießen.
24
NACHDEM ICH DAS HOSPIZ verlassen hatte, war ich
zum Büro gefahren, aber weder Don noch Ken waren da.
Ich machte mir Notizen über die Dinge, die ich mit ihnen
am nächsten Morgen besprechen wollte. Zwei Köpfe sind
besser als einer, und drei besser als zwei – was natürlich
nicht immer stimmt, aber hundertprozentig zutrifft, wenn
man mit Leuten wie Don und Ken arbeiten darf.
Es gab eine Reihe von Fragen, die ich mit ihnen
diskutieren wollte. Beabsichtigte Vivian Powers, sich
irgendwo mit Nicholas Spencer zu treffen? Waren die
Aufzeichnungen von Dr. Spencer wirklich verschwunden,
oder waren sie nur ins Spiel gebracht worden, um die
Geschichte zu vernebeln und Zweifel an Spencers Schuld
zu wecken? War in der Brandnacht noch ein Unbekannter
im Haus gewesen? Und schließlich die wichtigste aller
Fragen überhaupt: Hatte Nick Spencer den Impfstoff
tatsächlich an einem Krebspatienten im Endstadium
getestet, der dann später in der Lage gewesen war, das
Hospiz zu verlassen?
Ich war fest entschlossen, den Namen dieses Patienten
herauszufinden.
Warum erzählte er nicht jedem, der es hören wollte, dass
sich sein Zustand gebessert hatte? Wollte er zunächst
abwarten, dass die Besserung anhielt, oder wollte er nicht
zum Objekt eines unkalkulierbaren Medienrummels
werden? Ich konnte mir die Schlagzeilen ausmalen, die es
geben würde, wenn die Nachricht durchsickerte, dass der
Impfstoff von Gen-stone doch wirksam sei.
Und wer war der andere Patient, von dem Dr. Clintworth
vermutete, er habe den Impfstoff erhalten? Gab es nicht
doch noch eine Möglichkeit, sie zu überzeugen, mir seinen
Namen zu verraten?
Nicholas Spencer hatte mit der Schwimmmannschaft der
Highschool an Wettbewerben teilgenommen. Sein Sohn
klammerte sich an die Hoffnung, dass er noch am Leben
war, weil er sich in seiner Zeit am College im Kunstflug
geübt hatte. Vor diesem Hintergrund schien es denkbar,
dass er imstande gewesen sein könnte, einen Unfalltod ein
paar Meilen vor der Küste vorzutäuschen und
anschließend an Land zu schwimmen.
Ich lechzte danach, all diese Fragen mit meinen beiden
Kollegen zu diskutieren. Leider blieb mir jedoch nichts
anderes übrig, als mir ausführliche Notizen zu machen.
Nachdem es mittlerweile fast sechs Uhr war und der Tag
ereignisreich genug, beschloss ich, nach Hause zu gehen.
Auf meinem Anrufbeantworter hatten sich einige
Nachrichten angesammelt – darunter Freundinnen, die
sich mit mir treffen wollten, sowie ein Anruf von Casey,
ich solle ihn bis sieben Uhr zurückrufen, wenn ich Lust
auf Pasta im Il Tinello hätte. Ich hatte Lust, beschloss ich
und versuchte, mir darüber klar zu werden, ob ich mich
geschmeichelt fühlen sollte, weil er mich zweimal
innerhalb einer Woche zum Essen einlud, oder ob ich
mich als »Notlösung« betrachten sollte, weil er alle
anderen Leute, mit denen er regelmäßig ausging, bereits
ergebnislos abgeklappert hatte.
Ich ließ die Frage offen, stoppte den Anrufbeantworter
und rief Casey auf seinem Handy an. Wir führten eines
unserer gewohnt kurzen Telefongespräche.
»Dr. Dillon.«
»Ich bin’s, Casey.«
»Einverstanden mit Pasta heute Abend?«
»Ja.«
»Acht Uhr im Il Tinello?«
»Mhm.«
»Super.« Klick.
Ich hatte ihn einmal gefragt, ob er am Krankenbett
denselben Gewehrsalven-Stil pflege wie am Telefon, aber
er hatte mir versichert, dass dies nicht der Fall sei. »Hast
du eine Ahnung davon, wie viel Zeit die Leute am Telefon
verplempern?«, hatte er gefragt. »Ich hab darüber mal ‘ne
Untersuchung gemacht.«
Ich war neugierig geworden. »Wo hast du diese
Untersuchung gemacht?«
»Zu Hause, vor zwanzig Jahren. Meine Schwester, Trish.
Als wir auf der
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